Die Akte Daniel (German Edition)
keine explodierenden Labore. Rein und wieder raus. Die sollen nicht merken, dass ihnen was gestohlen worden ist, bevor wir nicht im Auto sitzen.«
Die beiden jungen Männer, die hinzugekommen waren, nickten, sahen aber ein wenig enttäuscht aus. »Dürfen wir nicht mal ein kleines bisschen zündeln?«, fragte Gordon hoffnungsvoll. »Ich röste doch wahnsinnige Kage no Kiseki -Wissenschaftler für mein Leben gern.«
Jeremy gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Wer ist jetzt verrückt, hm? Los, gehen wir! Stella, machst du uns das Tor von innen auf? Dann sehen wir weiter.«
Stella strich Diadree über den Kopf. »Warum bist du hierher gekommen?«, fragte sie noch.
Das Mädchen sah sie mit großen grauen Augen an. »Weiß nicht«, wisperte es. »Ich habe schlecht geträumt und dann fragten mich der weiße Engel, ob ich dem Jungen helfen kann. Wenn keiner zuhört, schreit er ganz laut, sagte der Engel.« Sie schniefte.
»Ich verstehe«, murmelte Stella. Also hatten die Träumer wirklich eingegriffen, was sie persönlich nur selten taten. Zumindest einer von ihnen. »Das hast du gut gemacht. Flieg zu ihm. Ich weiß, du wirst ihn nicht erreichen, weil er dich nicht hören kann. Aber ich denke, er wird sich freuen.«
Diadree strahlte. »Mach ich! Aber holt ihn da ganz schnell raus, ja? Es ist wirklich fies da drin.« Keine Sekunde später war Diadree wieder zu einer Eule geworden. Sie flatterte noch einmal um Stella herum, dann flog sie weg. Die junge Frau stand auf und gab Gordon und Jeremy das Zeichen, dass die Aktion begann.
Im Schutz der Bäume an der Straße pirschten sie sich bis zum Zaun vor. Stella nahm kurz Anlauf und sprang dann mit schwereloser Eleganz hinüber. Ein paar Umdrehungen mit einem Dietrich und ein paar durchgeknipste Alarmanlagen später öffnete sie das Gatter und ließ ihre beiden Teamkollegen ein.
»Ich mag, wenn sie so angibt«, flüsterte Jeremy, dann war er jedoch stumm. Die Zwillinge wurden ernst und nichts erinnerte an ihre verspielte Ader.
Sie kannten das Gebiet des Militärgeländes sehr gut. Sie waren recht oft hier. Weniger, um Leute zu entführen oder zu befreien, sondern mehr, um Informationen gegen die Firma herauszufinden, die ihnen weltweit bei Operationen halfen. Es war stets ein widerliches Abwägen zwischen den Gedanken, hilflosen Menschen hier oder an anderen Orten ihrem Schicksal zu überlassen, doch dieses Mal würden sie endlich jemanden herausholen.
Das größte praktische Problem war, dass sie dabei praktisch unsichtbar sein mussten. Das galt sowohl für die Videokameras als auch für die Menschen auf dem Gelände und im Gebäude. Die Kameras umgingen sie durch bloßes Wissen darüber, wo sie hingen und welchen Bereich sie beobachteten.
Die Menschen schalteten sie dadurch aus, dass die Telepathen ihres Orden über ihre Sinne wahrnahmen konnten, wer sie im nächsten Moment bemerken würde. Die Telepathen veränderten die Wahrnehmung dieser Menschen. Doch dieses Vorgehen war sehr aufwendig. Je nach Umfang und bei einer Befreiung mit vier Leuten brauchte es gut zwanzig dieser Begabten und selbst dann war es jederzeit möglich, dass man sie dennoch entdeckte. Zudem wurden die Telepathen schnell müde und sie fielen mitunter für viele Tage aus. Für die Befreiung eines einzigen Kindes war es zu aufwendig, selbst, wenn es ein so großes Potenzial versprach.
Langsam und lautlos bewegten sich die Drei über das Gelände. Eine Wache war vor dem Eingang des Bunkers postiert, die Stella jedoch mit einem gezielten Schlag in den Nacken ins Reich der Träume schickte – ein Akt der Gnade für ihre unsichtbaren Beschützer. Die nächste Kamera wurde von Jeremy deaktiviert, zeitgleich öffnete sein Bruder die Tür mit dem Schlüssel der bewusstlosen Wache. Vor ihnen erstreckte sich ein kahler, dunkler Flur.
Stella lief vor, während die Zwillinge ihr den Rücken frei hielten. Vier weitere Wachen setzten sie dabei außer Gefecht. Um zu verhindern, dass man sie doch noch entdeckte, zogen sie die Bewusstlosen unter eine Treppe in den Schatten. Hier sollte sie so schnell niemand entdecken. »Weiter!«, flüsterte Stella.
Da sie die Anlage kannten, wussten sie, dass sich die Wissenschaftler meist in den hinteren Räumen aufhielten. An der einzigen Tür zu diesem Bereich hielten sie an. Die Hochrangigeren der Kage no Kiseki waren speziell geschult, Angriffen von Psi-Begabten zu widerstehen, selbst wenn sie nicht sofort merken sollten, dass ihnen einer auf der Spur war. Griff
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