DGB 14 - Ketzerfürst
vernimmst.«
Neunzehn
Beichte
Wiederherstellung
Die Gal Vorbak
DIE GESEGNETE DAME WUSSTE, wer
zu ihr wollte, noch bevor die Tür aufging.
Sie hatte es sich auf der
Bettkante bequem gemacht, die Hände lagen gefaltet im Schoß, sie trug ihr
mehrlagiges Priesterinnengewand in Creme und Grau. Ihre blinden Augen schauten
zu ihm, als er eintrat, und folgten dem Geräusch seiner Schritte. Sie hörte das
Rascheln eines Gewands, nicht aber das übliche Pulsieren einer aktiven Rüstung
— eine Tatsache, die ihr ein Lächeln entlockte.
»Hallo Captain«, sagte sie.
»Beichtnehmerin«, entgegnete er.
Es kostete sie enorme
Anstrengung, sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen. Seine Stimme hatte
sich durch die Monate der Entbehrung verändert, sie klang trockener. Und da war
noch etwas — ein neuer Widerhall trotz der gegenwärtigen Schwäche.
Natürlich waren ihr die
Gerüchte zu Ohren gekommen. Wenn diese Geschichten stimmten, dann waren sie dazu
übergegangen, sich gegenseitig zu töten und das Blut ihrer Brüder zu trinken.
»Ich dachte, Sie würden eher zu
mir kommen.«
»Verzeihen Sie die Verzögerung,
aber ich habe die ganze Zeit mit dem Primarchen verbracht.«
»Sie klingen müde.«
»Die Schwäche wird nachlassen.«
Argel Tal setzte sich neben ihrem Bett auf den Boden und nahm dabei seine übliche
Haltung ein. Das letzte Mal hatte er dort vor drei Tagen gesessen, doch für den
Word Bearer war seither fast ein Jahr vergangen.
»Sie haben mir gefehlt«, sagte
er. »Aber ich bin froh, dass Sie uns nicht begleitet haben.« Cyrene wusste
nicht so recht, wie sie anfangen sollte.
»Ich hörte Dinge«, sagte sie zögerlich.
Argel Tal lächelte.
»Wahrscheinlich Dinge, die alle zutreffen.«
»Die menschliche Crew?«
»Alle tot. Deshalb bin ich
froh, dass Sie nicht mit uns an Bord waren.«
»Und Sie haben so gelitten, wie
es die Gerüchte besagen?« Der Word Bearer lachte leise. »Das kommt darauf an,
was die Gerüchte besagen.« Sein lässiger Gleichmut gefiel ihr, so wie sonst
auch immer. Der Anflug eines erneuten Lächelns umspielte ihre Lippen.
»Kommen Sie zu mir und knien
Sie sich hin, damit ich Sie sehen kann.« Er kam ihrer Aufforderung nach, und
als er vor ihr kniete, umfasste er sanft ihre Handgelenke, um ihre Hände an
sein Gesicht zuführen. Sie strich mit den Fingerspitzen über seine Haut und
zeichnete seine eingefallenen Gesichtszüge nach.
»Ich habe mich immer gefragt,
ob Sie wohl gut aussehen. Das lässt sich so schwer sagen, wenn man sich nur auf
Berührungen verlassen muss.« Der Gedanke war ihm noch nie gekommen. Er war ohne
Rücksicht auf solche Aspekte gezüchtet worden, und das sagte er ihr jetzt auch,
um dann amüsiert hinzuzufügen: »Ob es so war oder nicht, auf jeden Fall habe
ich besser ausgehen, als ich es jetzt tue.« Cyrene ließ die Hände sinken. »Sie
sind sehr hager geworden«, stellte sie fest.
Und Ihre Haut fühlt sich viel
zu warm an.
»Es gab nur wenig Nahrung. Wie
gesagt, die Gerüchte dürften zutreffen.« Als sich Schweigen breit machte,
empfand sie es als unangenehm und beunruhigend. Nie zuvor waren sie beide um
Worte verlegen gewesen. Cyrene spielte mit einer Haarsträhne, die von ihrer
Dienerin erst eine halbe Stunde zuvor sorgfältig in Form gebracht worden war.
»Ich bin gekommen, um zu
beichten«, erklärte er schließlich.
Statt darüber erfreut zu sein,
begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie war sich nicht sicher, ob sie
tatsächlich Einzelheiten darüber erfahren wollte, was sich an Bord der Orfeos
Klagelied zugetragen hatte.
Aber Cyrene war nun einmal
ihrer Legion gegenüber loyal. Sie erfüllte eine angesehene Funktion, und sie
fühlte sich geehrt, sie ausüben zu dürfen.
»Sprechen Sie, Krieger.« Ein
förmlicher Ton mischte sich in ihre Stimme. »Beichten Sie Ihre Sünden.« Sie
erwartete, von ihm zu hören zu bekommen, wie er seine Brüder abgeschlachtet und
ihr Blut getrunken hatte, um selbst zu überleben. Sie rechnete mit
Schreckensgeschichten aus dem Warpsturm — einem Sturm, den sie selbst nie zu
Gesicht bekommen hatte, weshalb sie gezwungen gewesen war, sich mit kläglichen
Beschreibungen anderer Besatzungsmitglieder zufriedenzugeben.
Der Captain sprach langsam und
deutlich. »Ich habe Jahrzehnte meines Lebens damit verbracht, im Namen einer
Lüge Krieg zu führen. Ich habe ganze Welten einer falschen Gesellschaft
unterworfen. Ich suche nach Vergebung. Meine ganze Legion sucht nach Vergebung.«
»Ich
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