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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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bewirkt, was er wollte. Jetzt waren seine Frau und sein Sohn neugierig geworden. Was sollte er tun? Ihnen erklären, den wohltätigen Onkel umgebe ein Geheimnis, letzterer habe sie vor der Gefahr, die im Keller lauerte, warnen wollen?
    Das war keine Erklärung. Das war bestenfalls Aberglaube.
    Die Menschen lieben die Logik, nie im Leben würden Lucie und Nicolas darauf hereinfallen.
    Er stammelte: »Der Notar hat mich gewarnt.«
    »Wovor hat er dich gewarnt?«
    »Der Keller ist von Ratten befallen!«
    »Brrr! Ratten? Die schlüpfen garantiert durch den Spalt«, behauptete der Junge.
    »Keine Bange, wir werden alles abdichten.«
    Jonathan war mit Nicolas’ Reaktion nicht unzufrieden. Ein Glück, daß er auf die Idee mit den Ratten gekommen war.
    »Na schön, niemand nähert sich dem Keller, abgemacht? «
    Er ging ins Badezimmer. Lucie kam nach.
    »Du warst bei deiner Großmutter?«
    »Stimmt.«
    »Und das hat den ganzen Vormittag gedauert?«
    »Ganz genau.«
    »Du wirst doch nicht deine Zeit mit Herumlungern vertun.
    Erinnere dich, was du auf dem Hof in den Pyrenäen gesagt hast: ›Müßiggang ist aller Laster Anfang.‹ Du mußt wieder Arbeit finden. Unsere Rücklagen schmelzen.«
    »Wir haben gerade eine Wohnung von zweihundert Quadratmetern in einem feinen Viertel am Waldrand geerbt, und du redest von einem Job! Kannst du denn den Augenblick nicht genießen?«
    Er wollte sie umarmen, sie wich zurück.
    »Doch, das kann ich, aber ich kann dabei auch an die Zukunft denken. Ich habe keine Stellung, du bist arbeitslos, wovon sollen wir in einem Jahr leben?«
    »Wir haben noch Reserven.«
    »Sei nicht dumm, wir haben noch genug, um uns einige Monate über Wasser zu halten, aber dann …«
    Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüften und streckte die Brust heraus.
    »Hör zu, Jonathan, du hast deinen Job verloren, weild u nachts nicht durch gefährliche Gegenden fahren wolltest.
    Okay, das versteh ich, aber du müßtest doch woanders etwas finden können!«
    »Natürlich. Ich werde mir Arbeit suchen, laß mich nur erst auf andere Gedanken kommen. Ich verspreche dir, danach, sagen wir in einem Monat, stürze ich mich auf die Annoncen.«
    Ein blondes Köpfchen schaute herein, alsbald gefolgt von einem Plüschtier auf Beinen, Nicolas und Ouarzazate.
    »Papa, vorhin ist ein Mann gekommen, um ein Buchz u binden.«
    »Ein Buch? Was für ein Buch?«
    »Ich weiß nicht, er hat von einer großen Enzyklopädie geredet, die Onkel Edmond geschrieben hat.«
    »Ach nein, sieh an … War er in der Wohnung? Habt ihr sie gefunden?«
    »Nein, der sah nicht nett aus, und weil sowieso kein Buch da ist …«
    »Bravo, mein Sohn, das hast du gut gemacht.« Jonathan war zunächst perplex ob dieser Kunde, dann wurde er stutzig. Er durchwühlte das ganze Untergeschoß.
    Vergeblich. Danach blieb er eine ganze Weile in der Küche und untersuchte die Kellertür, das große Schloß und den breiten Spalt. Welches Geheimnis verbarg sich dahinter?
     
    Sie müssen in diesen Busch hinein.
    Eine der alten Kundschafterinnen äußert einen Vorschlag.
    Sich zu einer »Schlange mit dickem Kopf« formieren, der beste Weg, auf ungastlichem Terrain vorzurücken. Sofortige Zustimmung, sie hatten alle die gleiche Idee.
    Fünf in einem umgedrehten Dreieck angeordnete Aufklärerinnen bilden die Augen der Truppe. Mit kleinen, gemessenen Schritten tasten sie den Boden ab, beschnuppern den Himmel, inspizieren das Moos. Wenn alles in Ordnung ist, sondern sie eine olfaktorische Botschaft ab mit dem Inhalt: »Vorne nichts!«. Dann reihen sie sich am Ende des Zugs ein, um von »neuen« Individuen ersetzt zu werden. Dieses Rotationssystem verwandelt die Gruppe in eine Art langes Tier, dessen »Nase« stets hypersensibel bleibt.
    Zwanzigmal kommt das »Vorne nichts!« klar und deutlich.
    Beim einundzwanzigsten Mal wird es von einem widerlichen falschen »Ton« unterbrochen. Eine der Aufklärerinnen hat sich unbesonnen einer fleischfressenden Pflanze genähert. Eine Dionaea. Ihr betörender Duft hat sie angelockt, ihr Leim hat die Beine der Ameise umschlossen.
    Von da an ist alles verloren. Der Kontakt mit den Härchen löst den Mechanismus des organischen Scharniers aus. Die beiden breiten Blätter, durch Gelenke miteinander verbunden, schließen sich unerbittlich. Die langen »Fransen« dienen als Zähne. Sie verschränken sich und werden zu festen Stäben.
    Wenn das Opfer gänzlich platt gedrückt ist, sondert das pflanzliche Raubtier seine gefräßigsten Enzyme ab,

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