Die 6. Geisel - Thriller
Ausführlichkeit, kann ich mir vorstellen.«
»Dieser Psychopath hat sich auch selbst gestellt, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Conklin. Er knackte mit den Fingern, was er immer macht, wenn er aufgewühlt ist.
Auch ich war fix und fertig bei der Vorstellung, dass Brinkley frei herumlief - ein gefährlicher Irrer mit einer Waffe. Ich erinnerte mich an den Blick, mit dem er Yuki nach seinem Prozess fixiert hatte. Er hatte anzüglich gegrinst und gesagt: »Irgendjemand muss bezahlen.«
»Ja, Kemper hat sich selbst gestellt. Aber das Interessante
ist, dass Kemper bei seinem Geständnis aussagte, er hätte diese Mädchen eigentlich anstelle seiner Mutter getötet. Verstehst du?« Jacobi sprach jetzt wieder zu mir. »Er hatte endlich die ›Richtige‹ getötet.«
»Und der Wärter sagte, dass Kemper Alfred Brinkley viel bedeutete?«
»Richtig«, antwortete Jacobi. Er stand auf, zog seine Hose am Gürtel höher und wich Conklins langen Beinen aus, um zur Tür zu gehen. »Brinkley ist besessen von Edmund Kemper.«
130
Fred Brinkley ging die Scott Street entlang, die Augen unter Dr. Carters Baseballkappe starr geradeaus gerichtet. Am Ende der Straße konnte er die kleinen Dreiecke der Segel im Yachthafen sehen, und er roch die Seeluft, die von der Bucht her wehte.
Der Kopf tat ihm immer noch weh, aber die Pillen hatten die Stimmen zum Schweigen gebracht, sodass er nachdenken konnte. Er fühlte sich stark, voller Power. So, wie er sich gefühlt hatte, als er und Bucky diese jämmerlichen Saftsäcke auf der Fähre umgenietet hatten.
Während er ging, ließ er im Kopf noch einmal die Szene in Dr. Carters Praxis ablaufen - wie er blitzschnell zugeschlagen hatte, sobald sie ihm die Handschellen abgenommen hatten, wie ein richtiger Superheld.
Fassen Sie sich an die Nase.
Fassen Sie sich an die Zehen.
Schnapp dir das Skalpell!
Dann dem Doktor die Klinge an die Kehle gehalten und den Wärter aufgefordert, seine Waffe rauszurücken. Fred lachte jetzt, wenn er daran dachte, wie dieser blöde Wärter die Zähne gefletscht hatte, als er ihn und den Doktor mit Klebeband nackt aneinandergefesselt hatte, wie er ihnen Verbandmull in den Mund gestopft und sie im Wandschrank eingesperrt hatte.
»Du bist bald wieder hier, du kranker Spinner!«
Fred berührte die Pistole in der Kitteltasche des Doktors und dachte: Ich bin bald wieder da, darauf kannst du Gift nehmen.
Das hab ich fest vor.
Aber noch nicht gleich.
Die kleinen Häuser mit den verputzten Fassaden in der Scott Street waren sechs Meter von der Straße zurückversetzt und
standen dicht an dicht wie die Schweine am Trog. Das Haus, das Fred suchte, war hellbraun mit dunkelbraunen Läden und einer Einzelgarage unter der Wohnfläche des Obergeschosses.
Und da war es, mit dem sauber gemähten Rasen und dem Zitronenbaum, alles ganz so, wie er es in Erinnerung hatte. Das Auto stand in der Garage, und das Garagentor war offen.
Das war hervorragend. Und auch das Timing war perfekt.
Fred Brinkley ging die sechs Meter lange asphaltierte Auffahrt hinauf und schlüpfte in die Garage. Er schob sich an dem hellblauen BMW-Cabrio Baujahr 95 vorbei und nahm die schnurlose Nagelpistole von der Werkbank. Er haute ein Magazin rein und feuerte einmal in die Wand, um zu überprüfen, ob das Gerät funktionierte. Za-wack!
Dann ging er die paar Stufen zur Haustür hinauf, drehte den Knauf und trat auf den Parkettboden des Wohnzimmers. Er verharrte einen Moment lang vor dem Altar.
Anschließend nahm er die ledergebundenen Fotoalben von der Kommode, riss das Aquarell von der Staffelei und trug alles in die Küche.
Sie saß in der Küche und stellte Schecks aus. In dem kleinen Fernseher, der unter den Küchenschränken montiert war, lief eine Gerichtssendung.
Die dunkelhaarige Frau drehte den Kopf, als er in die Küche trat, und ihre Augen weiteten sich, als sie zu begreifen versuchte, was geschah.
» Hola, Mamacita «, sagte er fröhlich. »Ich bin’s. Und jetzt ist es Zeit für die Fred and Elena Brinkley Show. «
131
»Du solltest nicht hier sein, Alfred«, sagte seine Mutter.
Fred legte die Nagelpistole auf der Arbeitsplatte ab und verriegelte die Küchentür hinter sich. Dann begann er die Fotoalben durchzublättern, zeigte seiner Mutter Aufnahmen von Lily in ihrem Kinderwagen, Lily mit Mommy, Lily in ihrem kleinen Badeanzug.
Fred sah, wie Elenas Augen ganz groß wurden, als er nach dem Aquarellbild von Lily griff und das Glas an der Arbeitsplatte zerschlug.
» Nein!
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