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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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jüngeren Cousine einer Gräfin an die schwarze Spitzenunterwäsche zu gehen —
und das am Abend der Gala, die zu Ehren ihres Eintritts in das Erwachsenenalter
veranstaltet worden war.
    Das dritte Talent, mit dem er
sich überhaupt erst in seine gegenwärtige Situation gebracht hatte, war die
Tatsache, dass er ein verdammt gutes Foto machen konnte, wenn er das wollte.
    Kein Tag verging, an dem Ishaq
nicht an jene Unterhaltung denken musste, die ihm seine Verdammung hierher an
den Rand des Weltalls beschert hatte. Er saß in einem nüchternen Büro und
kratzte gedankenverloren den Schmutz unter seinen Fingernägeln heraus, während
ein Hierarch des Ordens der Memoratoren unablässig von »hehren Zielen« und dem
»dringenden Bedürfnis« redete, die Gegenwart aufzuzeichnen, damit sich
zukünftige Generationen im Detail mit diesen Dingen beschäftigen konnten.
    »Es ist die höchste Ehre«,
betonte der ernst dreinschauende Mann.
    »O ja, ich weiß«, antwortete Ishaq
und begann an seinen Fingernägeln zu kauen, nachdem sie nun sauber waren.
    »Die allerhöchste.« Der ältere
Mann schien zu zweifeln. Auf Ishaq machte er den Eindruck eines Aasgeiers, dem
eine potenzielle Mahlzeit missfiel, vor allem, weil sie noch lebte.
    »Tausende Archivare, Bildhauer,
Maler, Piktographen, Poeten, Schriftsteller sind auf den Weg geschickt worden. Zehntausende
wurden abgewiesen, da es ihnen an der Gründlichkeit und dem Gespür fehlte, die
man von den Memoratoren des Großen Kreuzzugs erwarten darf.« Ishaq gab einen
unbestimmten Laut von sich, um den Hierarchen zum Weiterreden aufzufordern,
während er insgeheim über die Zahl der künstlerischen Berufe nachdachte, die
alle mit dem Buchstaben »P« begannen. Piktographen ... Poeten ...
    »Dass die Wahl auf Sie gefallen
ist ... Nun, Sie müssen sich vor Augen halten, welch großes Glück das für Sie
bedeutet.«
    »Was ist mit Puppenspielern?«,
fragte Ishaq.
    »Ich ... Was?«
    »Nichts, schon gut.«
    »Also dann ... Ich bin mir
sicher, Sie wissen die Bedeutsamkeit dieser Situation zu schätzen.« Der
Hierarch zog wieder diese Geier-Miene. Ishaq erwiderte das Lächeln und ließ
seine Augen aufleuchten, indem er die Augenbrauen nur leicht anhob, um
Begeisterung zu vermitteln, während er für einen kurzen Moment die Zähne aufblitzen
ließ. Allerdings war sein Gegenüber weder eine Frau noch an Männern
interessierte, weshalb Ishaqs beste Waffe mehr oder weniger wirkungslos
verpuffte.
    »Herr Kadeen?«, fragte der
Hierarch. »Nehmen Sie das Ganze überhaupt ernst? Möchten Sie lieber zum Mars
gebracht werden, um den Rest Ihres Lebens als Servitor zu verbringen?«
    Das wollte er natürlich nicht.
Wenn er vor der Wahl stand, für seine Verbrechen auf traditionelle Weise
bestraft zu werden oder aber durch die Galaxis zu reisen und sich als Memorator
zu betätigen ...
    Na ja, er musste gar nicht erst
darüber nachdenken, wie er sich entscheiden sollte, schließlich wollte er nicht
als Servitor enden.
    Also versicherte er dem
Hierarchen der Memoratoren, dass er das Ganze wirklich sehr ernst nahm. Im Verlauf
der sich anschließenden zwei Stunden dichtete er sich eine mitreißende
Geschichte von interstellarem Ehrgeiz und Erkundergeist zusammen, zwei Facetten
seiner Persönlichkeit, die lange Zeit darunter gelitten hatten, dass er unter
den in den Slums herrschenden Bedingungen zur Welt gekommen war, die solche
Ambitionen für gewöhnlich im Keim erstickten. Jetzt endlich war er von solchen
Fesseln befreit und konnte zu den Sternen aufbrechen, um neue Sonnen zu sehen
und um das Voranschreiten der Menschheit niederzuschreiben und um ...
    ... um zu lügen, bis sich die
Balken bogen.
    Mit seinen fünfunddreißig
Jahren war Ishaq kein sonderlich gebildeter Mann, und er war sich zeitweise
sogar sicher, dass er in seinem Wortschwall Begriffe eingebaut hatte, die es
entweder überhaupt nicht gab oder die er hoffnungslos falsch aussprach — auf
jeden Fall waren seinen Bemühungen von Erfolg gekrönt. Drei Tage später lag die
Phase als Imagologe für fast wohlhabende Schwarmfamilien und als
Tatort-Piktograph hinter ihm, und Gleiches galt auch für Terra selbst und den
beschissenen Schwarm, in dem er zur Welt gekommen war.
    Aber war das tatsächlich eine
Ehre? Letztlich hing es einzig und allein davon ab, wo man zum Einsatz kam.
    Bei den vorbereitenden
Besprechungen hatte er noch die vage Hoffnung gehegt, einen Posten zugewiesen
zu bekommen, der tatsächlich etwas bedeutete. Während die

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