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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Geschichte bei Doktor Waldmann begann, hatten sie Zeit, sich auf die Umstellung einzustellen.
    „Schießbude soll Zeit für sie haben“, vermutete Beni , da die Ritter Schulaufgaben und Tests ohne Aufsicht schrieben.
    „Ach was!“ widersprach Dolf . „Die wollen uns nur zuschauen, wie wir schwitzen, wegen unserer Ehrlichkeit.“
    Doch der junge Mathematiklehrer kam allein in die Klasse. Er zog die eine Tafel auf Schreibhöhe herunter, wodurch die andere nach oben fuhr, schrieb die Aufgabe drauf und schob sie hoch, so daß sich die leere wieder unten befand.
    „So. Dann viel Glück!“ Schießbude legte die Kreide weg und verließ die Klasse. Er wußte ja, keiner würde reden oder versuchen abzuschreiben. Er konnte sich auf seine Schreckensteiner verlassen. Wer fertig war, würde sein Heft auf den Tisch des Lehrers legen und aus der Klasse gehen.
    Die Ritter machten sich an die Arbeit. Anfangs schweiften ihre Gedanken noch ab. Zu den Ereignissen der letzten Nacht vor allem. Die Geschichte hatte sich halbwegs aufgeklärt. Rosenfelserinnen waren mit dem Elektroboot herübergekommen, um die Studienmacher in ihren Zimmern festzuhalten. Es sollte so aussehen, als wären es Ritter gewesen. Doch die Minis hatten die Landung der Mädchen beobachtet und waren ihnen gefolgt. Entschlossen, den Streich zu vereiteln, ließen sie sie zuerst gewähren. Nach Abzug der Mädchen wollten sie die Latten wieder entfernen. Alles hätte geklappt, wäre nicht die dunkle Dicke noch einmal aufgestanden. Nun mußten die Minis augenblicklich handeln. Die Mädchen konnten inzwischen entkommen. Es stand nicht gut für Schreckenstein.
    Wie sie so dasaßen und nachdachten, über die Nacht und über die Mathe—Aufgabe, schaute Eugen, an seinem Schreibstift kauend, in der Gegend herum. Da war die Tafel mit der zu knackenden, äußerst harten Zahlennuß , daneben in der Wand das kleine Fenster zum angrenzenden Raum, wo der Projektor stand. Während des letzten Trimesters hatte der Rex den lange leerstehenden, weil zu kleinen Raum, durch Einbau des Fensterchens nutzbar gemacht. Das Klassenzimmer wurde zur Kinoklasse für besondere Lehrfilme.
    In dem Fensterchen, das für gewöhnlich schwarz war, sah Eugen plötzlich einen Lichtschimmer und eine Bewegung, als habe jemand nebenan den Projektor weggeschoben, um selber durchzuschauen. Sofort senkte er den Kopf, damit es nicht auffalle, und beobachtete weiter. Seine Vermutung bestätigte sich. Der Kopf verschwand, ein anderer rückte an seine Stelle. Die Sache war klar. Das Studienquintett wollte auf diese heimtückische Weise feststellen, ob die Schreckensteiner tatsächlich nicht redeten und nicht voneinander abschrieben, nachdem der Lehrer die Klasse verlassen hatte.
    Deswegen die Umstellung! Wußte Schießbude von der Absicht? War es nicht unfair von ihm, sich mit dem Studienquintett gegen die Ritter zu verbünden? Oder hatten sie ihm etwas vorgeflunkert?
    Eugen überlegte, wie er die Klasse verständigen könne. Das schien ihm unbedingt erforderlich. Allzu leicht konnte einer dem anderen pantomimisch klarmachen wollen, wie schwer ihm die Aufgabe falle. Und nach den jüngsten Erfahrungen würde ein Seitenblick genügen, um neue Verdächtigungen heraufzubeschwören.
    Er mußte sie unterrichten! Sofort. Aber wie? Pantomime schied aus. Ebenso das Weiterreichen eines Zettels. Kurz entschlossen stand er auf, ging zur Tafel und schrieb seine Warnung auf die untere Hälfte. Um die Ecke konnten die Beobachter ja nicht lesen.
    Alle schauten einmal auf und blieben für den Rest der Stunde nahezu reglos über ihre Hefte gebeugt.
    Olf , der leidenschaftlichste und begabteste Rechner, wurde als erster fertig. Überdeutlich, wie ein Politiker an der Wahlurne, wenn das Fernsehen dabei ist, legte er sein Heft auf den Lehrertisch und verließ die Klasse. Er war so wütend, daß er einen Augenblick daran dachte, die Tür zum Projektorraum zu verkeilen. Doch es wäre unter Umständen für Schreckenstein nachteilig gewesen, überlegte er. Alle mußten so tun, als hätten sie überhaupt nichts bemerkt.
    In der nächsten Pause verständigte die Pummelklasse die gesamte Ritterschaft, und alle waren sich einig, den Schein zu wahren. In Nähe der Tür wurde nur Unverfängliches geredet.
    „Sind sie überhaupt noch drin?“ fragte Dieter, mit einer Kopfbewegung zum Ende des Korridors.
    Aus dem Lehrerzimmer kam Doktor Schüler mit dem weißhaarigen Studienrat.
    Nachdem sie vorbei waren, beugte sich Beni zum Schlüsselloch.

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