Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
wollten sie mit den Menschen
auch gar nicht in Verbindung treten. Auf anderen Schieberwelten
hatten Menschen und Musterschieber bereits Kontakte geknüpft,
aber manchmal hatte man erst nach jahrzehntelangen Studien den
Schlüssel zu den Aliens gefunden. Bis dahin waren sie kaum mehr
als träge Pflanzenmassen, die die Handschrift der Intelligenz
trugen, ohne sich selbst in irgendeiner Weise als intelligent zu
erkennen zu geben. Angenommen, diese Schiebergruppe wäre als
erste nicht bereit, menschliche Neuralmuster in sich aufzunehmen?
Dann würde es auf diesem Planeten unerträglich öde und
einsam. Man würde ausgerechnet von den Wesen gemieden, von denen
man sich erhofft hatte, sie könnten das Dasein erträglicher
machen. Und man würde es womöglich bereuen, nicht mit
Remontoire, Khouri und Thorn in die komplexe Struktur des lebenden
Neutronensterns eingetaucht zu sein.
    In zwanzig Jahren würden sie erfahren, ob diese Alternative
tatsächlich verlockender gewesen wäre.
    Antoinette schob ihm einen Becher mit einer grünlichen
Flüssigkeit zu. »Trinken Sie, Clavain.«
    Er nippte an dem Gebräu und rümpfte die Nase, als er die
scharfen, salzigen Dämpfe roch. »Wenn ich nun einen
Musterschieber trinke?«
    »Felka sagt, das kann nicht sein. Und sie müsste es
wissen – sie will diese Bastarde schon lange kennen lernen und
weiß vermutlich ziemlich gut über sie Bescheid.«
    Clavain gab dem Tee eine zweite Chance. »Das ist richtig,
nicht wahr…?«
    Aber Felka war nicht da. Eben war sie noch mit ihm im Zelt
gewesen, aber jetzt war sie verschwunden.
    »Warum ist sie eigentlich so scharf auf die
Bekanntschaft?«, fragte Antoinette.
    »Weil sie sich von den Schiebern etwas erhofft«,
antwortete Clavain. »Als sie noch auf dem Mars lebte, war sie
das Herz eines sehr komplexen Gebildes – einer riesigen lebenden
Maschine, die sie mit ihrer Willenskraft und ihrem Verstand am Leben
erhalten musste. Das war der Sinn ihres Daseins. Dann hat man –
genauer gesagt, die Partei, der ich damals angehörte – ihr
die Maschine weggenommen. Daran wäre sie fast gestorben, falls
sie jemals wirklich lebendig war. Aber sie gab nicht auf, sondern
kämpfte sich in ein mehr oder weniger normales Leben
zurück. Doch seither dreht sich für sie alles nur um das
eine: Sie sucht etwas wie jene Maschine, etwas, das sie benutzen und
dem sie nutzen kann. Es müsste so komplex sein, dass sie nicht
mit einem einzigen Geistesblitz alle seine Geheimnisse durchschaut,
und es müsste auf seine Weise auch von ihr zehren.«
    »Die Schieber.«
    Clavain hielt den Becher immer noch in der Hand – eigentlich
schmeckte der Tee gar nicht so übel. »Ja, die
Schieber«, sagte er. »Ich kann nur hoffen, dass sie auch
findet, was sie sucht.«
    Antoinette bückte sich, hob etwas vom Boden auf und stellte
es vor ihn auf den Tisch. Ein korrodierter Metallzylinder,
überzogen von einem dünnen Netz aus verkalkten
Mikroorganismen.
    »Das ist der Sender. Sie haben ihn gestern gefunden, eine
Meile von hier. Er wurde offenbar bei einem Tsunami ins Meer
gespült.«
    Clavain beugte sich über den Metallklumpen und sah ihn sich
genau an. Es war eingedrückt und verbeult wie eine alte
Proviantbüchse, die man mit dem Fuß zertreten hatte.
»Könnte von den Synthetikern stammen«, sagte er.
»Aber ich bin nicht sicher. Man sieht keinerlei Markierungen
mehr.«
    »Ich dachte, er hätte einen Synthetiker-Code
gesendet?«
    »Das ist richtig: es ist ein einfacher Transponder für
den interplanetaren Gebrauch mit einer Reichweite von nicht mehr als
ein paar Millionen Kilometern. Vielleicht haben ihn die Ultras von
einem unserer Schiffe gestohlen. Wenn wir ihn zerlegen, werden wir
etwas mehr darüber erfahren, aber das muss behutsam
geschehen.« Er klopfte mit den Knöcheln auf das raue
Metall. »Darunter befindet sich noch Antimaterie, sonst
würde er nicht mehr senden. Vielleicht nicht viel, aber doch
genug, um ein großes Loch in diese Insel zu reißen, wenn
er nicht fachgerecht geöffnet wird.«
    »Dann überlasse ich das lieber Ihnen.«
    »Clavain…«
    Er sah sich um; Felka war zurückgekommen. Sie war noch nasser
als zuvor. Das Haar hing ihr in feuchten Strähnen ins Gesicht,
und der schwarze Stoff ihres Kleides klebte ihr am Körper.
Eigentlich hätte sie blass und verfroren aussehen müssen,
dachte Clavain, doch stattdessen waren ihre Wangen gerötet, und
sie wirkte erregt.
    »Clavain«, wiederholte sie.
    Er stellte den Teebecher ab. »Was gibt es?«
    »Du musst

Weitere Kostenlose Bücher