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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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Hälfte von den Strünken würde ich mein Geld auf dich setzen.
    Nur die Hälfte?
    Na gut, drei Viertel. Mich eingeschlossen.
    Obwohl ein langes Schweigen folgte, konnte Thomas ihre Gegenwart immer noch fühlen. Er spürte Teresa. Es war fast wie mit Minho: Er konnte seinen Freund zwar nicht sehen, wusste aber, dass er nur zwei Meter über ihm lag. Nicht nur wegen des Schnarchens. Man spürt einfach, wenn einem jemand nah ist.
    Trotz allem, was in den letzten paar Wochen geschehen war, überwältigte der Schlaf Thomas bald von neuem. Seine Welt versank im Dunklen, doch Teresa war da und in gewisser Weise bei und neben ihm. Fast so, als ob er sie berühren könnte.
    Jedes Zeitgefühl ging in diesem Zustand verloren. Halb schlief er, halb genoss er das Gefühl ihrer Nähe und den Gedanken, dass sie die Flucht aus ihrem schrecklichen Gefängnis geschafft hatten. Dass sie in Sicherheit waren und Teresa und er sich endlich richtig kennenlernen konnten. Dass ein richtiges Leben auf sie wartete.
    Wunderbarer Schlaf. Wohlige Wärme. Dunkelheit. Als ob er innerlich leuchten, fast schweben würde.
    Alles wurde herrlich gefühllos und die Dunkelheit tröstlich. Er fing an zu träumen.
    Er ist noch klein. Vielleicht vier oder fünf Jahre alt? Er liegt im Bett und hat die Bettdecke bis unters Kinn hochgezogen.
    Neben ihm sitzt eine Frau, die Hände im Schoß gefaltet. Sie hat lange braune Haare und ein Gesicht, dem allererste Spuren des Alterns anzusehen sind. Ihre Augen blicken ihn traurig an. Das weiß er, obwohl sie es hinter einem Lächeln zu verbergen versucht.
    Er will etwas sagen, ihr eine Frage stellen. Aber er kann nicht. Thomas ist nicht wirklich da. Er beobachtet das Geschehen von einer Perspektive aus, die er nicht richtig versteht. Sie fängt an zu reden, und es klingt sehr lieb und zugleich so zornig, dass es ihn aufwühlt.
    »Ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet dich auserwählt haben. Aber eins weiß ich genau. Du bist ein besonderes Kind. Vergiss das nie. Und vergiss nie, wie sehr« – ihre Stimme versagt und Tränen laufen ihr das Gesicht herunter – »wie sehr ich dich liebe.«
    Der Junge antwortet, aber es ist nicht wirklich Thomas, der da spricht. Nichts ergibt einen Sinn. »Wirst du jetzt auch so verrückt wie die Leute im Fernsehen, Mami? So verrückt wie … Daddy?«
    Die Frau streicht ihm mit der Hand über die Haare. Frau? Nein, so kann er sie nicht nennen. Das ist seine Mutter. Seine … Mami.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, mein Schatz«, antwortet sie. »Du wirst es nicht mehr erleben müssen.«
    Ihr Lächeln ist plötzlich verschwunden.
    Zu schnell wich der Traum völliger Dunkelheit und ließ Thomas in einem schwarzen Loch zurück, allein mit seinen Gedanken. War das eine weitere Erinnerung, die dem Gedächtnisverlust entkommen war? Hatte er eben wirklich seine Mutter gesehen? Und was hatte das zu bedeuten: Sein Dad war verrückt geworden? Eine tiefe Sehnsucht nagte in ihm, und er versuchte, wieder richtig einzuschlafen und alles zu vergessen.
    Später – wie viel später, wusste er nicht – sprach Teresa wieder telepathisch mit ihm.
    Tom, hier stimmt was nicht.

Damit fing das Grauen an. Er hörte Teresa, aber ihre Worte klangen wie von ganz weit weg, als ob das Mädchen am Ende eines langen Tunnels stände. Sein Schlaf war zu einem klebrigen, zähflüssigen Saft geronnen. Er spürte seinen Körper, aber er war wie begraben unter seiner Erschöpfung. Er konnte einfach nicht aufwachen.
    Thomas!
    Es war ein Schrei. Von Teresa. Ein markerschütterndes Kreischen in seinem Kopf. Furcht tröpfelte langsam wie Gift in sein Bewusstsein, aber er konnte einfach nicht richtig wach werden. Und sie waren ja jetzt in Sicherheit, man brauchte sich also um nichts mehr Sorgen zu machen. Genau, es musste ein Albtraum gewesen sein. Teresa ging es gut, es ging allen gut. Er versank wieder in tiefem Schlummer.
    Bald schlichen sich andere Geräusche in sein Bewusstsein. Dumpfe Schläge. Das Klirren von Metall auf Metall. Etwas zerbarst. Jungengeschrei. Eher wie das Echo von Schreien, ganz weit weg, sehr gedämpft. Plötzlich wurde es zum Geheul. Unmenschliche Schreie der Angst und Qual. Aber immer noch weit weg, als ob Thomas in einem dicken Kokon aus schwarzem Samt eingewickelt wäre.
    Endlich störte doch etwas seinen Schlaf. Das konnte nicht richtig sein! Teresa hatte nach ihm gerufen, weil etwas nicht stimmte. Er kämpfte gegen den tiefen Schlaf an, der ihn überwältigt hatte, und versuchte das

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