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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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klappte ihn so ängstlich auf, als wäre darin eine Schachtel mit einem schlagenden Herzen.
    Der Umschlag war absichtlich an der Tür befestigt worden, damit das kleine Glasquadrat, das er enthielt – nicht dicker als ein Wespenflügel und in der Farbe von indigoblauer Tinte, die aussah, als wäre sie über weißes Porzellan geflossen –, nicht beschädigt wurde. Sie blickte zur Tür. Er war von der Contessa gekommen. Das Glas mochte alles Mögliche in sich bergen – entwürdigend, verwirrend, unvorstellbar –, und hineinzublicken hätte so unabänderliche Folgen, wie sich von einem Dach zu stürzen. Ihre ausgedörrte Kehle schmeckte nach Asche … die Erinnerungen des Comte verrieten ihr, dass das dünne Glas nur eine einfache Inschrift zuließ, dass die Erinnerung also kurz sein musste.
    Die Haut in ihrem Nacken prickelte. Miss Temple ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, als würde es ihr Kraft verleihen, wenn sie seine Wirklichkeit registrierte. Sie sah in das Glas.
    Zwei Minuten später – sie schaute auf einmal zur Uhr – riss sie ihren Blick davon los. Ihr Gesicht war rot, obwohl das Betrachten des Glasstücks sie nicht angestrengt hatte: die eingefangene Erinnerung war das Studium einer Pergamentrolle … des Plans eines Gebäudes, das sie nicht kannte.
    Die Contessa hatte ihren strategischen Vorteil aufgegeben, um Miss Temple, einer Feindin, einen nicht hilfreichen Zeitungsaus schnitt und einen ebenso nutzlosen Plan zu übermitteln. Viel leicht wäre beides brauchbar, wenn sie gewusst hätte, was sie bedeuteten … aber warum sollte die Contessa di Lacquer-Sforza den Wunsch haben, Miss Temple noch weiter in ihre Angelegenheiten hineinzuziehen?
    Unter Berücksichtigung der Neugier von Dienstmädchen versteckte Miss Temple die Zeitungsnotiz und das Glasquadrat unter einem Federhut, den sie nie trug. Die roten Umschläge, die jetzt beliebige Zeitungsausschnitte enthielten, ließ sie gut sichtbar auf ihrem Schreibtisch liegen.
    Der Abend brachte lediglich eine kurz gefasste Nachricht von Mr. Pfaff: »Glashütte besetzt. Bleibe dran.« Da Ramper und Jaxon Nachrichten über Pfaff vermittelten, hörte sie von keinem der beiden etwas, und Pfaff selbst ließ weder am nächsten Morgen noch den gesamten nächsten Tag über von sich hören. Miss Temple spazierte durchs Hotel, zu den Mahlzeiten, in den Keller, aus einer Laune heraus sogar einmal auf das Dach, in der Hoffnung, den Mann im braunen Mantel auf der Straße zu erspähen. Sie sah nichts und tappte zurück zu dem rot beflockten Flur des obersten Stockwerks, wo Mr. Brine stand und wartete.
    Die Abendausgaben waren angekommen und lagen in ihren Räumen auf dem Sideboard. Miss Temple nahm den Stapel mit beiden Händen und setzte sich an ihren Schreibtisch, wo sie die Zeitungen auf dem Schoß hielt, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    Die Fahrt nach Harschmort House dauerte mit dem Zug zwei Stunden, mit der Kutsche etwas länger und zu Fuß vielleicht einen ganzen Tag. Mr. Jaxon war seit fünf Tagen fort und Mr. Ropp ungefähr vierzehn Tage. Dass beide in das geheimnisvolle Harschmort entschwunden waren, bewies, dass Robert Vandaariff überlebt hatte. Wenn der Mann im braunen Mantel für Vandaariff arbeitete und Ramper verfolgt hatte, bedeutete das nicht, dass Ramper ebenfalls verschwinden würde?
    Die Contessa hatte sie gefunden. Sie verschwendete Zeit. Ihre Feinde rührten sich.
    Miss Temple warf die Zeitungen auf den Boden. Die Sonne ging unter. Sie suchte etwas in ihrer Tasche. Sie konnte nicht länger warten.
    »Marie, meinen Reisemantel.«
    Das Dienstmädchen war in dem Zimmer, das Miss Temple für geschäft liche Angelegenheiten nutzte, sicher untergebracht worden, die Hoteldiener in Hörweite zur Tür. Miss Temple verließ das Hotel erneut durch die Küche, Mr. Brine an ihrer Seite. Weil sie nicht wusste, ob sie beobachtet wurden, musste sie erst einmal davon ausgehen.
    Die Kunstgalerie, wo die Arbeiten des Comte ausgestellt wurden, war geschlossen, und die Fenster waren dunkel.
    »Ich nehme an, Sie können die Tür nicht öffnen.«
    »Nicht ohne das Glas zu zerstören.«
    Miss Temple umschloss ihr Gesicht mit den Händen und presste die Stirn auf die kalte Fläche. Die Galeriewände waren leer. Sie seufzte. Von einem früheren Besuch wusste sie, dass es sowieso nicht genug Platz für eine großformatige Leinwand gab. Die chy mische Hochzeit musste in Harschmort sein.
    Sie flüsterte Brine zu, ebenfalls hineinzuschauen. Als er mit dem Gesicht

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