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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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tauchten.
    Auf dem Kommandokanal waren nur Interferenzen zu empfangen. Die Brutalo-AI war sich bewusst, dass sie teilweise in einen verfestigten Brocken der Körperdecke Gottes eingeschlossen war und vor anderen gewaltigen Splittern herflog, die von den Wellenfronten aus Energie und Trümmern immer weiter zerstreut wurden. Vorsichtig testete sie die Manövriertriebwerke und stellte fest, dass sie ihre Position verändern konnte. Sie nahm Kurs auf den Rand der gewaltigen Trümmerwolke, steuerte das Schiff durch Lücken hindurch und versuchte, das Risiko einer Kollision mit großen, sich schnell bewegenden Trümmern möglichst gering zu halten. Noch immer flammten die Entladungen der Raketentreffer in den Nebelschleiern aus pulverisiertem Fels, und unsichtbare Flammen flackerten in einem Dunst aus Gesteinsstaub.
    Die Brutalo-AI stellte fest, dass zahlreiche Schiffswracks in den Trümmern der Gottheit trieben. Das seltsamste Ob jekt aber war ein lebloser Mensch männlichen Geschlechts, der an einer blauen Liege mit kleinen Suspensoren an dem einen Ende festgeschnallt war. Ein Detailscan ergab, dass der Mensch gebrochene Beine, ein gebrochenes Rückgrat und eine Schulterfraktur hatte und an den Folgen einer explosiven Dekompression gestorben war. Die Brutalo-AI speicherte die Daten und setzte ihren langsamen, kurvenreichen Flug fort, der sie aus der Trümmerwolke der toten Gottheit hinausführen sollte.

42 Greg
    Er schwenkte die Beine aus der Erkundungskapsel und trat in das dunstige, aschfarbene Ödland hinaus. Er hielt eine Roug-Waffe in der Hand, eine smarte Kanone, wie Kao Chih das Ding genannt hatte, mit großem Griff und einer dicken Mündung aus einem fremdartigen grauen Material. Aufmerksam musterte er die Umgebung. Vor Kurzem hatte es heftig geregnet, und der unebene, verbrannte Boden dampfte, und von den überall herumliegenden Baumstämmen stiegen weiße Rauchwolken auf. Die warme Luft stank nach verbranntem Holz und versengter Vegetation. Er spuckte aus, um den widerlichen Geschmack im Mund loszuwerden, doch es nutzte nichts.
    »Ich bin draußen«, sagte er.
    »Ist es so schlimm, wie die von der Sonde übermittelten Daten vermuten ließen?«, tönte Kao Chihs Stimme aus dem Commknopf in seinem rechten Ohr hervor.
    »Noch schlimmer«, sagte Greg. »Viel schlimmer.«
    »Das Shuttle liegt in einer flachen Rinne hinter der Anhöhe nördlich von Ihrer Position. Die Flugsonde ortet keine Lebensformen im näheren Umkreis, aber falls Kuros die Bruchlandung überlebt hat, dürfte er zur Enklave unterwegs sein.«
    Der Hang war übersät mit verkohlten umgestürzten Baumstämmen und Stümpfen, die wie Obsidianzacken in den Himmel ragten. Als er hügelan stapfte, hatte er das Gefühl, zwei Ansichten überlagerten sich; die üppige Vegetation Segranas, wie er sie in Erinnerung hatte, und die Szenerie der Verwüstung, die davon übrig geblieben war.
    Catriona , dachte er. Bist du zusammen mit Segrana gestorben? Wenn der Wald tot ist, kannst du unmöglich überlebt haben.
    Er wappnete sich innerlich, dachte an die bevorstehende Vergeltung. Das Gewicht der Roug-Waffe übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus.
    Bei jedem Schritt wirbelte feine Asche auf. Plötzlich stutzte er – zwischen den schwarzen Baumgerippen machte er Haufen aus verbogenem, angeschmolzenem Metall aus, die Überreste von Legionscyborgs. Wohin er auch blickte, überall lagen zerschmetterte, zerquetschte und zerfetzte Wracks herum. War dies die Erklärung für ihr massenhaftes Verschwinden, das dazu geführt hatte, dass die vereinigten Flotten der Erdsphäre und der Hegemonie die Kontrolle über die Umgebung Dariens erlangt hatten? Dies würde auch die grauen Flecken auf den Bildern von Niwjesta erklären, die er gesehen hatte, als er stundenlang auf Darien hinter Kuros hergejagt war.
    Dann kam das also doch nicht vom Bombardement aus dem Orbit, dachte er. Sondern Segrana hat sich für die Legion der Avatare in einen gigantischen Scheiterhaufen verwandelt. Hatte der Zyradin dies alles von langer Hand geplant?
    Als er die Anhöhe erklommen hatte, war er von Kopf bis Fuß mit Asche bedeckt, und der Schweiß hatte Furchen in sein Gesicht eingegraben. Vor ihm erstreckte sich ein zerklüfteter Felsgrat nach Osten und Westen, und dahinter lag ein bewaldetes Tal, eine Vegetationsenklave, die von der Katastrophe verschont worden war.
    Das knollenförmige Shuttle lag in einer Rinne, durch die aufgrund der Regenfälle ein mit Asche vermengter Wasserschwall

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