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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Schwachsinn grinsen und den Kopf schütteln.
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte er. Er spürte Chesters Blick auf sich, ignorierte ihn aber. »Dass die Leute jetzt gerade in irgendeiner anderen Welt sind?« Tim musste auflachen. »Ausgerechnet du mit deiner Logik! Ich lach mich schlapp.«
    Auch Chester entkam ein Glucksen. Der Junge schien erleichtert.
    Lokis Blick fand den Schülersprecher. »Wollen wir mit dem Unterricht beginnen?« Er beugte sich vor und drückte die Zigarette im improvisierten Aschenbecher aus, der vor dem Bett auf dem Boden stand.
    »Ich hätte noch eine Frage«, sagte Tim, während er sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob. Er ließ sein Zippo aufschnappen. »Mal angenommen, so eine Welt ist also entstanden und diese Menschen hängen jetzt in ihr fest, ist es denn diesem Outsider möglich, eine der Personen wieder in diese Welt zu schaffen?« Das Feuer fand die Zigarette, und als Tim anzog, schoss die Flamme vor seinen Augen kurz in die Höhe.
    Chester überlegte nicht lange. »Was weg kann, kann auch wieder zurück.« Er grinste. »Sie wissen ja, Energie kann nicht vergehen. Alles ist Energie, und nur, weil man sie aus einer Welt in eine andere schiebt, heißt das nicht, dass sie nicht auch wieder zurück kann. Zumindest habe ich das gelernt.«
    »Energie kann aber verändert werden«, sagte Tim.
    Der Schülersprecher zuckte die Achseln. »Kann sie. Physik, fünfte Klasse.«
    »Wir beginnen jetzt.« Loki richtete sich im Sitzen auf. »Was muss ich tun?«
    Chester warf einen Blick hinter sich, auf das Bett. »Am besten setzen wir uns auf die Matratze. Oder legen uns hin, wie auch immer. Auf jeden Fall sollte es bequem sein.«
    »Gut.« Loki stand auf, schlüpfte aus seinen Schuhen und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, mit dem Rücken zum Kopfteil. Sein Blick fand Tim, während sich Chester ihm gegenüber niederließ, und erst, als sein Cousin ihm mit einem Augenrollen zugenickt hatte, sah Loki den Schülersprecher wartend an.
    Tim rauchte unterdessen seine Zigarette und beobachtete das Geschehen. Er wollte auf der Stelle nach Sibirien auswandern, wenn sein Cousin auch nur einen Schritt in ihrem Fall weiterkam mit diesem Blödsinn.
    »Sie haben es bequem? Gut. Ich werde jetzt in meinem Geist einen Raum erschaffen, einen sehr schlichten Raum, mit nur einem Möbelstück. Diesen Raum halte ich aufrecht und erreichbar. Sie werden versuchen, Zugang zu diesem Raum zu finden. Wenn Ihnen das gelingt, dann müssen Sie mir im Anschluss sagen können, welches Möbelstück wo gestanden hat.«
    Tim stieß ein Schnauben aus. »Dachgeschoss, Kloschüssel.« Er lachte. »Hast du das schon mal geschafft, Chester? Ernsthaft?«
    Der Schülersprecher sah zu Tim. »Hab ich. Aber, wie gesagt, ich halte das trotzdem für Blödsinn. Es kann Zufall gewesen sein. Ich sehe da einfach keine Gabe, jedenfalls keine Outsider-Gabe.« Er erwiderte Tims spöttisches Grinsen.
    »Johnny, wie wäre es, wenn du deine Arbeit erledigst?« Loki sah seinen Cousin ausdruckslos an.
    »Schon gut, ich halt die Klappe.« Tim drehte sich um, nahm den Jahresrückblick von 2009 und fing an, in ihm zu blättern.
    »Ich beginne jetzt.«, sagte Chester.
    Ein paar Sekunden vergingen, dann drehte Tim den Kopf und sah wieder zu den beiden hinüber. Sie hatten jetzt die Augen geschlossen und saßen vollkommen still. Tim unterdrückte einen Seufzer und wandte sich wieder der Zeitung zu. Gelangweilt begann er, zu lesen.
    Dreiundvierzig Minuten waren vergangen, als Lokis Handy losschrillte. Tim hatte die Zeitung zur Hälfte durch. Er wusste jetzt unter anderem Bescheid über die Ergebnisse einer Untersuchung der Kieler Pflanzenwelt und deren Entwicklung in den letzten zweihundert Jahren, über die Praktika einiger Achtklässler sowie über die Einführung vegetarischen Essens in der Kantine.
    Aufatmend griff Tim nach dem Handy, das vor ihm auf dem Tisch lag, sprang auf und lief ins Badezimmer, um die beiden Imaginationskünstler nicht zu stören. Er hob ab und hörte eine Weile nur Rauschen und Sirenengeheule.
    »Hallo?«, sagte Tim mehrere Male.
    »Von Schallern? Sind Sie’s?«
    »Nein, hier ist Jung. Der Chef ist gerade verhindert.«
    »Ah, Sie. Hier ist Lünsmann. Packen Sie Ihren BKA-Chef ein und machen Sie sich auf den Weg. Ich schicke Ihnen die Adresse gleich per SMS.«
    Tim blinzelte. »Was ist denn los?« Die Sirenen, die laut und verzerrt durch das Gerät tönten, irritierten ihn. Der Kommissar musste in einem Einsatzwagen

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