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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hat im Rauch gelesen, einen haarigen Haufen von Fanatikern zusammengetrieben und ihn aus dem Mari’fat geholt. Komische Sache, man hätte für ihn gekämpft, aber er wünschte es nicht und ging mit ihnen.“
    Tränen quollen aus ihren Augen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, bis Blut floß, weil ihre Fingernägel in ihr Fleisch schnitten. „Er wußte es … Er wußte es, als er mich fortschickte … Ah, Madar! Ai-Aschla …“ Sie brach in ein hitziges Schluchzen aus.
    „Nun, tu das nicht. Sicher wußte er es. Ich selbst strebe nicht nach diesem blutigen Zeug, aber sei versichert, daß ein Fanatiker vergißt, daß er menschlich ist … Bei Aschlas Brustwarzen, Mädchen, er konnte nichts dagegen tun. Sieh mich an … Ich habe die ganze Zeit über vermutet, wer du bist – ich meine, welche andere Frau könnte schon mit deinen Haaren hier draußen herum laufen? –, und dennoch mußte ich mein Glück bei dir versuchen.“
    Er lachte nervös und schüttelte sie, bis sie einen Schluckauf bekam; sie schniefte und blinzelte die Tränen aus ihren Augen.
    Talek schüttelte seinen Kopf. Ein amüsanter Ton sickerte in seine Stimme. „Ich wußte, daß du die schwärzeste Art von Unglück bist. Ah, nun, ich hatte Unglück und ich hatte Glück, und beides dauerte nicht lange genug, um Spucke trocknen zu lassen. Seines dauerte auch nicht lange.“
    „Oh?“ Sie starrte ihn mit einem verschwommenen Blick an.
    „Jawoll, er kam unters Messer …“
    „Unters Messer!“ kreischte sie. Sie riß sich los und drehte ihren Kopf wild im Raum umher, als suche sie in den dunklen Ecken nach Antworten.
    „Nun, kleiner Tars, entspanne dich doch. Ich sagte dir ja, sein Pech dauerte nicht lange.“
    „Er ist tot.“
    „Nein, natürlich nicht. Nur blind. Momentan geht es ihm gut.“
    „Blind?“ Sie fühlte sich ganz kraftlos. Er zog sie wieder zu sich herunter und rieb mit seinen großen Händen beruhigend über ihren zitternden Körper.
    „Blind?“
    „Ja. Ihr habt da im Raqsidan den schlimmsten Hirten-Haufen, von dem ich je gehört habe. Sie haben da ein hübsches kleines Spiel, das sie Madraseh Alameh nennen. Einen Mann scheibchenweise zerschneiden. Wie ich gehört habe, geht das so: blenden, kastrieren, Hände abschneiden, dann die Füße und so weiter. Hier und da ein Stück abnehmen, bis der arme Kerl einfach aufgibt und stirbt.“ Unter dem grausigen Bild, das ihm seine Vorstellung vorgaukelte, verzog er sein Gesicht.
    „Vaji …“ Aleytys flüsterte den Namen. Der Schrecken trocknete ihr die Tränen fort, und sie lag neben Talek und zitterte in endlosen Krämpfen am ganzen Leib.
    „Nun, Hexe, du hörst mir nicht richtig zu. Ich habe dir gesagt, daß es ihm gutgeht. Brauchst nicht mehr so weiterzumachen.“ Er setzte sich auf, schmiegte sie in seine Arme und schaukelte sie wie ein Baby hin und her. „Arme, kleine Sabbiya, nein, er ist noch ein Mann und noch sehr lebendig. Es geht ihm gut im Kard. Ein Traumsänger braucht nicht zu sehen. Er ist fast so gut wie neugeboren.“
    Sie seufzte und sank gegen ihn, irgendwie froh, seinen starken Körper so nahe zu fühlen.
    „Wie …“ murmelte sie, als die Neugier die chaotischen Emotionen, die in ihr brodelten, überwältigte. „Wie ist er entkommen?“
    Er klopfte auf ihre Schulter und rieb ihren Rücken, seine Hände waren warm und lebendig. „Bist ein gutes Mädchen.“
    Sie legte sich zurück, ergab sich seinen Armen, und er sprach leise. „Eine Cousine von dir, ein kleines Mädchen mit einer Stupsnase, meinte, sie könne dies nicht vertreten. Gutes Blut in deiner Familie, obwohl es ein paar Männer überschlagen zu haben scheint. Sie überzeugte einen anderen guten Charakter, und gemeinsam schafften sie den Sänger heimlich fort. Ein paar Tage, bevor ich aufbrach, brachte sie ihn in den Kard. Unmittelbar vor den Hirten kam sie, die sie jagten, und bat um Zuflucht. Hätte sie vielleicht nicht bekommen – wir sind ein Volk, das sich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischt –, aber die Hirten versuchten, ihn mitzunehmen, ohne zu fragen. Nun, das konnten wir nicht zulassen. Außerdem wurde unser eigener Sänger senil …“
    „Dann lebt er, und es geht ihm gut.“ Aleytys fühlte sich wie ausgewrungen, schlaff vor Erleichterung.
    „Richtig. Er hat ein gutes Leben vor sich. Er und das kleine Mädchen bauen ein Haus und gründen einen Hausstand, scheinen gut miteinander auszukommen. Ein hübsches Paar. Und die Mardha Kard haben gut für ihn gesorgt. Möchte gern

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