Die Angstmacher
geht es umeine monatliche Rente von 200 Euro, bei der Debeka geht es um mehr als 4000 Euro.
Mit der Debeka hat Uwe Steinhardt seit Anfang der Neunzigerjahre zu tun. Seine Firma kommt in Kontakt mit einem Außendienstmitarbeiter der Debeka. Es passiert etwas in der Branche sehr Typisches: Der Vermittler macht die bestehende Police schlecht und preist die eigenen Verträge in den sonnigsten Farben. »Wir bekamen eine um 10 bis 15 Prozent höhere Ablaufleistung in Aussicht gestellt«, berichtet Steinhardt. Zehn oder gar 15 Prozent mehr Rente – das ist schon eine interessante Hausnummer. »Ich dachte: Die Debeka versichert Beamte, das ist ein seriöses Unternehmen«, beschreibt er seine damaligen Überlegungen. Das Vermessungsbüro stellt die Altersvorsorge für die Inhaber um. Die Firma entscheidet sich für Verträge bei der Debeka. Die sehen neben der Altersrente auch eine Rente im Falle der Berufsunfähigkeit vor – und die Befreiung von der Beitragszahlung für die Altersvorsorge, falls der Versicherte seinen Job nicht mehr ausüben kann.
Am 2. August 2007 hat Uwe Steinhardt einen Unfall. Er nimmt an einer Tankstelle Vermessungen vor, als ihn von hinten ein Astra Kombi trifft. Zu diesem Zeitpunkt zahlte seine Firma an die Debeka im Monat 1400 Euro an Versicherungsprämien – für Altersvorsorge und Berufsunfähigkeit. »Bei dem Unfall ist es zu einer Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule gekommen, zu einem stumpfen Schädel-Hirn-Trauma«, berichtet er. »Das Gehirn ist gegen die Schädeldecke geprallt, gleichzeitig ist die Wirbelsäule überstreckt worden.« Ärzte diagnostizieren massive Nervenschädigungen. Unter anderem hat Uwe Steinhardt Probleme, nach links zu schauen und andere Sehstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindelanfälle und Beeinträchtigungen beim Gehen.
Der Vermessungstechniker lässt sich schulmedizinisch behandeln, macht eine Rehabilitation, probiert alternative Therapien. Er kämpft. Nichts hilft. Ende 2007 bekommt die Debeka seinen Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente In der Regel zahlt dieVersicherung bei einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent. Aber Uwe Steinhardt hat einen guten Vertrag bei einem guten Versicherer. Seine Police sieht vor, dass er ab einer Berufsunfähigkeit von 25 Prozent Geld bekommt, nicht die volle Summe, aber den entsprechenden Anteil. Er hat mit dem Unternehmen eine hohe Berufsunfähigkeitsrente vereinbart. 4400 Euro im Monat.
Die Debeka hat fast 430 000 Berufsunfähigkeitspolicen in den Büchern. Die Versicherungssumme von Uwe Steinhardt ist nicht die höchste, aber eine der höchsten. Sollte er fünfundsechzig Jahre alt werden und die Gesellschaft die Berufsunfähigkeitsrente zahlen, kostet sie das richtig viel Geld. Es gibt Unternehmen, die schließen für Verträge in dieser Größenordnung selbst eine Versicherung ab, rückversichern heißt das im Fachjargon. Das hat die Debeka nicht gemacht. Müsste sie die Rente zahlen, müsste sie das ganz allein tragen.
Bei der Debeka sind 15 sogenannte Leistungsprüfer damit beschäftigt, Anträge wie die von Uwe Steinhardt zu bearbeiten. Rund 1300 Anträge kommen im Jahr ins Haus. Bekommt er einen Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente auf den Tisch, versucht der Sachbearbeiter sich ein genaues Bild zu verschaffen. Er schickt dem Betroffenen einen Fragebogen; Beamte, Angestellte und Selbstständige bekommen unterschiedliche. Bei Beamten akzeptiert die Debeka die Entscheidung des Dienstherrn, wenn ein Kunde nach dem Beamtenrecht dienstunfähig ist. Ist die gesetzliche Rentenversicherung der Auffassung, dass jemand seinen Job nicht mehr ausüben kann, spielt das keine Rolle. »Die rechtlichen Grundlagen sind unterschiedlich, daher kann man deren Gutachten oft nicht brauchen«, begründet das der Arzt Ulrich Gottwald, der Leiter der zuständigen Leistungsabteilung.
Bei vielen Anträgen wird bei der Debeka nach Aktenlage entschieden, und zwar immer dann, wenn den Prüfern die Sache klar erscheint. »Der Sachbearbeiter macht sich aufgrund seiner Erfahrung und seiner Kenntnis der Rechtsprechung ein Bild«, sagt Karl-Heinz Löhr, Leiter der Hauptabteilung Lebensversicherung der Debeka. Bis zu einer Größenordnung von 150 000 Euro steht das im Ermessen der Sachbearbeiter. »Es ist nicht die Regel, dass wir einen Gutachter einschalten«, sagt Löhr. Doch bei Uwe Steinhardt ist das geschehen. Dem Sachbearbeiter, der aufgrund der vereinbarten Rentenhöhe sofort seine Vorgesetzten informiert hat, schienen
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