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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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noch den Leierkastenmann finden.«
    Er trat über den Toten hinweg und zwängte sich durch einen Vorhang von Hängepflanzen. Im dichten Unterholz wimmelte es von Insekten, Käfern und Reptilien, die ihm bekannt vorkamen, auch wenn sie hier etwas größer waren als gewohnt. Er war noch keine zwölf Schritte weit gekommen, als sich eine hoch gewachsene Frau hinter einem Baum hervorneigte und ihm winkte.
    »Du jagst den großen Sendrukaner, ja?«, sagte sie mit schwach ausgeprägtem Nordländerakzent.
    »Ja, ich hab was mit ihm zu klären.«
    »Also, der ist unseren Wachbaum hochgeklettert und hat damit gedroht, auf jeden zu schießen, der ihm nahe kommt. Die Uvovo-Gelehrten sind dafür, ihn über die Astwege anzugreifen, aber es ist mir gelungen, die Heißsporne ein wenig abzukühlen. Ich hoffe, du bist bewaffnet.«
    Als er ihr die Roug-Waffe zeigte, nickte sie anerkennend. »Der Wachbaum liegt gleich da drüben.« Sie zeigte auf einen mächtigen Baumstamm, an dem eine von Lampen erhellte Wendeltreppe in die Höhe führte. »Da oben ist noch eine Freundin von mir – wärst du so nett, ein Auge auf sie zu haben? Und je eher die Sache zum Abschluss kommt, desto besser. Die Uvovo werden sich nicht mehr lange zurückhalten.«
    Er lächelte. »Also, dann sollte ich’s wohl besser hinter mich bringen!«
    Er nickte der Frau zum Abschied zu, dann schlich er geduckt durchs Gebüsch. Als er vor dem bezeichneten Baum stand, meldete sich plötzlich Kao Chih.
    »Wie es aussieht, haben wir ein kleines Problem, Mr. Cameron.«
    Greg seufzte. »Wenn Sie glauben, mich damit behelligen zu müssen, dürfte es kaum so klein sein.«
    »Ein Raumschiff ist von Darien gestartet und nähert sich Niwjesta«, sagte Kao Chih. »Die Sensordaten lassen auf ein Hegemonie-Shuttle mittlerer Größe schließen, das Kuros’ Notsignal anpeilt. Voraussichtliche Ankunft in einunddreißig Minuten.«
    »Na schön, aber diese Waffe ist ein gutes Teil«, meinte Greg. »Ich rechne nicht mit Schwierigkeiten.«
    »Ich rate trotzdem zur Vorsicht.«
    »Aye, und ab sofort schalte ich auf Silentmodus um, also erwarten Sie keinen fortlaufenden Kommentar von mir, okay?«
    »Und ich werde auf überflüssige Anfragen verzichten.«
    »Los geht’s!«
    Die ersten Stufen knarrten leise unter seinen Füßen, machten aber einen stabilen Eindruck. Er hielt die Waffe in Schulterhöhe, mit der Mündung nach oben, und bewegte sich dicht am bemoosten Stamm entlang. Von vorn und von oben blickten ihn Augen an. Er war einmal um den Wachbaum herumgegangen, als er die Stimme vernahm.
    »Schön, dass Sie mir einen Besuch abstatten, Dr. Cameron, wenngleich ich mich des Verdachts nicht erwehren kann, dass es sich nicht um eine gemütliche Plauderei handeln wird.«
    »Ich bin unterwegs Washutkin begegnet«, entgegnete Greg, das Laubwerk in der Höhe musternd. »Der stört nicht mehr. Und wie sieht es mit Ihnen aus, Botschafter? Werden Sie mir Schwierigkeiten machen?«
    »Das will ich doch hoffen, Doktor.«
    Plötzlich meinte er, ein wenig rechts von sich im Laubvorhang eine Bewegung auszumachen. Er hob mit beiden Händen die Waffe und drückte ab. Etwa ein Dutzend Salven schlugen ins Laub ein, doch diesmal blieb das Zielerfassungsdisplay am Griff dunkel.
    »Der introvertierte Akademiker gehört wohl der Vergangenheit an«, ertönte wieder die aufreizend gelassene Stimme, die schwer zu orten war.
    »Ich musste mich anpassen, Botschafter«, sagte Greg. »Dank Ihnen sind das harte und gefährliche Zeiten …«
    Kaum hatte er den Satz beendet, feuerte er auf einen unmittelbar über ihm vorspringenden Ast und beharkte ihn im Zickzackmuster. Noch immer keine Anzeige. Greg fluchte verhalten, drückte sich mit dem Rücken flach an den Stamm und blickte seitlich die Treppe hoch. Und erblickte auf einmal das Gesicht von Catriona Macreadie, das aus dem dichten Laubwerk hervorschaute.
    »Da müssen Sie sich schon mehr einfallen lassen, Doktor«, sagte von oben der Sendrukaner, doch Greg war vollständig auf das Gesicht der Geliebten fokussiert. Er öffnete den Mund und wollte sie ansprechen, doch Catriona schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger an die Lippen. Dann deutete sie zur Wendeltreppe und machte die Geste für zwei Umläufe … oder anderthalb, da war er sich nicht sicher. Dann warf sie ihm lächelnd eine Kusshand zu und verschwand.
    Die Begegnung hatte Greg erschüttert, und die Vorstellung, sie sei der Vernichtung irgendwie entgangen und habe ihre körperliche Gestalt

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