DGB 14 - Ketzerfürst
verschlagen können. Mit toten Augen, die zu kalt waren für Tränen,
betrachtete er seine geschmähte Legion und die Überreste der Lektion, die sie
lernen sollten.
Argel Tal erreichte ihn als
Erster, sein Instinkt veranlasste ihn dazu, den Helm abzunehmen. Er öffnete die
Verschlüsse im gepanzerten Kragen und stellte sich mit offen erkennbarem
Gesicht vor seinen Primarchen.
»Aurelian«, sagte er.
Zum ersten Mal atmete Argel Tal
die verbrannte Luft von Monarchia ein und nahm wahr, wie sie roch, wenn sie
nicht zuvor gründlich gefiltert wurde. Sie stank nach dem Öl, das in
Jahrtausenden der Industrie verbrannt worden war. Xaphens früherer Kommentar
entpuppte sich mit einem Mal als beängstigend zutreffend: Es roch, als hätten
sie einen Krieg verloren.
Er wagte es nicht, Lorgar zu
berühren. Zwar streckte er eine Hand aus, aber er hielt inne, kurz bevor er die
Schulter seines Primarchen erreichte, und flüsterte den Namen seines Vaters.
Lorgar drehte sich zu ihm um,
in seinen Augen war kein Hinweis darauf zu finden, dass er ihn überhaupt
erkannte.
»Aurelian«, wiederholte Argel
Tal und schaute dabei zu den reglos dastehenden und alles beobachtenden
Gestalten von Guilleaume und den Custodes. »Mein Primarch, kommen Sie, wir
müssen zu unseren Schiffen zurückkehren.« Zum ersten Mal ruhte seine Hand auf
Lorgars gepanzerter Schulter, dort, wo sich zuvor noch eine Schriftrolle befunden
hatte. Lorgar ignorierte die Berührung, warf den Kopf in den Nacken und stieß
ein lautes Gebrüll aus.
Der Captain hielt den goldenen
Schulterschützer des Primarchen fest, mehr konnte er nicht tun, um dem Halbgott
Halt zu bieten.
Lorgar schrie zum Himmel
hinauf, es war ein tiefer, in die Länge gezogener Aufschrei, der länger
anhielt, als es die Lunge eines gewöhnlichen Sterblichen erlaubt hätte.
Als der gequälte Schrei
verstummt war, strich er mit bloßen Fingern über den geborstenen Boden. Mit
zitternden Händen verschmierte Lorgar schwarze Asche auf seinem Gesicht und
bedeckte seine Miene mit den pulverisierten Knochen der vollkommenen Stadt.
Leise, aber drängend sprach
Xaphen: »Die Ultramarines beobachten uns. Wir müssen ihn in Sicherheit
bringen.« Lorgars Aschemaske wurde bereits von Tränenspuren durchzogen. Beide
Krieger mussten nachfassen, als sie versuchten, den goldenen Giganten wieder
auf die Beine zu stellen. Trotz der erwarteten Schlaffheit in seinen Gliedmaßen
geschah etwas Wundersames in der Form, dass Lorgar auf den Boden spuckte und
sich mit der Hilfe der beiden tatsächlich aufrichtete. Beide nahmen sie das
Zittern in seinen Beinen wahr, aber keiner von ihnen sprach es aus.
»Guilleaume«, sagte der
Primarch giftig, dann stieß er mit einem flüchtigen Schulterzucken Argel Tal
und Xaphen von sich weg und hatte die Anwesenheit und Hilfe der beiden schon
wieder vergessen.
Gefühle kehrten in Lorgars
Augen zurück, sein erzürnter Blick richtete sich auf Guilleaume, der den Blick
erwiderte, jedoch völlig leidenschaftslos.
»Gefällt es dir«, fuhr der Lord
der Word Bearers ihn an, »Zeuge meiner Schmach zu werden?« Guilleaume antwortete
nicht, doch Lorgar wollte sich damit nicht zufriedengeben.
»Gefällt es dir?«, wiederholte
er. »Macht es dir Spaß mitzuerleben, wie meine Anstrengungen zu Asche reduziert
werden, während du die Gunst unseres Vaters genießt?«
»Unser Vater hat mich mit der
Aufgabe betraut, dich von einer letzten Sache in Kenntnis zu setzen.«
»Dann sprich und verschwinde
von hier.« Lorgar griff nach seinem Crozius und hob es vom Boden auf, wobei Staub
von dem mit Dornen besetzten Ende rieselte.
»Diese fünf Krieger der
Legiones Custodes«, sagte der Primarch der Ultramarines und deutete mit dem
Kopf auf sie, »sind nicht die Einzigen. Weitere fünfzehn von ihnen befinden
sich derzeit auf meinem Flaggschiff. Unser Vater hat ihnen den Befehl erteilt,
dich zu begleiten, Bruder.« Als er von dieser zusätzlichen Demütigung erfuhr,
schloss Argel Tal die Augen. Sie hatten im Staub ihres Versagens knien müssen,
der Imperator hatte ihnen vorgeworfen, dass sie nichts Brauchbares geleistet
hatten — und jetzt auch noch so etwas.
Lorgar lachte verächtlich auf.
Sein Gesicht war nach wie vor mit Staub beschmiert.
»Ich weigere mich. Sie werden
nicht benötigt.«
»Unser Vater ist anderer
Meinung«, sprach Guilleaume.
»Diese Krieger werden als seine
Augen agieren, wenn deine Legion sich wieder dem Großen Kreuzzug anschließt.«
»Und setzt unser Vater auch auf
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