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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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nirgendwo finden. Hatte er ihn vorhin nicht von innen ins Schloss gesteckt? Vielleicht nicht. Manchmal täuschte ihn seine Erinnerung, zauberte Bilder hervor, die am Tag zuvor geschehen waren. Wahrscheinlich war ihm der Schlüssel im Auto aus der Hosentasche gefallen. Das wäre nicht das erste Mal. Er würde ihn suchen gehen, sobald er das Bier ausgetrunken hatte. Schulterzuckend ging er zurück zum Bett und ließ sich darauf fallen.

    *
    Eine dreiviertel Stunde später wankte Tim aus dem Wohngebäude. Er hatte Mühe, geradeaus zu sehen. Zum Teufel, seit wann haute ihn ein einziges Bier um? Ihn, den ehemaligen Kampftrinker!
    Tim blieb stehen, stützte sich mit der Hand an der Außenmauer ab und schüttelte den Kopf. Statt dass sich sein Blick klärte, begann sich alles um ihn zu drehen. Aber er fühlte sich trotzdem fit, überhaupt nicht mehr müde. Wäre da nur der Schwindel nicht.
    Er glaubte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung zu sehen und ließ die Hand automatisch zum Holster gleiten. Ihm wurde bewusst, dass er die Heckler & Koch auf das Nachtkästchen gelegt hatte, weil es verdammt ungemütlich war, mit ihr im Bett zu relaxen. Aber das Messer war noch da, eingeklappt in der Hosentasche. Die Bewegung entpuppte sich als ein Ast, der vom nächtlichen Wind gepeitscht wurde.
    Tim seufzte. Er brauchte Urlaub.
    Er stieß sich von der Wand ab und ging auf das Pflaster hinaus, in Richtung des Parkplatzes. Immer wieder verlor er das Gleichgewicht und torkelte zur Seite, als hätte er sich eine ganze Flasche Wodka einverleibt.
    »Die Zeit’n sin’ voabei«, lallte er und streckte die Zunge raus, weil sie sich so pelzig anfühlte und ihm nicht mehr gehorchen wollte. Er rieb sie gegen die Zähne, aber das half nichts. Sein Mund war so trocken, als hätte er Löschpapier gegessen.
    Sein Blick richtete sich gen Himmel. Wie farbenprächtig die Sterne hier im Norden leuchteten! Die in seiner Heimat konnten da wirklich nicht mithalten. Die Leere zwischen den Trabanten besaß eine unglaubliche Präsenz. Das Schwarz war beinahe absorbierend. Einer der helleren Sterne hatte eine pulsierende, feuerrote Korona, die sich ausdehnte. Wie gebannt stierte er hinauf.
    Der Wind pfiff ihm um die Ohren. Tim riss den Blick los und schüttelte erneut den Kopf. Das Fastfoodessen, dachte er. Hatte er vielleicht eine Lebensmittelvergiftung? Er griff sich an die Stirn und stellte erschrocken fest, dass er tatsächlich glühte. Seine Finger waren schweißnass. Er musste ins Bett.
    Ah, das Auto! Er richtete die Augen auf den kleinen Mietwagen und wankte weiter. Mit der Linken griff er in die Hosentasche und fing an, nach dem Schlüssel zu suchen. Mehrmals versuchte er, ihn herauszuziehen, bekam aber nur immer den Stoff der Hose zu fassen. Ein leises, klirrendes Geräusch drang an sein Ohr, das nur gering den heulenden Wind übertönte.
    Tim riss den Blick auf den Boden und stellte entsetzt fest, dass sich die Pflastersteine bewegten. Die Umrandungen fingen an, sich zu schlängeln und wellenförmige Bewegungen zu machen. Sie schienen regelrechte Minicanyons in die Erde zu graben. Die Steine selbst schoben sich nach oben, verloren ihre Starrheit und folgten den Bewegungen.
    Kontinentaldrift, dachte Tim.
    Auf einem der wandernden Steine glänzte der Autoschlüssel. Tim bückte sich, verlor das Gleichgewicht und fiel um. Er knallte auf die Nase, konnte sich mit den Händen nicht rechtzeitig abfangen, und blieb stöhnend liegen. Er schmeckte Blut.
    Benommen griff er sich ins Gesicht, glitschte mit den Fingern durch die Feuchtigkeit und musste einsehen, dass er seine Feinmotorik nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er warf sich herum und korrigierte sich: Er hatte überhaupt keine Motorik mehr. Seine Arme und Beine schwangen durch die Gegend, als seien sie eingeschlafen. Aber er schaffte es, sich auf den Rücken zu wälzen.
    »Ssoschssss...«, entkam seinem Mund. Er konnte nicht mehr reden.
    Dumpf nahm er wahr, dass sich sein Mund füllte, dass etwas von seinem Magen nach oben wanderte. Prustend begann er, zu kotzen, hatte aber nicht die Kraft, sich zur Seite zu drehen. Sein ganzer Körper zuckte krampfhaft.
    Durch den Nebel in seinen Gedanken wurde ihm klar, dass er ersticken würde. Er starrte die funkelnden, farbenprächtigen Sterne an und hatte die Panik kaum noch unter Kontrolle. Sein Körper gehorchte gar nicht mehr.
    Ein Kopf schob sich in sein Blickfeld, nur ein schwarzer Schemen, der sich kaum vom Nachthimmel abhob. Jemand griff nach seinen

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