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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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geändert. Endlose Autoschlangen winden sich in die Abzweigung Richtung Petah Tiqwa. Die Menschen drängen sich in Cafés und Restaurants. Scharen von Nachtschwärmern bevölkern die Gehwege. Ich nehme die Ibn Gevirol bis nach Bet Sokolov, wo ein Kontrollposten, der nach dem Attentat dort eingerichtet wurde, die Autofahrer nötigt, einen Bogen um das Viertel Haqirya zu schlagen, das durch einen drakonischen Sicherheitskordon vom Rest der Stadt abgeriegelt ist. Es gelingt mir, mich bis zur Hasmonaim durchzuschlängeln, in der tiefstes Schweigen herrscht. Von weitem kann ich das Fastfood-Restaurant erkennen, das der Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hat. Die Polizei ist dabei, den Tatort zu vermessen und Spuren zu sichern. Der vordere Teil des Restaurants ist völlig zerstört, das Dach über dem Südflügel ist komplett eingestürzt und hat den ganzen Gehweg schwarz gesprenkelt. Eine Laterne wurde aus der Verankerung gerissen und liegt quer über der mit Trümmern übersäten Straße. Die Schockwelle muss unvorstellbar heftig gewesen sein. Die Fensterscheiben der Gebäude ringsum sind geborsten, und von manchen Fassaden bröckelt der Putz.
    »Sehen Sie zu, dass Sie weiterkommen !« , befiehlt mir ein Polizist, der aus dem Nichts aufgetaucht ist.
    Er lässt seinen Scheinwerferkegel über mein Auto gleiten, beleuchtet erst das Nummernschild, dann mich, macht instinktiv einen Satz nach hinten und greift mit der anderen Hand nach seiner Pistole.
    »Keine plötzliche Bewegung !« , warnt er mich. »Ich möchte Ihre Hände auf dem Lenkrad sehen. Was tun Sie hier? Sehen Sie nicht, dass der Ort abgeriegelt ist ?«
    »Ich bin auf dem Heimweg .«
    Ein zweiter Polizist kommt angelaufen.
    »Wo kommt der denn her ?«
    »Weiß der Kuckuck«, erwidert der erste Polizist.
    Sein Kollege lässt auch wieder seine Taschenlampe über mich wandern, mustert mich misstrauisch, mit finsterem Blick.
    »Ihre Papiere!«
    Ich reiche sie ihm. Er überprüft sie und leuchtet mir wieder ins Gesicht. Mein arabischer Name macht ihm zu schaffen. So ist das immer nach einem Attentat. Mit jedem weiteren verdächtigen Gesicht erhöht sich die Nervosität der Bullen.
    »Steigen Sie aus«, blafft der erste Polizist, »und stellen Sie sich ans Auto .«
    Ich gehorche. Er stößt mich brutal gegen das Autodach, spreizt mit dem Fuß meine Beine auseinander und beginnt, mich systematisch zu filzen.
    Der Kollege schaut nach, was sich im Kofferraum befindet.
    »Woher kommen Sie ?«
    »Vom Krankenhaus. Ich bin Doktor Amin Jaafari. Ich arbeite als Chirurg in Ichilov. Ich komme direkt aus dem OP-Saal. Ich bin hundemüde und will nach Hause .«
    »In Ordnung«, bemerkt der andere Polizist, während er den Kofferraumdeckel zuschlägt. »Da ist nichts Auffälliges .«
    Dem ersten widerstrebt es, mich einfach so laufen zu lassen. Er geht ein paar Schritte zur Seite und gibt meine Personalien und die Auskünfte, die er meinem Führerschein und meinem Arztausweis entnimmt, an die Zentrale durch. »Da ist ein Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft. Er sagt, er kommt gerade aus dem Krankenhaus, wo er als Chirurg arbeitet … Jaafari, mit zwei a … Gleiche das mal mit Ichilov ab …« Nach fünf Minuten ist er wieder da, gibt mir meine Papiere zurück und befiehlt mir in einem Ton, der keine Widerrede duldet, zurückzufahren, und zwar ohne mich auch nur einmal umzudrehen.
    Ich komme gegen 23 Uhr zu Hause an, trunken vor Müdigkeit und Verdruss. Vier Patrouillen haben mich auf dem Rückweg noch abgefangen und jedes Mal auseinander genommen. Und auch wenn ich zehnmal meine Papiere vorzeigte und meinen Beruf nannte, die Polizisten waren fixiert auf meine Physiognomie. Einmal hat ein junger Beamter, der meinen Protest nicht ertrug, seine Waffe auf mich gerichtet und gedroht, er würde mir das Gehirn wegpusten, wenn ich nicht die Klappe hielte. Sein Vorgesetzter musste ihn richtig zusammenstauchen, damit er aufhörte.
    Ich bin froh, dass ich heil und gesund meine Straße erreicht habe.
    Sihem macht mir nicht die Tür auf. Sie ist noch nicht aus Kafr Kanna zurück. Die Putzfrau hat auch vergessen vorbeizukommen, mein Bett ist noch ungemacht, wie ich es am Morgen verlassen habe. Ich schaue zum Telefon; keine einzige Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Nach einem derart turbulenten Tag wie dem heutigen beunruhigt mich die Abwesenheit meiner Frau nicht besonders. Sie hat es sich angewöhnt, ihren Aufenthalt bei ihrer Großmutter spontan zu verlängern. Sihem liebt den

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