Die Achse Des Blöden
warum auch nicht?) 65 Was im übrigen gar keine schlechte Wahl war.
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zwei Präsidenten gewählt.
Meine persönliche Theorie, warum die Stimmzettel von Palm Beach so viel Verwirrung auslösten, ist folgende: Um sie richtig zu handhaben, muß man begreifen, was Pfeile bedeuten. Leider haben aber viele Leute in Florida, und besonders die älteren, große Probleme, das dem Pfeil zugrundeliege nde Konzept zu erfassen. Wer hier jemals Auto gefahren ist, kann das bestätigen.
Wenn man an einer Kreuzung in der Linksabbiegerspur steht, wo ein großer, dicker Pfeil auf die Fahrbahn gemalt ist und nach links zeigt, und ein Straßenschild in großen Buchstaben NUR
LINKSABBIEGER sagt, passiert es in fünfzig Prozent aller Fälle, daß, wenn die Ampel auf den grün nach links zeigenden Pfeil umspringt, der Fahrer vor einem... nichts tut. Er weiß einfach nicht, was die vielen Pfeile bedeuten sollen. Manchmal biegt er dann nach rechts ab.
Jedenfalls glaube ich, daß die vielen Pfeile auf den
Stimmzetteln von Palm Beach das Problem waren. Bei den nächsten Präsidentenwahlen sollten die Stimmzettel weniger verwirrend gestaltet sein. Vielleicht könnte man Fotos der Kandidaten auf die Stimmzettel drucken. Die Wähler könnten ihrem Kandidaten mit der Lochzange das Auge durchbohren.
Aber selbst dann gäbe es vermutlich Probleme. Manche Wähler wären wohl immer noch verwirrt und würden sich die
Lochzange ins eigene Auge bohren. Und hinterher würden sie darüber lamentieren, daß sie das falsche Auge gewählt haben.
Aber zurück zu der Wahl im Jahre 2000: Am Morgen danach wußten wir nicht, wie Florida gewählt hatte, das heißt, wir wußten nicht, wer der nächste Präsident sein würde. Das war sehr beunruhigend, für die ganze Nation. Die Wahl hatte beunruhigende Fragen aufgeworfen, Fragen, die den Glauben an die Demokratie unterminierten. Die einzige Möglichkeit, diesen unwürdigen Zustand zu beenden, war eine von gegenseitigem Verständnis, Offenheit, Ehrlichkeit und Fairneß
gekennzeichnete öffentliche Debatte. Viele, wirklich viele
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Anwälte mußten antreten, um genau das zu verhindern.
Schon wenige Stunden, nachdem die Schwierigkeiten mit der Stimmenauszählung offensichtlich geworden waren, fielen Schwärme von Anwälten in Florida ein. Man konnte keinen Stein mehr schmeißen, ohne einen von ihnen zu treffen (das war das einzig Gute daran). Sie waren einfach überall, strengten Prozesse an, stellten Anträge, machten Eingaben, erhoben Einspruch, stellten Tatbestände fest, sprachen Latein und taten all die hamstereifrigen Sachen, die Anwälte so tun, um zu verhindern, daß der Normalbürger noch weiß, was los ist.
Sie lernen das im Studium. Ich persönlich habe zwar nie Jura studiert, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dort zugeht: Die Studenten werden an Elektroden angeschlossen und dann von den Professoren befragt, etwa so:
PROFESSOR (hält einen Löffel hoch): Was ist das?
JURASTUDENT: Ein Löffel.
PROFESSOR: (Drückt auf einen Knopf.)
JURASTUDENT: AAAAAAAA!
PROFESSOR (hält Löffel hoch): Noch mal: Was ist das in meiner Hand?
JURASTUDENT: Es... es sieht aus wie ein Löffel... NEIN!
BITTE NICHT!
PROFESSOR: (Drückt auf Knopf.)
JURASTUDENT: AAAAAAAAAAAAAA!
PROFESSOR (hält Löffel hoch): Noch mal: Was ist das in meiner Hand?
JURASTUDENT: In gewisser Hinsicht, und auch das nur rein oberflächlich betrachtet, hat es gewisse Ähnlichkeit mit einem Haushaltsgegenstand, genannt Löffel, wobei jedoch geprüft werden muß, welche Definition von »Löffel« hier zur
Anwendung kommt; wir sind jedoch bereit, Sachverständige in
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den Zeugenstand zu rufen, die überzeugend darlegen werden, daß auch eine ganze Reihe anderer plausibler Erklärungen denkbar sind, sodaß nicht ohne begründeten Zweifel davon ausgegangen werden kann, daß es sich hier um einen Löffel handelt, oder auch das muß in Erwägung gezogen werden - daß es sich per se um keinen Löffel handelt, je nachdem, wer sich bereit findet, uns dreihundert Dollar die Stunde plus Spesen zu zahlen. Desweiteren ist zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs bewiesen, daß es sich überhaupt um Ihre Hand handelt.
PROFESSOR: Richtig. (Zur Sicherheit drückt er noch einmal auf den Knopf.)
So etwa muß es im Jurastudium zugehen, denn wer das hinter sich hat, ist kein normaler Mensch mehr, der eine simple, verständliche Aussage über irgendwas machen kann. Vor dem Jurastudium sagt man zu jemandem: »Schöner Tag heute«,
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