DGB 14 - Ketzerfürst
ein Meisterwerk in den Archiven der Flotte gehandelt, und ein
Kurier überbrachte ihm sogar eine Note vom Karmesinroten Lord persönlich, der ihm
für die Aufnahme dankte.
Als sie nach rund eineinhalb
Jahren in der wirbelnden Einöde des Warp in den Raum zurückkehrten, um sich der
Gefechtsflotte zu nähern, da war es Ishaq unmöglich gewesen, sich nicht vom Zauber
des Augenblicks mitreißen zu lassen.
Mit der Kamera in der Hand, die
ungefähr die Größe und das Heft eines schweren Knüppels aufwies, hatte er die
Augenlinse auf den Anblick vor der Luke gerichtet, um aufzunehmen, wie die
großen Kriegsschiffe an ihnen vorbeizogen.
Und dann auf einmal war es
aufgetaucht, das Flaggschiff von Lord Argel Tal, eine graue Festung, die trotz ihrer
weltenzerstörenden Waffen Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte.
Die De Profundis, Ishaqs
neues Zuhause.
Vor Ehrfurcht bekam er den Mund
nicht mehr zu, während er ein Foto nach dem anderen schoss. Eines davon — sogar
eines der allerersten — zeigte das Kriegsschiff aus einer Perspektive, die es
wie eine steinerne und stählerne Bastion der imperialen Macht erscheinen ließ.
Das Sternenlicht sorgte für grelle Spiegelungen auf der Panzerung, eine Statue
des Primarchen ragte aus dem Schiff empor — Lorgar, die Arme zur Leere
ausgestreckt, von der fernen Sonne des Systems mit einem Strahlenkranz umgeben.
Klick machte die Kamera, und
augenblicklich verliebte sich Ishaq Kadeen in sein Werk.
Das war vor drei Wochen
gewesen. Drei Wochen, die er damit verbracht hatte, wieder von der Inspiration
auserwählt zu werden.
Drei Wochen bis zu diesem Tag. Im
Steuerbordhangar wimmelte es von gelandeten Waffenschiffen, Frachtern und
Containern, außerdem von einem Heer aus Servitoren, Tech-Adepten und
menschlichen Crewmitgliedern, die alle ihren Aufgaben nachgingen.
Thunderhawks wurden beladen,
ihre geschwungenen Tragflächen wurden von ganzen Raketenbatterien nach unten
gezogen, während bei den Verteidigungstürmen kistenweise Gurte mit
Boltergeschossen montiert wurden. Ringsum war das Scheppern und Dröhnen
schwerer Maschinen zu hören, was für Ishaqs Kater alles andere als erfreulich
war.
Im Herzen dieses organisierten
Chaos befand sich das Auge des Sturms, ein Platz, der für die vorgesehene
Landung frei gehalten worden war. Ishaq stand am Rand dieser freien Fläche und
war an diesem Morgen einer von vielen Augenzeugen der Geschehnisse.
Ein Blick nach links ließ ihn
einen Schwarm weiterer Memoratoren entdecken. Dort war Marsin, ein Maler, der
etwas auf seinem Skizzenblock festhielt, da Lueianna, eine magere, blasse Frau,
die mit den unterschiedlichsten Flötenarrangements ganze Konzerte komponierte,
außerdem Hellic, von dem Ishaq fast mit Sicherheit noch Geld vom letzten Kartenspiel
bekam.
Was genau machte Hellic noch
mal? War er auch ein Komponist?
Ishaq war sich nicht sicher.
Was immer auch sein Memoratorenkollege tat, um sich künstlerisch auszudrücken,
er war auf jeden Fall ein hundsmiserabler Kartenspieler.
Die Gesegnete Dame war
natürlich auch anwesend. In ihrem arterienroten Kleid hob sie sich von ihren
Dienstmädchen und ihren Begleitern ab, und eigentlich wäre sie in dieser
Aufmachung in einem terranischen Ballsaal besser aufgehoben gewesen als im
schmierigen, ölgeschwärzten Hangar eines Kriegsschiffs. Sie sah nicht älter aus
als Ende zwanzig, doch da sie schon seit einer Weile der Flotte angehörte,
musste es in jüngerer Zeit zu erheblichen Verjüngungsoperationen gekommen sein.
Ishaq verlor einige Minuten
damit, sie einfach nur anzusehen.
Ihre Haut war dunkel, wenn auch
nicht so dunkel wie seine eigene, weshalb sie eindeutig einem Wüstenvolk
entstammen musste. Ihm war auf Anhieb klar, warum man sie als gesegnet
bezeichnete. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der sich mit solch
gemächlicher, müheloser Anmut bewegte und dessen Lächeln von so
unterschwelliger Brillanz war. Jedes Mal, wenn sie mit jemandem aus ihrem
Gefolge ein paar Worte wechselte, lächelte sie mit einer bezaubernden
Schüchternheit, als würde sie mit demjenigen einen heimlichen Scherz teilen.
Das war der Augenblick, in dem
Ishaq beschloss, dass er sie wollte.
Einen Moment lang war er sich
sicher, dass sie ihn ansah. Aber hieß es nicht, sie sei blind? War das
vielleicht nur ein Gerücht, das verbreitet wurde, um sie noch etwas geheimnisvoller
wirken zu lassen? Eine Ehrengarde der Imperialen Garde hatte sich ebenfalls
eingefunden. In Weiß gekleidete Offiziere des 54. Euchar standen
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