DGB 14 - Ketzerfürst
Türglocke wurde einmal
betätigt.
Argel Tal knurrte tief und
benötigte mehrere Sekunden, nur um ein einziges Wort zu sprechen: »Wer?« Der
Wandlautsprecher zischte. »Aquillon hier.« Der Word Bearer verdrehte die
tränenden Augen, um seine Retina-Chrono zu sehen. Beim Anblick der digitalen
Runen wurde ihm klar, dass er irgendetwas vergessen hatte, irgendein Ereignis
... Er konnte nicht klar denken, Speichel lief ihm zwischen den schmerzenden Zähnen
hervor.
»Ja?«
»Sie sind nicht zu unserem
Training erschienen.« Ja, genau. Das war es. Das tägliche Training.
»Entschuldigung. Meditation.«
»Argel Tal?«
»Meditation.« Es folgte eine
Pause. »Na gut, dann werde ich später wiederkommen.« Argel lag auf dem Deck,
zitterte und flüsterte Mantras in der colchisianischen Kernsprache, befreit von
ihren terranischen und gotischen Wurzeln.
Irgendwann hatte er in einem
Dunstschleier aus Schmerzen seine Gefechtsklinge gezogen. Mit zitternden
Fingern hatte er das Schwert benutzt, um die Innenseite seines Panzerhandschuhs
aufzuschneiden, damit die sengende Hitze nachließ, die von seinem Blut ausging.
Was aus der Wunde tropfte, war wie kochendes Öl, das Blasen warf und sich in
zischenden Rinnsalen durch die Deckplatten fraß.
Die Wunde schloss sich so
langsam, wie ein Lächeln allmählich verblasste. Sogar der Schnitt in seiner
Rüstung wuchs auf abscheulich organische Weise zu.
Nachdem eine weitere Stunde
verstrichen war, gelang es ihm endlich, sich wieder aufzurichten. Dabei hatte
er sich genügend in der Gewalt, um nicht erneut zu zittern.
Über Kom hörte er seine Krieger
lachen, weinen und andere Gefühlsregungen äußern, die einem Astartes
üblicherweise nicht über die Lippen kamen.
»Xaphen.« Der Ordenspriester
benötigte mehrere Sekunden, ehe er sich meldete. »Bruder?«
»Wir müssen ... das ... vor den
Custodes geheim halten. Gib das an alle weiter. Sag, die Gal Vorbak sollen
meditieren, Buße tun, solange wir auf dem Weg nach Isstvan sind.«
»Wir können sie auch einfach
töten«, gab Xaphen bellend zurück.
»Bringen wir sie jetzt um. Die
Zeit ist gekommen.«
»Sie sterben«, konterte Argel
Tal und schluckte einen ätzenden Klumpen, »wenn der Primarch das anordnet. Verbreite
auf dem Schiff, dass die Gal Vorbak Buße tun und jeden Kontakt mit der
Außenwelt ablehnen.«
»Zu Befehl.« Im Hintergrund
hörte er seine Brüder schreien und heulen. Über Kom waren dumpfe Schläge zu
vernehmen, die davon rühren mussten, dass die Krieger mit Fäusten oder Stirn
gegen eine Wand schlugen. Er konnte nicht atmen, er musste diesen beengenden Helm
loswerden. Selbst die warme, aufbereitete Schiffsluft war besser, als in diesem
Gestank nach Asche und Glut zu ersticken.
Finger griffen nach den
Verschlüssen am Kragen, aber jeder Ruck schüttelte seinen ganzen Kopf durch.
Der Helm wollte sich nicht öffnen. Irgendwie hatte der kalte Schweiß ihn an
seinem Kopf festgeklebt.
Argel Tal erreichte die Tür und
drückte auf die Aktivierungsfläche. Kaum hatte sich die Tür geöffnet, setzte der
Karmesinrote Lord zu einem schwankenden Marsch durch den Korridor an. Sein Ziel
war der einzige Zufluchtsort, auf den sich sein rasender Verstand konzentrieren
konnte.
»Herein«, sagte sie.
Das Erste, was sie hörte, war
das Servo-Schnarren der Gelenke einer Rüstung, untermalt von den donnernden Schritten,
die für Astartes so typisch waren. Sie setzte zum Reden an, doch der Geruch
ließ sie innehalten. Es war ein aggressiver Gestank nach Chemie und
geschmolzenem Metall, begleitet von Geruch brennender Kohle.
Die Schritte waren
unregelmäßig, führten aber in ihr Quartier und endeten mit einem lauten Knall
von Keramit auf Metall, der ihr Bett erschütterte. Unterdessen glitt die Tür
wieder zu. Sie saß auf der Kante ihrer Matratze und starrte blind in die
Richtung, aus der sie den Astartes hatte hinfallen hören.
»Cyrene«, sagte der Krieger.
Trotz der angestrengten Stimme wusste sie sofort, wen sie vor sich hatte.
Wortlos ließ sie sich vom Bett
gleiten und tastete nach ihm. Ihre Finger berührten die glatte Rüstung seiner
Beinschienen und den eingerissenen Augenblickseid, der dort festgemacht war. Da
sie nun einen Bezug dazu hatte, wie er auf dem Boden lag, konnte sie
weitergehen, bis sie sich auf Höhe seines Kopfs hinkniete und seinen Helm in
ihren Schoß legte.
»Dein Helm lässt sich nicht
öffnen«, stellte sie fest.
Das war nun sein Gesicht — die
schräg stehenden Augen in einem Antlitz aus
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