Die Astronauten
der Astronom eine Reihe von Aufnahmen machen.
Von Viertelstunde zu Viertelstunde vergrößerte sich die Scheibe des Mondes und verstärkte sich der stechende, quecksilberne Glanz, der an die kalte Glut einer Quarzlampe erinnerte. Kurz nach elf Uhr begannen sich die dunklen Flecken und Streifen auf der Oberfläche zu zergliedern. Bald hoben sie sich immer klarer und schärfer als ringförmige Bergketten mit zentralen, vulkanischen Kegeln vom Hintergrund ab. Es war, als verdrängte die weißglühende Halbkugel des Mondes den schwarzen Himmel aus dem Leuchtschirm.
Um zwei Uhr hatten wir uns ihr bereits auf dreißigtausend Kilometer genähert. Da die Antriebsmotoren wieder ständig arbeiteten, machte sich die Anziehungskraft des Mondes recht unangenehm bemerkbar. Die Schwere unseres Körpers und aller Gegenstände war einem raschen Wechsel unterworfen, was sich bei uns als ein zeitweiliges Schwindelgefühl äußerte. Als die Entfernung nur noch etwas über zwanzigtausend Kilometer betrug, schaltete Soltyk, der für kurze Zeit die Motoren abgestellt hatte, die Kreiselbewegung des Geschosses aus. Da gab es eine andere Überraschung. Ich wollte mich auf die Lehne des Sessels stützen – und erhob mich plötzlich in die Luft; denn mein Körper hatte nur noch den sechsten Teil seines normalen Gewichtes. Ich beachtete jedoch diese Erscheinung kaum, da ich von dem überwältigenden Anblick gefesselt war, der sich dort unten bot. Während man am Morgen die Bewegung der Rakete überhaupt nicht gemerkt hatte, machte der Flug jetzt, da uns vom Mond nur noch einige tausend Kilometer trennten, den Eindruck eines furchtbaren Absturzes.
Wir befanden uns über dem Altaigebirge. Es sah aus wie versteinerter Straßenschmutz mit darin erstarrten Hufspuren. Diese Spuren waren in Wirklichkeit Krater von vielen hundert Kilometern Durchmesser. Im Gesichtsfeld gab es aber nichts, was gestattet hätte, ihre wirkliche Größe vergleichsweise abzuschätzen. Die Motoren schwiegen. Von der erreichten Geschwindigkeit weitergetragen, folgten wir der Richtung der Tangente und sollten wie eine abgeschossene Gewehrkugel ganz dicht am Rande des Mondes vorbeifliegen. Unsere Eigengeschwindigkeit summierte sich mit der Umdrehungsgeschwindigkeit des Mondes, und die Bewegung der Scheibe unter uns beschleunigte sich mit jeder Sekunde.
Um zwei Uhr vierzig betrug die Entfernung nur noch eintausendeinhundert Kilometer. Plötzlich tauchten Bergformationen hinter dem Horizont auf, der sich als gigantischer Bogen nach beiden Seiten hin spannte; ihre Gipfel funkelten in der Sonne wie die weißglühenden Zähne einer Säge, die die Fläche unter uns zerriß, um nach einigen Minuten auf der anderen Seite des Horizontes zu verschwinden. Unheimlich war dieser tote Lauf der Kraterränder, deren rauhe Außenhänge im grellsten Sonnenlicht hervortraten, während ihr Inneres inundurchdringlichem Dunkel lag. Wenn man länger zusah, schwindelte einem. Dieses rasende Dahinhetzen steinerner Formen in der grenzenlosen, von tiefen Rissen und Spalten zerfressenen Wüste, dieses Chaos von Licht und Schatten zog einen wie ein Abgrund in die Tiefe. Überall an den Felshängen rund um die Kegel der Vulkane und auf der steinigen Ebene warfen blitzende Lavastreifen das Licht zurück.
Wie uns der ununterbrochen arbeitende Radarhöhenmesser unterrichtete, hatte sich die Entfernung einige Minuten nach drei bis auf zweihundert Kilometer verringert. Nördlich von uns schob sich der Krater Tycho de Brahe vorüber, mit seinem gigantischen, mehr als tausend Kilometer im Umkreis ausgebreiteten Fächer erstarrter Lava, die ringsum die niedrigen Höhenrücken und Gebirgswälle bedeckte. Wir näherten uns dem Terminator, der Linie, die den beleuchteten Teil des toten Gestirns von dem unbeleuchteten scheidet. Dort, an der Grenze zwischen Tag und Nacht, meißelten die waagrechten, fast parallel zum Boden verlaufenden Sonnenstrahlen eine gespenstische Architektur in die Felsen. Aus den Nachtgebieten stachen, weißglühenden Nadeln gleich, die Spitzen der höchsten Gipfel hervor.
Unter und vor uns lag die Ebene der Südsee, auf der ich einen dunklen nadeldünnen Strich gesichtet hatte, der sich mit ungeheurer Geschwindigkeit fortbewegte. Gespannt verfolgte ich ihn ... auf einmal begriff ich: Es war der Schatten der Rakete. Ich wollte Soltyk darauf hinweisen, der dicht neben mir stand; aber er hatte es bereits bemerkt. Er wendete mir sein strenges Gesicht zu, auf dem die Erregung der letzten
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