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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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hin. Auf dem Kiesstrand neben dem Steg fand sich weder ein fremdes Boot noch Schleif— oder Fußspuren, und ein langer Blick hinaus auf den See mit gleichzeitigem Lauschen bei angehaltenem Atem erbrachte nichts Verdächtiges. Dunstfrei, aber pechschwarz schaukelte das Wasser, von einer leichten Brise bewegt.
    Auch wo man nichts bemerkt, kann etwas sein. Es kommt vielleicht noch! – sagte sich der streicherfahrene Wasserwart, setzte sich auf den Steg, den Rücken an einen Geländerpfosten gelehnt, und wartete.

    In Mauersäges Burghälfte war unterdessen der Teufel los. Von Studienmachern und arbeitslosen Rettern umringt, stand da, mit beiden Händen an die Zaunlatte geklammert, der kleine Kuno und wiederholte tapfer: „Ich hab die Latten nicht festgekeilt, ich hab sie auf die Hilferufe hin nur weggenommen. Das ist die Wahrheit!“
    „Dann sag uns endlich, wer sie hingestellt hat!“ fuhr ihn die Schnittlauchsemmel an.
    Der Bärtige mit der Brille versuchte es psychologischverständnisvoll in einer milderen Tonart. „Um die Latten wegnehmen zu können, mußtest du dasein . Du warst also schon einige Zeit vorher da. Dann mußt du doch bemerkt haben, daß außer dir andere rumgeschlichen sind, um sie aufzustellen.“
    „Klar!“ bekannte Mini—Ritter Kuno. „Aber fangen Sie mal im Dunkeln Fliegen!“
    „Hast du irgendeinen Verdacht?“ wollte der Weißhaarige wissen.
    Mini—Ritter Kuno blieb standhaft. „Das sollen die selber sagen. Wir verdächtigen niemand!“
    „Damit gibst du zu, daß es mehrere waren“, schloß der schwarzlockige Professor. „Du weißt also doch Genaueres!“
    Die Hilferuferin kam von dort zurück, wohin sie so lautstark gedrängt hatte, und mischte sich sofort in das Verhör. „Wahrscheinlich fürchtet er Folgen, wenn er etwas sagt“, polterte sie. „Typischer Fall von repressiver Komplizenschaft.“
    Auch Mauersäge im roten Seidenmantel und Diener Jean, gestreift wie ein Zebra, hatten sich dazugesellt.
    „Da… ks… tun sie ihm unrecht!“ verteidigte der Burgherr den Mini—Ritter. „Hier ist zwar… ks… oft allerhand los, aber es geht… ks… immer korrekt zu!“
    „Korrekt nennen Sie das?“ fragte der Professor mit bösem Unterton. „Stellen Sie sich vor, ein Brand bricht aus, und die Türen sind verkeilt.“
    Hans-Jürgen wollte etwas entgegnen, doch Mücke hielt ihn zurück. „Nicht jetzt!“ flüsterte er. „Morgen, wenn sie sich beruhigt haben.“
    „Jedenfalls ist das ein ganz mieser Start“, brummte Dampfwalze.
    „Abwarten!“ raunte Klaus ihm zu. „Wir wissen ja selbst noch nichts Näheres.“
    Stephan, Ottokar und Andi nutzten das Palaver, um die Umgebung auf Spuren zu untersuchen. Ihre Taschenlampen leuchteten in alle Ecken.

    „ Sss !“ Das Geräusch kam von einem großen Schrank. Stephan leuchtete hinauf, schwenkte den Schein aber sofort wieder weg. Oben lagen, eng wie Sardinen, der kleine Herbert und der kleine Eberhard.
    „Bleibt bloß droben!“ flüsterte Stephan. „Wir haben schon genug Ärger.“
    Mauersäge unterbrach das Hin und Her der Meinungen. „Bei Tag… ks… sieht alles anders aus! Gehen wir schlafen. Ich bin sicher, der… ks… Zwischenfall klärt sich zu aller Zufriedenheit auf.“
    „Ganz bestimmt!“ versicherte Mini—Ritter Kuno treuherzig. Niemand widersprach; der nächtliche Stehkonvent löste sich auf. Andi entdeckte bei der Treppe einen großen Ring, der zu einem Vorhang gehören oder ein Armreif sein konnte. Unbemerkt hob er ihn auf und steckte ihn ein.
    Die Schnittlauchsemmel mußte noch etwas loswerden: „Der erste Eindruck ist meistens richtig. Und was wir gehört haben, bestätigt ihn. Gute Nacht!“ Schwungvoll warf sie die alte Tür ins Schloß.

Zwickmühlen

    Die Pummelklasse sollte in der kommenden Woche eine Mathematikarbeit schreiben. Sie hatte noch Zeit, sich darauf vorzubereiten. Nach dem Frühstück schnappte sich Schießbude den Wasserwart. „Kleine Änderung“, sagte der jüngste Schreckensteiner Lehrer. „Unsere Gäste wollen eine schriftliche Arbeit. Ihnen zuliebe schreiben wir heute ein Mathe—Übung, sag’s den anderen.“
    Wieso denn das? wollte Pummel fragen. Doch er unterließ es. Extrawürste für das Studienquintett waren an der Tagesordnung. Jedes Wort wäre zuviel gewesen und hätte zu neuen Mißverständnissen oder falschen Auslegungen führen können.
    Pummel verständigte seine Kameraden. Auch sie begriffen sofort, woher der Wind wehte. Da ihr Unterrichtsprogramm an diesem Tag mit

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