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Die Achse des Blöden

Die Achse des Blöden

Titel: Die Achse des Blöden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Barry
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Immerhin waren es die Idioten, die im Kongreß der Vereinigten Staaten von Amerika die Mehrheit hatten. Wenn irgend jemand in der Lage war, Umfang und Etat der Bundesregierung zu reduzieren, dann diese Leute.
    Und was geschah? Wir alle wissen, was geschah. Die
    Bundesregierung - das Bildungsministerium und alle anderen -
    wuchs weiter. Ihr Wachstum überrollte die Revolte der
    Republikaner wie ein Panzer eine Erdnuß.
    Wie konnte das passieren? Wie konnten Menschen, die
    - theoretisch - gewählt worden waren, um eine ganz
    bestimmte Sache zu erreichen, am Ende das genaue Gegenteil tun? Die Antwort ist: Sobald sie an der Macht waren, entdeckten sie - genau wie alle Machthabenden vor ihnen
    - die ungeheuer zahlreichen Bedürfnisse des amerikanischen Volkes.
    Um nur mal ein Beispiel zu nennen: 1998 wurde im Kongreß
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    darüber nachgedacht, welche Bedürfnisse das amerikanische Volk wohl im Hinblick auf die nationale Verteidigung habe, und es wurde beschlossen, für 400 Millionen Dollar militärische Transportmaschinen des Typs C-130 anzuschaffen. Nun hatte aber das Militär, sprich: das Pentagon, nicht nur nicht um diese Flugzeuge gebeten, sondern ganz im Gegenteil ausdrücklich gesagt, daß es diese Flugzeuge nicht haben wolle. Der
    kostenreduzierende, Verschwendungssucht bekämpfende,
    republikanisch dominierte Kongreß aber sagte: Wie kommt ihr dazu, zu entscheiden, welche Flugzeuge ihr braucht? In
    Wirklichkeit wollt ihr diese Flugzeuge, verdammt noch mal!
    Schon früher, genauer gesagt, seit 1978, hatte der Kongreß das Pentagon immer wieder angewiesen, Hunderte und
    Aberhunderte dieser C-130-Maschinen zu kaufen, und das
    Pentagon hat keine einzige haben wollen. Die Gründe des Kongresses sind folgende: 1. Diese Flugzeuge werden in
    Georgia von LockheedMartin gebaut, und diese Firma verfügt traditionell über eine starke Lobby im Kongreß, zu der zum Beispiel (ganz zufällig) Newt Gingrich gehört. 2. Die fertigen Flugzeuge werden meist an Luftwaffenstützpunkte in der Nähe von Harrisburg, Pennsylvania, geliefert, dem Wahlkreis
    einflußreicher Kongreßabgeordneter. Die Flugzeuge erwecken durch sinnloses Hin- und Herfliegen den Eindruck großer Betriebsamkeit, sodaß die Kongreßabgeordneten diese
    Stützpunkte als das Herzstück nationaler Sicherheit angeben können, während das Pentagon sie am liebsten schließen würde, seit sich beim Militär herumgesprochen hat, daß die Russen kein unmittelbares Interesse an Harrisburg haben.
    Mit anderen Worten: Einflußreiche Kongreßabgeordnete
    haben beschlossen, daß das amerikanische Volk diese
    Militärmaschinen braucht, die das Militär nicht haben will und die den Fortbestand von Luftwaffenstützpunkten rechtfertigen sollen, die das Militär auch nicht mehr haben will. Und das alles, damit viel Geld in die Wahlkreise dieser einflußreichen
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    Kongreßabgeordneten fließt, ihre Wiederwahl gewährleistet ist und sie weiterhin die Bedürfnisse des amerikanischen Volkes definieren und befriedigen können. Was aber die nationale Verteidigung angeht, könnte man ebenso gut den Bau dieser C-130-Maschinen einstellen und einfach die alten über Marietta und Harrisburg kreisen und sie das eingesparte Geld in Hundert-Dollar-Scheinen abwerfen lassen. Dabei bestünde jedoch die Gefahr, daß der Wind ein paar Scheine in die Wahlkreise anderer Kongreßabgeordneter weht.
    Ein weiteres Beispiel für das fortgesetzte Wachstum von Regierung und Budgets nach der Machtübernahme der
    Regierungsgegner: Der Sprecher der Mehrheitsfraktion im Senat, Trent Lott, der sich gern als konservativer Finanzpolitiker präsentiert und aus Pascagoula, Mississippi, stammt, beschloß eines Tages, daß die Marine einen Flugzeugträger für
    Kampfhubschrauber brauche und daß dieser Flugzeugträger in, oh Zufall, Pascagoula, Mississippi, gebaut werden sollte. Die Marine hatte nie um diesen Flugzeugträger gebeten, wurde nun aber aufgefordert, eine Summe zu nennen, die voraussichtlich benötigt würde, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Die Marine einigte sich auf 295 Millionen Dollar.
    295 Millionen Dollar klingen für einen nichtswürdigen Wurm von Steuerzahler vielleicht wie ein Haufen Geld, aber für den Mehrheitsführer im Senat sind das Peanuts, denn er kennt das Verteidigungsbedürfnis des amerikanischen Volkes. Also
    schickte ein Mitarbeiter von Senator Lott ein Fax an den zuständigen Marineadmiral und teilte mit, daß 295 Millionen Dollar (Zitat) »die falsche Antwort« sei. Ferner

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