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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verpflichtet. Joaquino wäre besser dran, wenn er ihn in Ruhe ließe. »Ich glaube, die Seeluft wird helfen. Es sollte
kein Verband auf die Wunde. Ja, das wäre nicht … nicht so gut.« Noch einmal versuchte er sich mit aller Kraft vorzustellen, dass Haut über die Verletzung wuchs. Bei Anne-Marie hatte das geholfen. Aber diesmal geschah einfach nichts! Er spürte das Kribbeln in den Händen nicht, dieses Gefühl, dass etwas durch ihn hindurchfloss. Eine Kraft, die überall um ihn herum war, auch wenn man sie nicht sehen konnte. Er nahm sie auf und bündelte sie wie ein Trichter. Aber jetzt schien diese Kraft einfach fort zu sein.
    Alvarez kniete auf der anderen Seite von Joaquinos Lager nieder. Der Kapitän der Galeasse hatte Luc überrascht, ebenso Drustan. Sie beide waren ausgezeichnete Heiler. Das hatte Luc nicht gewusst.
    Sie hatten ihn beobachtet. Nicht sehr offensichtlich, doch Luc hatte es dennoch gespürt. Ob sie nach Zeichen Ausschau hielten, die ihn als Wechselbalg entlarvten? Wenn sie in der Nähe waren, fühlte Luc sich beklommen. Er wusste, dass er in der Geschützkammer gewesen war, konnte sich aber an nichts mehr erinnern. Er musste verletzt gewesen sein, doch sein Leib wies keine Wunde auf. Nicht einmal einen blauen Fleck hatte er. Unheimlich war das!
    Luc musste an die Drohung des Primarchen denken. Sobald die Windfänger nach Valloncour zurückkehrte, erwartete ihn eine Prüfung. Er hatte keine Ahnung, worum es gehen würde, aber er wusste, dass der Ausgang dieser Prüfung für ihn über Leben und Tod entscheiden würde. Denn einen Wechselbalg, ein Kind, das auf magische Weise von Elfen erschaffen worden war, würde der gestrenge Primarch niemals inmitten seiner Novizen dulden.
    Alvarez legte Joaquino die Hand auf die Stirn. »Du hast kein Fieber, Junge. Das ist ein gutes Zeichen. Wie fühlst du dich?«

    »Nicht so schlimm«, brachte der junge Löwe unter Mühen hervor.
    Alvarez lächelte. »Dachte ich mir schon, dass du das sagen würdest. Wird eine nette Narbe werden. Morgen verlegen wir unser Strandlager. Ich bin mir sicher, dass wir dann mehr für dich tun können.« Der Kapitän blickte auf und sah Luc auf eigenartige Weise an. So, als teilten sie ein Geheimnis, das sich Joaquino niemals erschließen würde.
    Alvarez klopfte dem großen Jungen sanft auf die Schulter. »Halt dich tapfer. Das wird schon wieder.« Dann stand er auf. »Luc? Kannst du mit mir kommen? Du wirst hier, glaube ich, nicht mehr gebraucht.«
    Der Kapitän ging hinab zum Ufer. Sie waren mit der Windfänger in einer engen, felsigen Bucht vor Anker gegangen. Am Strand waren zwei große Sonnensegel aufgespannt worden. Etliche Feuer brannten, und man briet wilde Ziegen, die ein Jagdtrupp erlegt hatte. Außer einer Wache, dem Schiffszimmermann und seinen Gehilfen war niemand an Bord der Windfänger zurückgeblieben. Die Schäden in der Geschützkammer wurden behoben. Und Blutflecken von den Planken geschrubbt. Das Geräusch von Hämmern und Sägen hallte über das Wasser.
    Alvarez blieb unvermittelt stehen und rammte die Hände in die Hüften. »Ich hasse es, wenn das Leben meiner Mannschaft in den Händen anderer liegt! Das hätte nicht passieren dürfen!« Er sah zu seiner Galeasse, während er sprach. Alvarez war von stattlicher Gestalt. Trotz der Hitze trug er eine weite Pumphose und kniehohe Stiefel, dazu ein weißes Leinenhemd mit kostbarer Spitze. Eine breite rote Bauchbinde mit goldenen Fransen war um seine Hüften geschlungen – das Abzeichen eines Kapitäns. Das Messer und die beiden Pistolengriffe, die aus dem Stoff ragten, ließen ihn
verwegen aussehen. Sein silberner Ohrring, der gezwirbelte Schnauzbart und das lange, lockige Haar taten ein Übriges, um diesen Eindruck zu verstärken. Nein, wie ein Heilkundiger sah er wirklich nicht aus, dachte Luc erneut. Eher wie ein Pirat oder Schmuggler.
    »Es kann immer sein, dass eine Kanone einen unsichtbaren Makel in sich trägt. Eine Luftblase vielleicht. Manchmal ist die Legierung von mangelhafter Qualität … Deshalb werden sie erprobt. Das ist die Aufgabe von diesem Dreckspack in der Schlangengrube. Ich könnte den Gießmeistern die Schädel einschlagen! Ich könnte …« Er wandte sich unvermittelt zu Luc um. »Hast du schon mal gesehen, wie ein Hai einen Mann frisst? Ich wünschte, ich hätte ihn hier, den Gießmeister, der die Verantwortung für die Heiliger Zorn trägt. Ich wünschte, ich könnte meinem ganz und gar unheiligen Zorn Luft machen!« Alvarez zitterte

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