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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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unter seinen blutigen Fingern.
    Tim ballte die Rechte fester um den Messergriff und nahm es in Kauf, dass seine Knöchel über den Beton rieben, während er anfing, auf Händen und Knien in Richtung der anderen Seite der Lagerhalle zu kriechen. Er kam nicht sehr schnell voran. Seine Verfolger allerdings auch nicht. Aber Tim spürte, wie ihn die letzten Kräfte allmählich verließen.
    Er hatte beinahe die Mitte der Halle erreicht, als sein Knie einen stechenden Schmerz durch seinen Körper schickte. Die Muskeln im Bein gaben einfach nach, verweigerten den Dienst. Er sackte zur Seite weg. Beinahe fiel er mit dem Kinn auf die Messerklinge. Keinen Zentimeter entfernt schlug er mit dem Gesicht auf dem Beton auf.
    Was war nur mit seiner Motorik los? Fühlte es sich so an, wenn man ein Zombie war? Begann sein Hirn schon mit der Zersetzung?
    Tim blieb liegen, schloss die Augen und erkannte, dass er verloren hatte. Veden hatte ihn besiegt. Er würde nicht lebend aus dieser irren Welt herauskommen.
    Er hörte die schlurfenden Schritte hinter sich und dachte wieder an den Schuldirektor. Was würde geschehen, wenn der in seiner Imagination starb? Gab es einen Funken Hoffnung für die anderen, wenn schon nicht für ihn?
    Keuchend stemmte Tim den Oberkörper in die Höhe. Die Messerklinge zitterte unter den Kontraktionen der Muskeln in seinem Arm. Er stieß sich ab und warf sich auf diese Weise auf den Rücken, spähte zu seinen Verfolgern hinüber. Einer der Zombies hatte ihn fast erreicht. Nur drei Schritte trennten ihn von seiner nächsten Mahlzeit. Von Veden und seinem Kompagnon allerdings fehlte jede Spur.
    Tim ließ sich wieder zurückfallen, schlug mit dem Hinterkopf auf den Beton. Er ließ das Messer los.
    Diese Zombies waren anständige Menschen, die man entführt und verwandelt hatte. Sie konnten nichts dafür. Er würde sie nicht umbringen. Wofür auch? Er hatte verloren; sollten sie ihn fressen. Alles war besser, als in dieser Welt leben zu müssen und ein Zombie zu sein.
    Das wächserne Gesicht mit den rotgeränderten Augen schob sich in Tims Blickfeld. Ausgedörrte Lippen bewegten sich, und wenn sich Tim nicht ganz täuschte, sagten sie tonlos: »Stoff«. Die Lippen zogen sich zurück und entblößten verunreinigte Zähne.
    Er schloss die Augen und wunderte sich über die Leere in seinem Inneren. Müsste er nicht Panik haben? Angst vor dem Tod? Tim atmete tief durch und machte sich auf die Zähne bereit, die sich in sein Fleisch senken würden.
    Ein Poltern ertönte, dann folgte ein Schuss.
    Tim riss die Augen wieder auf und sah gerade noch, wie der Schädel eines Zombies zurückgerissen wurde, sich ein Loch auf seiner Stirn auftat und er rückwärts umkippte.
    »Liegen bleiben!«, schrie jemand, dann folgten weitere Schüsse.
    Neben ihm gingen die Zombies zu Boden, einer nach dem anderen. Drei von ihnen hielten inne und stierten leblos vor sich hin, drehten sich schließlich um und schlurften in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Tim schluckte trocken und drehte den Kopf, so gut er konnte. Er sah Füße, die auf ihn zukamen. Er hob den Blick. Wieder war es das Entsetzen, das ihn dazu brachte, sich aufzurappeln. Das Knie schmerzte höllisch, deshalb blieb er sitzen, hob aber das Messer auf und fuchtelte damit vor sich herum.
    »Komm her, Veden!«, schrie Tim. Seine Stimme klang krächzend. »Ich schneid dir dein Herz raus, damit diese Hölle endlich enden kann! Komm her!«
    Er starrte in das ausdruckslose Gesicht des Direktors, das ihn eine Weile musterte, dann aber ruckartig herumgerissen wurde. Tim hörte ein Geräusch von der anderen Seite, jener, auf der er aufgewacht war. Veden verschwand aus seinem Blickfeld.
    Tim drehte schwerfällig den Kopf und sah diesen anderen, diesen Hora durch eine Tür verschwinden. Veden rannte hinter ihm her.
    Sie versuchten, zu flüchten! Er rappelte sich weiter auf, verlagerte das Gewicht auf den Oberschenkel des unverletzten Beines und begann, sich nach vorne zu ziehen. Auch, wenn seine Verfolgung Ewigkeiten dauern würde, er würde nicht aufgeben!

    *
    Loki legte sich die Maschinenpistole über die Schulter, sodass der Lauf gen Decke deutete, und betrachtete das Gesicht seines Cousins. Die übrigen, vermeintlichen Zombies, die er nicht hatte durchsieben müssen, um Johnny zu retten, nahmen Reißaus und drückten sich gegen die Wände. Scheinbar waren sie nicht verwirrt genug, um zu erkennen, dass sie gegen das Dauerfeuer einer hübschen MP5 nicht ankamen.
    Aber Johnny war es.

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