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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Ausgleich mit dem Senat bedacht, wirtschaftete sparsam und kümmerte sich um die Verwaltung der römischen Provinzen. Aber Tiberius musste über die Jahre auch mit vielen persönlichen Enttäuschungen, betrogenen Hoffnungen und hässlichen Intrigen fertig werden. Das hat ihn zu einem einsamen Menschen gemacht und mehr als einmal dazu bewogen, Rom verbittert den Rücken zu kehren.
    Die Verleumdungskampagne gegen Tiberius begann vermutlich mit Vipsania Agrippina, die ihn des politischen Mordes an ihrem Mann Germanicus, dem Adoptivsohn des Kaisers, beschuldigte. Tiberius setzte sich zur Wehr, aber da war er ohnehin längst unpopulär geworden – heute würde man sagen, es fehlte ihm an medialer Ausstrahlung. Dass er sich trotz seiner Verpflichtungen als Princeps nach Capri zurückzog, brachte ihm in Rom, wo die öffentliche Meinung nun einmal gemacht wurde, nur noch mehr Feinde ein. Zahlreiche schmutzige Politaffären wurden mit seinem Namen in Verbindung gebracht, auch wenn er damit meist gar nichts zu tun hatte.
    Vollends in Verruf geriet Tiberius aber nach seinem Tod. Die Zeit der Autoren Tacitus und Sueton war geprägt vom verklärenden Blick auf die vergangene Blütezeit Roms und von Pessimismus unter dem Eindruck des Niedergangs ins Despotentum, den sie Tag für Tag erlebten. Diese beklagenswerte Entwicklung musste in den Augen der Nachgeborenen irgendwo greifbar ihren Anfang genommen haben, deshalb wurde Tiberius posthum zum Opfer politisch gefärbter Geschichtsschreibung. So wenig wie die Inkarnation des grausamen Despoten dürfte Tiberius das sanfte Unschuldslamm gewesen sein. Aber an seinem Beispiel erweist sich, dass Politiker seit ehedem gut daran tun, sich zu Lebzeiten um ihr bleibendes Ansehen zu kümmern. Andernfalls besteht die Gefahr, jahrhundertelang unwidersprochen zum Sündenbock für eine Entwicklung gemacht zu werden, an der sie gar keine Schuld tragen.

Rom brennt: Neros böse Laune oder grausamer Zufall?
ROM BRENNT
NEROS BÖSE LAUNE ODER GRAUSAMER ZUFALL?
    Kein römischer Kaiser ist im Urteil der Nachwelt so schlecht weggekommen wie Nero. Mit ihm verbinden wir das klassische Bild des korrupten, wahnsinnigen und menschenverachtenden Herrschers, im modernen Sinn ein rücksichtsloser Egomane. Peter Ustinov verkörperte diesen Nero meisterhaft in der Verfilmung des berühmten Romans Quo vadis? , aber seine bestechende Darstellung ist völlig unhistorisch.
    Dieses ausschließlich negative Image Neros ist entscheidend von der Tatsache bestimmt, dass in seine Regierungszeit der große Brand von Rom und die sich anschließende grausame Verfolgung der Christen fallen. Frühmorgens an einem Sommertag des Jahres 64 brach am Circus Maximus ein Brand aus, vermutlich dort, wo leicht entflammbare Bretterbuden standen. Das Feuer breitete sich in Windeseile aus und konnte erst nach sechs Tagen und sieben Nächten gelöscht werden, als man die Flammen mit Schneisen daran hindern konnte, noch weitere Teile der Stadt in Mitleidenschaft zu ziehen. Aber nicht alle Brandherde waren ausgerottet, und erneut loderten die Flammen auf und setzten ihr Zerstörungswerk noch einige Tage fort. Brände gab es in Rom damals häufig; Holz war ein wichtiges Baumaterial und der Brandschutz unzureichend. Die römische Feuerwehr war zwar vergrößert worden, aber dieser Brand stellte alles bisher Gekannte in den Schatten. Die Überlieferung über das Ausmaß der Katastrophe ist uneinheitlich, mal ist von zwei DrittelnRoms die Rede, die der Brand zerstörte, mal heißt es, von den vierzehn Stadtteilen habe der Brand nur zwei verschont. In jedem Fall waren die Auswirkungen des Großfeuers verheerend. Wohn-und Geschäftsviertel fielen dem Brand ebenso zum Opfer wie alte Tempel oder öffentliche Gebäude. Viele Menschen starben in den Flammen, 200

000 Römer wurden obdachlos, die stolze Stadt blieb zu großen Teilen nur mehr als Aschewüste zurück.
    Schon weil das Feuer so ungemein hartnäckig gewütet hatte, verbreitete sich das Gerücht − ebenso schnell wie eben noch die Flammen −, es habe sich um Brandstiftung gehandelt. Gegen Nero richtete sich nun vor allem der Zorn der Römer, denn im Unterschied zu Augustus, der sich bei Katastrophen stets hatte blicken lassen und dem Volk gut zuredete, blieb Nero erst einmal auf seinem Sommersitz. Diesen Fehler begehen Politiker bis in unsere Tage immer wieder, und die Öffentlichkeit trägt es ihnen jedes Mal nach. Zurück nach Rom kam Nero erst, als auch sein Palast vom Feuer bedroht

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