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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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um seine Unschuld zu dokumentieren.
    Aber stimmt diese Beurteilung der Regierungszeit des PontiusPilatus und seiner unrühmlichen Rolle im Prozess gegen Jesus von Nazareth mit der historischen Wahrheit überein? Und haben Prozess und Verurteilung Jesu so stattgefunden? Oder hat das Neue Testament einen Rufmord in Gang gesetzt, der den römischen Statthalter seit nun schon fast zwei Jahrtausenden als einen wankelmütigen Opportunisten verunglimpft?
    Tatsächlich brauchten die jüdischen Gelehrten, um den unliebsamen, in ihren Augen selbst ernannten Messias Jesus zu beseitigen, die Unterstützung der römischen Besatzungsmacht. Und sie brauchten einen weltlichen Grund, denn in innerreligiöse Streitigkeiten mischte sich die Besatzungsmacht Rom nicht ein. Deshalb schwärzten sie Jesus von Nazareth bei Pontius Pilatus als gefährlichen Aufrührer an, mit dem es ein Ende haben müsse, bevor er in der unruhigen Provinz einen weiteren Aufstand provoziere. Mit einer ähnlichen Taktik hatten sie schon vorher versucht, sich des charismatischen Wanderpredigers zu entledigen. Den Vorwurf des Majestätsverbrechens gegen Rom konnte Pilatus nicht einfach auf sich beruhen lassen. Die Evangelisten berichten, die Gelehrten hätten, als Pilatus die Schuld des Angeklagten anzweifelte, das Volk aufgewiegelt, und Pilatus habe sich vom Zorn der Menge hinreißen lassen, Jesus zum Tode zu verurteilen, obwohl er von seiner Unschuld überzeugt gewesen sei.
    In der Tat gab es in der Regierungszeit von Pontius Pilatus (26−36 n. Chr.) eine ganze Menge Volksaufstände, die der römische Statthalter blutig niederschlagen ließ. Im gesamten Römischen Reich standen die an seinem Rand gelegenen Provinzen damals unter erheblichem römischen Integrationsdruck der pax romana . Die Juden Palästinas widersetzten sich dem besonders massiv, weil sie ihre jüdische Identität nicht aufgeben wollten. Dagegen ging Pontius Pilatus rücksichtslos vor. Diese Tatsachen passen jedoch nicht zum Bild des schwachen Provinzfürsten, das die Evangelisten gezeichnet haben. Andere Chronistenbeschreiben Pilatus denn auch als taktisch klugen, wenn auch unerbittlichen und brutalen Machtmenschen, der jede Opposition gegen den Herrschaftsanspruch Roms erbarmungslos niederknüppelte.
    Das Bild des willenlosen Statthalters, dessen Schwäche das Kalkül der Schriftgelehrten aufgehen lässt, ist also nicht historisch. Es ist vielmehr von der Konkurrenz zwischen Juden und Anhängern Jesu bestimmt und zielt darauf ab, die Juden für den Tod Jesu verantwortlich zu machen. Je prekärer nach dem Tod Jesu der Konflikt zwischen der alten Religion und ihrer Abspaltung wurde, desto mehr Anlass für Propaganda gab es, mit der jeweils eine Seite die gegnerische zu diskreditieren versuchte. Nach Darstellung der frühchristlichen Propaganda gehörte zur perfiden Taktik der Juden der schwache römische Statthalter, der zum Werkzeug der Schriftgelehrten wird.
    Wenn sich aber Pontius Pilatus gar nicht einfach instrumentalisieren ließ – wieso hat er Jesus dann hinrichten lassen? Hat er vielmehr aus kühler Überlegung dem Druck von unten nachgegeben und den jüdischen Mob befriedigt, der Jesus am Kreuz sehen wollte? Oder hat er Jesus zwar nicht für schuldig befunden, aber dennoch für einen potenziell gefährlichen Aufrührer gehalten, der seiner Politik von Modernisierung und römischem Druck zur kulturellen Integration entgegenstand? War dies Grund genug, den merkwürdigen Sektierer vorsorglich unschädlich zu machen?
    Tatsächlich führt aber nicht nur die landläufige Meinung über den Schwächling Pilatus in die Irre. Ebenso wenig spielte die jüdische Bevölkerung Jerusalems die entscheidende Rolle, die ihr das Neue Testament zuschreibt. Ein »Kreuzigt ihn!« ist historisch unwahrscheinlich, weil der Prozess entgegen der neutestamentlichen Überlieferung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Richtig ist, dass Pilatus Jesus jener Vergehen fürunschuldig hielt, die ihm seitens der jüdischen Schriftgelehrten angehängt werden sollten. Nur hatte Pilatus kaum eine andere Wahl, als Jesus trotzdem zu verurteilen, weil der Wanderprediger im Prozess die meiste Zeit hartnäckig schwieg. Das musste der Römer und Richter als Verstocktheit und Widersetzlichkeit auslegen – was wiederum nach römischem Recht ein schwerer Straftatbestand war. Pilatus hätte den Angeklagten freigelassen, wenn er sich zum Tatvorwurf geäußert hätte, aber Jesus zog es vor zu schweigen. Es folgte die

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