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Die Augen der Überwelt

Die Augen der Überwelt

Titel: Die Augen der Überwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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vermeinte ein paar Gestalten auf den Kuppen zu sehen. Bei Sonnenuntergang hielt der Pilgerzug an, und Cugel, der sich erinnerte, daß hier Banditen hausen sollten, überredete Garstang, wenigstens zwei Posten aufzustellen: Lippelt und Mirch-Masen.
    Am Morgen waren die beiden spurlos verschwunden und die Pilger erschrocken und bedrückt. Sie drängten sich verstört zusammen und spähten in alle Richtungen. Flach und düster lag die Wüste im Dämmerlicht des Morgengrauens, nur die Hügelkuppen im Süden waren bereits etwas hell, ansonsten war das Land dunkel und eben bis zum Horizont.
    Als die Karawane weiterzog, zählte sie nur noch sechsundvierzig Mann. Auch an diesem Tag mußte Cugel auf das vielbeinige Tier aufpassen, das nun seinen Spaß daran fand, das grinsende Kindergesicht zwischen Cugels Schulterblätter zu stupsen.
    Der Tag verging ohne Zwischenfall. Meilen erstreckten sich vor und hinter der Karawane. An ihrer Spitze marschierte Garstang mit einem Stock, dichtauf stapften Vitz und Casmyre, gefolgt von einigen anderen. Als nächstes kamen die Packtiere, jedes mit einer anderen Silhouette. Eines niedrig und geschwungen, ein anderes groß, zweibeinig, von fast menschlicher Gestalt, doch mit kleinem, flachem Kopf wie der Panzer eines Pfeilschwanzkrebses. Eines mit gewölbtem Rücken und sechs steifen Beinen hatte einen merkwürdig hüpfenden Gang. Ein weiteres hatte Pferdeform, jedoch ein dichtes, weißes Gefieder. Hinter den Tieren stiefelten die restlichen Pilger, mit Bluner, der seine Demut wo er konnte hervorhob, als letztem. Am Abend holte Cugel den magischen Zaun hervor – einst Voynods Eigentum – und die Pilger lagerten in seinem Schutz.
    Am nächsten Tag überquerten sie eine niedrige Bergkette, wobei sie von Banditen überfallen wurden, die jedoch offenbar nur ihre Kräfte feststellen wollten, denn sie zogen sich schnell wieder zurück. Ihr einziges Opfer war Haxt, den sie an einer Ferse verwundeten. Zu einem ernsteren Zwischenfall kam es zwei Stunden später, als sie durch eine Schlucht zogen. Ein schwerer Felsbrocken wurde die Wand hinuntergestoßen. Er rollte durch die Karawane und zerschmetterte ein Packtier sowie Andle, den Seiltänzerevangelisten, und Roremaund, den Zweifler. In der Nacht starb auch Haxt, offenbar durch Gift in seiner Wunde.
    Mit ernsten Gesichtern setzten die Pilger den Weg fort, wurden jedoch kurz danach von Banditen aus dem Hinterhalt angegriffen. Zum Glück waren sie darauf vorbereitet gewesen und schlugen die Halunken in die Flucht, nachdem sie ihrer zwölf getötet hatten, während sie selbst nur zwei verloren: Cray und Magasthen.
    Nunmehr wurde Murren laut, und immer öfter warfen die Pilger verlangende Blicke ostwärts, wo Erze Damath lag. Da hielt Garstang eine aufmunternde Ansprache: »Wir sind Gilfigiten! Und Gilfig sprach zu uns! Am Ufer des Songansees werden wir seinen Schrein finden! Gilfig ist allwissend und allgnädig. Jene, die in seinem Dienst fallen, kommen sofort ins paradiesische Gamamere. Auf Pilger! Westwärts!«
    Mit neuer Zuversicht marschierten die Pilger weiter, und der Tag verging ohne neue Schrecken. Während der Nacht jedoch rissen sich drei Packtiere los und verschwanden spurlos. So sah Garstang sich gezwungen, die Essenszuteilung für alle zu kürzen.
    Am siebten Tag aß Thilfox eine Handvoll giftiger Beeren und erlag schrecklichen Krämpfen. Daraufhin rannte sein Bruder Vitz, der Bauchredner, wie vom Wahnsinn besessen die Reihe der Tiere entlang und schlitzte, Gilfig verfluchend, die Wassersäcke auf, bis Cugel ihn schließlich tötete.
    Zwei Tage später kamen die hageren Pilger zu einem Wasserloch. Trotz Garstangs Warnung stürzten Salanave und Arlo sich darauf und tranken in gierigen Schlucken. Augenblicke später preßten sie die Hände auf den Leib, würgten und röchelten, während ihre Lippen die Farbe von Sand annahmen, und starben.
    Eine Woche danach gelangten fünfzehn Männer und vier Packtiere auf eine Hügelkuppe, von der aus das stille Wasser des Songansees zu sehen war. Cugel hatte überlebt, genau wie Garstang, Casmyre und Subucule. Vor ihnen lagen Moorland und ein schmaler Bach. Cugel prüfte sein Wasser mit Iucounus Amulett und erklärte es für trinkbar. Alle tranken, bis sie nicht mehr konnten, und aßen Schilfgras, das durch das Amulett zwar genießbar, aber nicht schmackhaft wurde. Danach schliefen sie.
    Ein Gefühl drohender Gefahr weckte Cugel. Er sprang auf und sah ein verdächtiges Schwanken des Schilfes. Er weckte

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