Die Begnadigung
die Augen und senkte den Kopf.
Mutter, dachte er. Soll jetzt alles wieder von vorn beginnen? Noch einmal und noch einmal und noch einmal?
Ich werde jetzt nicht mehr ganz allein sein. Aber auch die, die an meiner Seite sind, wird man genauso wegfegen wie einst mich.
Warum ist das so? Warum ist der Mensch sein eigener, größter und erbarmungslosester Feind?
Muß man ihm nicht immer und immer wieder die Worte des Paracelsus zurufen: »Der höchste Grund der Arznei ist die Liebe!«
Man müßte es tun, Mutter, ich weiß es. Aber ich kann nicht mehr. Einer gegen die Welt, das war zuviel. Und zehn und zwanzig gegen die Welt, das sind auch noch zu wenig.
Laß mich hierbleiben, Mutter, in deiner Nähe, und in der Stille wirken. So weit meine Kraft reicht. Solange Karin bei mir ist …
Da ist Herta, der ich helfen muß, da werden nach ihr andere kommen, denen geholfen werden muß. Da bringt jeder Tag einen neuen Anfang, da gehen viele Tage unwiderruflich zu Ende … es gibt keine Siege ohne Niederlagen. Aber soviel ich nicht kann, Mutter, eines schwöre ich dir, werde ich immer können: der Verzweiflung verwehren, daß sie einmal das letzte Wort hat …
Weitere Kostenlose Bücher