DGB 14 - Ketzerfürst
Wachhunde an? Leben sie in deinem kostbaren Imperium mit Namen Ultramar?
Berichten sie über alles, was du tust und sagst? Ich sehe den Anflug eines
Lächelns auf deinen Lippen. Die anderen kennen dich nicht so, wie ich dich
kenne. Unseren Söhnen mag die Belustigung in deinen Augen nicht auffallen, aber
mir entgehen solche Nuancen nicht.«
»Deine Fantasie war schon immer
sehr lebhaft, was der heutige Tag einmal mehr bewiesen hat.«
»Meine Ergebenheit ist meine
Stärke.« Lorgar bleckte seine perfekten Zähne. »Du hast kein Herz und keine Seele.«
Er schnaubte abfällig, ein angewiderter Ausdruck verfinsterte sein
engelsgleiches Gesicht. »Ich bete dafür, dass du eines Tages so fühlen wirst
wie ich. Würdest du lächeln, wenn eine der Welten von Ultramar im Feuer
untergeht? Tarentus? Espandor? Calth?«
»Du solltest zu deiner Flotte
zurückkehren, Bruder«, sagte Guilleaume und nahm die Arme herunter, so dass der
goldene Aquila auf seiner Brust sichtbar wurde. Die ausgebreiteten Schwingen
des Adlers funkelten im reflektierten Sonnenlicht. »Vor dir liegt viel Arbeit.«
Der Schlag kam aus dem Nichts. Gleich darauf hallte in der Luft das Echo von
Metall auf Metall wider, als wäre eine große Kirchenglocke geläutet worden. Es
hatte fast etwas Klangvolles an sich.
Ein Primarch lag im Staub,
umgeben von seinen Kriegern. Keiner der Anwesenden hatte so etwas je mit
angesehen. Argel Tal hielt seinen Bolter hoch, der auf die Reihen der
Ultramarines gerichtet war. Die reagierten auf die gleiche Weise, und im
nächsten Augenblick zielten hundert Waffenläufe auf hunderttausend. Der Siebte
Captain musste dreimal ansetzen, ehe er ein Wort herausbrachte.
»Nicht feuern«, flüsterte er
über das allgemeine Kom den anderen zu. »Nicht feuern, solange sie nicht das
Feuer eröffnen.« Lorgar hob das gewaltige Crozius auf seine goldene Schulter,
seine grauen Augen flackerten vor ungewissen Gefühlen, während er den zu Boden
gegangenen Lord von Macragge breit angrinste.
»Du wirst dich nie wieder über
mich lustig machen, Bruder. Hast du das verstanden?« Betont langsam und fast
schon zögerlich richtete sich Guilleaume auf. Der goldene Adler auf seinem
Brustpanzer wurde von einem tiefen Riss durchzogen.
»Sie sind zu weit gegangen«,
meldete sich eine sanftere Stimme zu Wort. Malcador, der Erste Lord von Terra, hielt
sich immer noch krampfhaft an seinem Stab fest. Es war das Einzige, was er tun
konnte, um sich auf den Beinen zu halten.
»Schweig, du Wurm! Wenn du noch
einmal meine Geduld strapazierst, werde ich dich nicht bloß ein Stück weit
durch die Gegend schleudern.« Guilleaume war mittlerweile wieder aufgestanden
und schaute seinen Bruder mit ausdrucksloser Miene an. »Ist dein Wutanfall
jetzt vorüber, Lorgar? Ich muss zurück zum Kreuzzug.«
»Kommen Sie, mein Sohn.« Kor
Phaerons leichengleiches Grinsen war an Guilleaume gerichtet, auch wenn seine
Worte seinem Primarchen galten. »Kommen Sie, wir haben viel zu besprechen.«
Lorgar atmete tief durch, dann
nickte er einmal. Die Wut wich von ihm und bot ihm nicht länger einen Schutzschild
gegen die Schande. »Ja, zurück zu den Schiffen.«
»Alle Kompanien«, gab Kor
Phaeron über Kom weiter.
»Rückkehr in den Orbit.«
»Ja, Erster Captain«, erwiderte
Argel Tal zusammen mit den anderen. »Auf Ihr Wort.«
Argel Tals Thunderhawk stand im
Schatten einer Ruinenmauer.
Dieses Stück Architektur war
nahezu der einzige Überrest der Stadt, der nicht in Staub verwandelt worden war.
Er war das letzte Zeugnis für ein Bauwerk, das niemals wiederaufgebaut werden
sollte. Der Captain war mit Xaphen und seinen Subkommandanten Bruder-Sergeant
Malnor und Bruder-Sergeant Torgal unterwegs.
Überall kehrten Trupps zu ihren
Waffenschiffen zurück, niedergeschlagene Krieger, die kaum ein Wort redeten.
»Einen Wiederaufbau wird es
nicht geben«, sagte Torgal. »Die Stadt ist ein Grab. Es ist nichts übrig, was
wiederaufgebaut werden könnte.«
»Es ist in vielen historischen
Archiven festgehalten«, ergänzte Xaphen, »dass selbst die aufgeklärtesten
primitiven Kulturen auf Terra in der Zeit vor dem Imperium die Erde mit Salz
bedeckten, nachdem sie eine Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatten. Auf diese
Weise sorgten sie dafür, dass dort auf Generationen hinaus nichts wachsen und
gedeihen konnte. Den Bewohnern der unterlegenen Stadt blieb nichts anderes übrig,
als woanders ein neues Leben zu beginnen.«
»Wie faszinierend«, merkte
Malnor an.
»Sei ruhig«, raunte
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