Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
Madame Brown und ich haben uns wirklich über einiges unterhalten: Ihre Arbeit, was man bei einem Skorpion-Run macht (»Das hört sich so gesund an, ich meine, wie ein Klassenausflug. Ich glaube, jetzt finde ich den Gedanken nicht mehr so gut. Es war aufregender, bevor Sie mir das erzählt haben.«) die Probleme von Ärzten in der Stadt, George. Ich mag sie. Und sie ist höllisch klug.
    Wieder in Lanyas Zimmer setzte ich mich an den Schreibtisch unter dem Bogenfenster und blätterte im Notizbuch. Lanya und Denny gingen ins Bett. (»Nein, das Licht stört uns nicht.«) Nach ungefähr einer Viertelstunde kam ich nach, und wir liebten uns verkrampft und träge, mit diesem Jeder-ist-mal-dran-Appeal, aber es war schon ein Trip. Ich warf den großen Blumenkübel neben dem Bett viermal fast um.
    Ich erwachte, bevor das Fenster heller geworden war, stand auf und streifte durchs Haus. In der Küche überlegte ich, ob ich mich betrinke. Machte mir lieber eine Tasse Instant-Kaffee, trank sie halb aus und streifte weiter. Sah mal in Lanyas Zimmer. Denny schlief gegen die Wand gedreht. Lanya lag mit offenen Augen auf dem Rücken. Sie lächelte mich an.
    Ich war nackt.
    »Ruhelos?«
    »Yeah.« Ich ging zu ihr hinüber, hockte mich neben das Bett und umarmte sie.
    »Mach weiter. Renn noch ein bißchen herum. Ich brauche noch ein paar Stunden.« Sie drehte sich um. Ich nahm das alte Notizbuch in die Hand, setzte mich mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden und überlegte, ob ich aufschreibe, was bislang passiert war.
    Oder ein Gedicht.
    Tat beides nicht.
    Sah in die oberste Schreibtischschublade - das Holz sieht aus, als habe man überall Papier darübergeklebt und dann wieder abgerissen. Sie sagte, Freunde hätten es aus einem ausgebrannten Warenhausschaufenster gezerrt, ein paar Blocks, den Hügel abwärts.
    Ich nahm die Gedichte heraus, die sie für mich aufbewahrte, breitete sie auf dem verschmutzten Holz aus, alle Arten von Papier, hier und dort gefalten und verkrumpelt (rotblütige Begonienstiele hineingelegt) und versuchte, sie zu lesen. Konnte es nicht.
    Dachte ernsthaft daran, sie zu zerreißen. Tat es nicht.
    Aber verstand mehr von den Leuten, die es getan hatten.
    Sah mich nach Lanya um; nackte Schultern, ihr Nacken, eine Faust unter dem Kopfkissen hervor. Lief wieder herum. Ging zurück ins Bett.
    Dennys Kopf ruckte hoch; er blinzelte. Er wußte nicht, wo er war. Ich rieb seinen Nacken und flüsterte; »Ist okay, Junge...« Er legte sich wieder hin und kuschelte sich unter Lanyas Arm. Sie drehte sich zu mir herum.
    Ich erwachte allein.
    Blätter bogen sich über mir. Ich blickte zwischen ihnen hindurch. Blies, um zu sehen, ob sie sich bewegten, aber sie waren zu weit weg. Schloß die Augen.
    »Hey«, sagte Denny. »Schläfst du noch?«
    Ich öffnete die Augen. »Wehe, wenn ich noch gepennt hätte!«
    »Ich habe Lanya gerade zur Schule gebracht.« Er lehnte sich an den Türrahmen und faßte seine Ketten an. »Schön hier, huh?«
    Ich setzte mich auf die Bettkante.
    »Aber nicht viel zu tun... nett von ihr, daß sie uns hier haben will, ich meine, eine Zeitlang, huh?«
    Ich nickte.
    Ungefähr zwei Stunden später sagte er, er wolle rausgehen. Ich verbrachte den restlichen Morgen, indem ich auf ein leeres Blatt Papier starrte oder herumlief.
    Madame Brown kam aus ihrem Büro, sah mich einmal an und sagte: »Sie sehen merkwürdig aus. Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Nein.«
    »Langweilen Sie sich einfach?« »Nein«, gab ich zurück. »Ich langweile mich überhaupt nicht. Ich denke nach.« »Klar.« Ich hatte noch nicht gefrühstückt. Thunfischsalat. Dosenerbsen.
    Wir tranken beide ein paar Gläschen Wein. Sie fragte mich nach meinen Einschätzungen der Charaktere von: Tak, Lanya, Denny, eines ihrer Patienten, den ich einmal in der Bar kennengelernt hatte; ich erzählte es ihr, und sie fand das sehr interessant; berichtete mir ihre Eindrücke, die ich ebenfalls für interessant hielt, und sie veränderten meine; das erzählte ich ihr. Dann kam der nächste Patient, und ich starrte wieder auf mein Blatt Papier, lief herum, starrte.
    Genau das machte ich, als Lanya und Denny zurückkamen. Er war wieder zur Schule gegangen, um ihr zu helfen.
    »Denny hat vorgeschlagen, daß wir einen Ausflug machen, um uns die Stadt anzusehen. Das haben wir getan, und es hat sich als sehr gute Idee herausgestellt. Zu zweit hatten wir auch kein Problem mit den Kindern. Das war eine gute Idee, Denny. Ehrlich.« Dann fragte sie, ob ich etwas

Weitere Kostenlose Bücher