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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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versuchte, sie zu kippen.
    „Die gibt mir meine Cola nicht“, knirschte er und versetzte dem Gerät einen heftigen Ruck.
    „Weißt du, wenn das irgendwie ein Zwang ist mit dem Einbrechen, solltest du dir einen Therapeuten suchen.“
    Er stöhnte und grunzte und rüttelte am Automaten. Irgendwo tief in den Eingeweiden der Maschine rumpelte es, und Samuels Gesicht erstrahlte.
    „Hab ich dich.“
    Er ließ den Automaten los und richtete sich auf, in der Hand eine Flasche Cola Light, die er triumphierend in die Luft streckte.
    „Das funktioniert nur so“, sagte er. „Merk dir das am besten. Das Ding klemmt, und man muss da ganz hinten drin so ein Blech wegdrücken.“
    „Nein danke. Ich nehme lieber den an der Mensa.“
    Samuel grinste und drehte am Verschluss. Die Cola schäumte und sprotzelte.
    „Wie du meinst. Aber der hier funktioniert immerhin, auch ohne dass du Geld reinwirfst.“
    „Echt?“
    Ich beobachtete ihn, wie er den ersten Schluck nahm. Wie seine Lippen sich um den Flaschenhals schlossen. Hmm.
    „Kannst du mir dann auch eine Cola ziehen?“
    „Klar. Light?“
    „Nee. Light ist für Sissies.“
    Er grinste und bückte sich, um seinen Arm wieder im Automaten zu versenken. Da tauchte noch ein bekanntes Gesicht auf, eingerahmt von einer Wolke roter Löckchen.
    „Anna?“
    „Alexa?“
    Tatsächlich. Meine Nachbarin.
    „Hi, was machst du denn hier?“
    „Informatik“, gab ich Auskunft. „Erstes Semester.“
    „Tatsächlich? Ich studiere hier Pädagogik! Mein Seminarraum ist nebenan. Wir haben kein eigenes Gebäude...“
    „Wir sind ja auch nur eine Handvoll Studenten“, grunzte Samuel von unten.
    „... und deshalb sind wir überall, wo Platz ist.“ Sie beäugte ihn interessiert. „Was machst du da eigentlich?“
    „Er zieht mir eine Cola“, erklärte ich, während Samuel am Automaten rüttelte.
    „Ach so.“ Alexa grinste. „Ist er nicht süß?“
    Dem konnte ich zustimmen, ohne zu lügen. Verdammt, ja. Er war süß.
    „Na, wenn wir an der gleichen Uni sind, können wir ja gelegentlich zusammen fahren, oder?“, schlug Alexa vor. Ich nickte zögernd und dachte an meinen Porsche. Ich liebte schnelle Autos, auch wenn sie nicht zu meinem Studenten-Image passen wollten.
    „Ich habe im Augenblick kein eigenes Auto“, sagte ich. „Das alte habe ich im letzten Winter gegen die Mauer gefahren, und eine Reparatur hätte sich nicht mehr gelohnt.“
    „Macht nichts.“ Unbekümmert schüttelte Alexa ihre Löckchen. „Kannst bei mir mitfahren. Ist zwar eine alte Rostlaube, aber sie läuft noch.“
    „Da!“
    Erleichtert richtete Samuel sich auf und drückte mir eine Colaflasche in die Hand. Dann gab er seiner Freundin einen Kuss auf die Wange und schlang den Arm um sie. Ich drehte am Verschluss der Flasche und hielt sie dabei von mir weg.
    „He! Aufpassen!“
    „Das tut mir aber leid“, sagte ich sanft und trat nahe an Samuel heran, um ihn die Colaspritzer von der Jacke zu wischen. „Wie ungeschickt von mir.“
    Er grinste gönnerhaft. „Nicht so schlimm. Diese Jacke hat Schlimmeres abbekommen als ein paar Colaspritzer.“
    „Jedenfalls... wenn ich mal wo einbrechen muss, weiß ich, wen ich anrufe.“
    „Klar doch. Immer. Mit ein bisschen Übung knacke ich auch einen Juwelier.“
    „Aber vorher gehst du noch in die Montessori-Veranstaltung“, sagte Alexa und zog an seiner Hand. „Die fängt nämlich gleich an.“
    „Dann viel Spaß, ihr beiden“, wünschte ich und sah zu, wie sie Arm in Arm davon schlenderten. Die Flasche war kalt und nass in meiner Hand. Ich nahm einen Schluck.
    Schade, aber egal. Andere Mütter hatten auch hübsche Söhne.
    Einer davon saß in der Vorlesung neben mir. Ein schmaler Blonder mit kurz geschnittenen Haaren und weichen Gesichtszügen. Nils, wie er sich flüsternd vorstellte.
    Es war kein Problem, Nils nach der Vorlesung auf einen Kaffee in die Mensa zu bewegen. Der Prof hatte ja so schnell gesprochen, ich hatte gar nicht alles mitschreiben können und davon auch nur die Hälfte verstanden. Meine halb geöffnete Bluse, meine langen blonden Locken und mein Augenaufschlag hatten leichtes Spiel gehabt.
    In der Mensa plapperte er über Algorithmen und Lineare Algebra, und ich versuchte, herauszufinden, ob ich Lust auf diesen Jungen hatte. Keine One-Night-Stands mehr, das hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber Samuels Bild hatte sich auf meiner Netzhaut eingebrannt – dieses Grinsen, diese Grübchen, diese flaschengrünen Augen – und dagegen

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