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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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einem Blinzeln wieder zum Lachen brachte. Ihr Atem war mittagsfrisch und duftete nach Zitronen . . .
    Er küßte sie; sie ergriff seine Handgelenke. Ihre vereinten Münder wurden lebendig. Ihre Brüste, ihre Hand, halb auf seiner Brust, lehnten sich schwer gegen ihn.
    Ihre Finger trafen sich, tasteten nach seinem Gürtel. Ihr Kuß mischte sich mit einem Keuchen (sein Herz raste laut), es verwehte: Dann: kühle Luft an seinen Schenkeln.
    Sie legten sich hin.
    Mit den Fingerspitzen rieb sie seine Eichel an ihrem drahtigen Schamhaar, während ein Muskel in ihrem Bein unter ihm zuckte. Und dann glitt er plötzlich in ihre Wärme. Er hielt sie fest an den Schultern, und ihre Bewegungen wurden heftig.
    Wie einen kleinen Stein hielt sie ihre Faust zwischen den Brüsten. Und es stürmte und stürmte; bei dem langen, überraschenden Höhepunkt türmten sich die Blätter an ihrer Seite.
    Später, auf der Seite liegend, formten sie mit ihrem vermischten Atem eine warme Höhle. Sie flüsterte: »Du bist schön, glaube ich!« Er lachte mit geschlossenem Mund. Sie sah ihn genauer an, blickte zuerst in das eine Auge, dann in das andere (er blinzelte), auf sein Kinn (er preßte die Zähne aufeinander, so daß seine Wangen sich bewegten), dann auf die Stirn. (Er mochte ihren Zitronenduft.) ». . . schön . . .!« wiederholte sie.
    Er lächelte, etwas ungläubig.
    Sie zog ihre Hand mit den kleinen weißen Nägeln hoch in die Wärme, legte einen Finger an seine Nase, schnurrte etwas gegen sein Kinn.
    Er faßte nach ihrem Handgelenk.
    »Deine Hand . . .?« fragte sie.
    Er legte sie um ihre Schulter, um sie näher an sich zu ziehen.
    Sie wand sich. »Ist irgend etwas mit deinen . . .?«
    Er schüttelte den Kopf in ihrem Haar, feucht, kühl; er liebkoste es mit der Zunge.
    Im Rücken spürte er den kühlen Wind. Unter dem Haar war ihre Haut heißer als seine Zunge. Er zog seine Hände zurück in die warme Höhle zwischen ihnen.
    Sie lehnte sich zurück. »Deine Hände -!«  
    Adern wanden sich wie Regenwürmer unter den Haaren. Die Haut war staubtrocken, seine Knöchel dick mit grindigen Schwielen. Wie Kröten lagen seine plumpen Daumen zwischen ihren Brüsten.
    Sie zog die Brauen zusammen, hielt ihre Knöchel gegen seine, verharrte.
    Unter dem Mondlicht waren seine Finger auf dem Meer ihres Körpers gebuckelte Halbinseln. An ihren äußersten Enden lag jeweils ein gefleddertes, angefressenes Wrack aus Horn.
    »Du . . .?« versuchte er.
    Nein, verkrüppelt waren sie nicht, aber . . . häßlich! Sie sah auf. Ihre Augen glitzerten zwischen den Lidschlägen.  
    ». . . weißt du meinen . . .?« Seine Stimme war rauh, ». . . wer ich bin?«
    Ihre Miene verriet nichts, doch ihr Lächeln war bedauernd und - zwischen ihren Brauen und den geschlossenen Lidern -verwirrt.
    »Du«, sagte sie, förmlich und mit normaler Stimme (nur der Wind machte sie leicht undeutlich) »du hast einen Vater.« Ihre Hüfte lag warm gegen seinen Bauch. Die Luft, die er bisher als mild empfunden hatte, schnitt nun wie eine Klinge in seine Lenden. »Du hast eine Mummmmy -« Da war seine Wange an ihrem Mund. Sie wandte ihr Gesicht ab. »Du bist«, sie legte ihre helle Hand über seine Pranke (So riesige Hände bei einem so kleinen Affen von einem Jungen, hatte mal jemand freundlicherweise zu ihm gesagt; er erinnerte sich gut daran.) auf seine Rippen.». . . wunderschön! Du kommst irgendwoher, du gehst irgendwohin.« Sie seufzte.  
    »Aber . . .«Er schluckte gegen die Sperre in seiner Kehle (so klein war er nun auch nicht) »ich habe irgend etwas . . . verloren.«
    »Du bist durch deine Umgebung geworden, was du bist«, sagte sie, »und was du heute bist, wird bestimmen, was morgen sein wird.«
    »Ich möchte etwas zurückhaben!«
    Sie faßte hinter sich, um ihn näher heranzuziehen. Die Kälte zwischen seinem Bauch und ihrem Gesäß verschwand. »Was fehlt dir?« Sie sah ihn über die Schulter an. »Wie alt bist du?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Dein Gesicht wirkt viel jünger«, kicherte sie, »ich dachte, du wärest . . . sechzehn! Deine Hände wirken viel älter -« »Und gewöhnlicher?«
    ». . . grausamer als du, glaube ich, bist. Wo bist du geboren?« »Staat New York. Die Stadt kennst du bestimmt nicht. Ich habe nicht lange dort gelebt.«
    »Wahrscheinlich nicht. Ziemlich weit weg.« »Ich war in Japan. Und in Australien.« »Hast du studiert?«
    Er lachte. Dabei bewegte sich ihre Schulter auf seiner Brust. »Ein Jahr auf der Columbia. Und fast ein Jahr auf

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