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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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leise Beschwerde über ihr Eindringen. Als Miss Temple den leeren Treppenabsatz erreichte, richtete sie den Revolver nach oben. Brine nickte, den Schlagstock bereit. Doch die Treppe führte nicht weiter. Wenn Mr. Phelps das Haus als Versteck benutzte, musste es auf dem Dachboden …
    Tief unter ihnen war deutlich das Knarren der Speisekammertür zu hören. Miss Temple blies die Kerze aus. Plötzlich wurde ihr ganz mulmig. Hinter ihnen war eine Doppelreihe schmutziger Fußabdrücke zu sehen, die blass im Mondlicht schimmerte. Sie blickte auf ihre Stiefel herab und sah, dass sie von dem Mörtel an der Schwelle verdreckt waren – eine phosphoreszierende Paste? Es war eine Falle gewesen. Ihr Aufenthaltsort würde dem Mann so genau angezeigt wie auf einem Plan. Verzweifelt rieb sie mit ihren Stiefeln über Rawsbarthe’ Teppich und zog dann Brines Kopf zu sich herunter.
    »Passen Sie auf die Treppe auf!«, zischte sie. »Überraschen Sie ihn. Ich suche den Weg nach oben.«
    In Rawsbarthes Schrank schob sie in der Hoffnung, dass dahinter eine Leiter versteckt war, die dort aufgehängten Kleidungsstücke hin und her. Ihr Fuß blieb an einer geöffneten Truhe hängen, und sie geriet ins Stolpern, wobei sie beim Geruch nach Blut die Nase rümpfte. In der Truhe lag ein ungeordneter Haufen Kleidungsstücke – ohne Licht ließ sich unmöglich mehr erkennen –, allerdings bestätigten ihre Finger anhand der großen Menge steifen Stoffs, dass es viel Blut gewesen sein musste.
    Sie tastete sich durch das Schlafzimmer. Ihre leuchtenden Fußabdrücke verschmutzten den Boden. Zwischen Waschbecken und Regal befand sich ein sechzig Zentimeter breites Stück Wand. Miss Temple fuhr darüber, bis sie mit einem Finger ein Loch entdeckte, darin ein übermalter Eisenring. Sie zog daran. Das Wandpaneel öffnete sich auf frisch geölten Scharnieren.
    Sie eilte zurück und kam rutschend im Türrahmen zum Stehen. Mr. Brine lag flach auf dem Boden, einen Pistolenlauf fest an seinen Schädel gepresst. Ein Mann, dessen brauner Mantel bis unters Kinn zugeknöpft war, starrte Miss Temple an.
    Im Dunkeln zu ihrer Linken vernahm sie ein Atmen. Sie wich zurück, entkam gerade noch rechtzeitig Händen, die sie packen wollten, stürzte durch das geöffnete Paneel und tastete nach einem Riegel, um es zu verschließen. Bereits die ersten Tritte ließen das Holz splittern, während sie zur Leiter stürzte und mit Händen und Füßen zu klettern begann. Oben kämpfte sie sich an einem Stück Leinwand vorbei und stolperte in die plötzliche Helligkeit einer Dachkammer. Neben dem eisernen Ofen stand ein großer, dünner Mann in Socken, der stahlblaue Uniformhosen und einen wollenen Seemannspullover trug. Er hatte sich nicht rasiert. Seine rechte Hand umklammerte eine langläufige Marinepistole, und in seiner linken – mit zitternden und dürren Fingern – hielt er eine nicht angezündete Zigarette. Miss Temple schrie auf.
    Doctor Svenson sank auf die Knie, legte die Pistole auf den Boden und streckte die blassen Hände aus, während er sanft sagte:
    »Celeste … du liebe Güte – Oh, mein liebes Kind …«
    Als das Paneel unten endgültig zersplitterte, rief er ihren Verfolgern mit durchdringender Stimme zu: »Bleiben Sie, wo Sie sind! Es ist Celeste Temple! Kein Grund zur Besorgnis, sage ich – warten Sie dort!« Er nickte ihr zu, und seine blauen Augen leuchteten. »Celeste, wie sind Sie hierhergekommen?«
    Miss Temples Stimme war rau und ihre Kehle vor Überraschung und Zorn wie zugeschnürt.
    »Wie ich hierhergekommen bin? Wieso sind Sie am Leben? Wie – ohne ein einziges Wort – ohne …« Sie stieß ihre Pistole gegen die seine. »Wir hätten uns gegenseitig erschießen können! Ich hätte Sie erschießen sollen!« Ihre Augen brannten. »Stellen Sie sich vor, wie ich geweint hätte, wenn ich Sie erneut tot angetroffen hätte.«
    Mr. Phelps hatte ihr Kakao in einem Metallbecher gereicht, aber Miss Temple hatte nicht die Absicht, ihn zu trinken. Sie saß auf einem Holzstuhl neben dem Ofen, Svenson – der seine Stiefel angezogen hatte – neben ihr mit einem eigenen Becher. Der verlegene Mr. Brine saß auf dem, was offensichtlich das Bett des Doktors war und dessen Rahmen unter seinem Gewicht nachgab. Neben Brine standen Mr. Phelps – schütter und mit gequältem Blick, wenn auch nicht mehr so offensichtlich krank aussehend – und ein helläugiger Mann, vorgestellt als Mr. Cunsher, dessen voluminöser brauner Mantel jetzt auf einem Bügel hing.

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