Die achte Offenbarung
Computerbildschirme, auf denen Mikroskopaufnahmen oder statistische Diagramme zu sehen waren. Wie auf Kommando drehten sich alle vier gleichzeitig um. »Willkommen im BSL-4-Labor der NBTDC«, erklang eine weibliche Stimme in seinem Helm. »Ich bin Nancy Whitechapel. Das dort sind meine Kollegen Dr. Spencer, Dr. Jarkov und Dr. Hamilton.« Die Genannten hoben nacheinander die Hand, doch da man die Gesichter hinter den Sichtfenstern nur undeutlich erkennen konnte, versuchte Eddie erst gar nicht, sich die Namen zu merken.
»Der Schlauch, Mr. Wheeler«, ermahnte ihn Crowe, der nach ihm aus der Schleuse getreten war.
Eddie griff sich einen der blauen Schläuche und steckte ihn auf das Ventil. Sofort blähte sich sein Anzug auf. Trotz des beruhigenden Zischens fühlte sich Eddie immer noch unwohl in seiner Haut. Er wäre froh, wenn er diesen schrecklichen Ort möglichst schnell wieder verlassen könnte. Doch er hatte hier eine Aufgabe zu erfüllen. »Wo werden die Substanzen aufbewahrt, mit denen Sie hier experimentieren?«, fragte er.
Crowe führte ihn zu einer Klappe, die in die Edelstahlwand eingelassen war. Daneben befanden sich ein Tastenfeld und ein Monitor. »Die Proben werden in einem hermetischverschlossenen, computergesteuerten Kühlsystem aufbewahrt«, erklärte der Laborleiter. »Man gibt hier den Code für die entsprechende Probe ein und autorisiert sich. Der Computer liefert dann die gewünschte Charge automatisch hier in die Klappe. Jeder Zugriff auf das System wird registriert und protokolliert.«
»Geben Sie bitte den Code für die fragliche Charge ein.«
»Wie Sie wünschen.« Crowe tippte ein paar Zahlen in die Tastatur. Ein Warnton erklang, und auf dem Bildschirm war eine rot unterlegte Meldung zu lesen: »Sicherheitsstufe 5 – Autorisierung erforderlich«. Crowe tippte einen weiteren Zahlencode ein. Die Meldung verschwand.
»Das dauert jetzt einen Moment«, sagte Crowe.
Nach etwa zwei Minuten ertönte ein weiteres Tonsignal. Neben der Klappe leuchtete ein blaues Licht auf.
»Ich muss jetzt noch einmal meinen Sicherheitscode eingeben«, erklärte Crowe, während er die Zahlen in die Tastatur tippte. »Erst dann habe ich Zugriff auf die Probe.«
Die Klappe schwang auf. Dahinter kam ein unscheinbares durchsichtiges Kästchen zum Vorschein. Auf einem Aufkleber waren Angaben zum Inhalt aufgedruckt. Eddie konnte erkennen, dass sich im Inneren sechs kleine Fläschchen befanden. Die Substanz darin schien gefroren zu sein.
»Das ist die Charge?«, fragte er.
»Ja. Wie Sie sehen, sind sechs Proben vorhanden. Nach den Aufzeichnungen im Computer sollten es acht sein. Das ist das ganze Problem.« Er schloss die Klappe wieder und tippte etwas auf der Tastatur.
»Wann wurde die Differenz bemerkt?«
»Vor fünf Tagen. Der Computer weist uns regelmäßig an, Routineüberprüfungen der Proben vorzunehmen. Dabeiist aufgefallen, dass die im Computer hinterlegte Anzahl der Proben nicht mit dem tatsächlichen Bestand übereinstimmt.«
»Wann ist diesen Aufzeichnungen gemäß zuletzt auf die Charge zugegriffen worden?«
»Vor etwa drei Jahren. Damals wurden die Proben eingelagert. Vermutlich wurde dabei die Anzahl falsch erfasst. Mehr ist es nicht. Trotzdem sind wir verpflichtet, jede Differenz zu melden. Wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, nehmen wir es hier mit der Sicherheit sehr genau, Mr. Wheeler.«
»Ja, das sehe ich. Dennoch bin ich ebenfalls verpflichtet, der Sache nachzugehen. Können Sie ausschließen, dass ein Unbefugter in der Zwischenzeit Zugriff auf die Proben hatte?«
»Mr. Wheeler«, sagte Crowe sichtlich genervt, »Sie haben doch gerade selbst erlebt, welche Schritte man durchlaufen muss, um hier hereinzukommen. Es ist absolut ausgeschlossen, dass ein Unbefugter Zugriff auf eine der Substanzen erhält, die hier gelagert sind.«
»Könnte einer Ihrer Mitarbeiter die Proben entwendet haben?«
Vier Köpfe drehten sich zu ihm um. Eddie begriff, dass alle Anwesenden den Dialog mitverfolgten. »Ich meine, rein theoretisch natürlich«, schob er schnell nach.
»Wie ich schon sagte, jeder Zugriff wird aufgezeichnet. Man kann genau nachvollziehen, wann wer was aus dem Schrank entnommen oder eingelagert hat.«
»Und bei der Routineüberprüfung? Ist es denkbar, dass derjenige, der die Fläschchen gezählt hat, zwei davon entnommen hat und danach eine Differenz gemeldet hat?«
»Mr. Wheeler, was genau wollen Sie uns eigentlich unterstellen?«
»Ich unterstelle gar nichts. Ich prüfe nur alle
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