Die Berghuette
kaum aus dem Weg gehen – Felix seufzte tief und griff nach der Zeitung.
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Caro genoss das heiße Bad ausgiebig. Doch das Wasser wurde langsam kalt und sie konnte nicht ewig in der Wanne bleiben, also stieg sie bedauernd aus dem Wasser und frottierte sich gründlich ab. Das Anziehen wurde jedoch zu einem echten Problem. Felix‘ Sweatshirt war zwar um einiges zu groß, aber Caro schlug die Ärmel einfach um, damit es passte. Die Jeans war aber nicht nur zu lang, sondern auch viel zu weit, und einen Hosengürtel hatte Caro nicht dabei. Sie überlegte ernsthaft, eine ihrer feucht gewordenen Hosen anzuziehen, aber als sie daran dachte, was ihr … Hausgenosse wohl dazu sagen würde, ließ sie es lieber bleiben. Als Gürtelersatz musste nun das Satinband ihres Morgenmantels herhalten und die Hosenbeine krempelte sie zwei Mal nach oben, um überhaupt gehen zu können.
Die Haare waren schnell trocken geföhnt, und da sie im Badspiegel nur ihre obere Hälfte sehen konnte, war sie mit ihrer Erscheinung halbwegs zufrieden.
Innerlich hatte sie sich in der letzten halben Stunde auf Felix‘ kommandierende Art eingestellt und beschlossen, ihn wenn möglich zu ignorieren. Verdammt, sie hatte Urlaub und wollte ihre freie Zeit genießen! Hocherhobenen Hauptes ging sie die Treppe hinunter und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
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Felix legte die Zeitung zur Seite und stand auf als Caro herein kam. „Setzen Sie sich“, meinte er freundlich, während er in die Küche ging. „Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht, und etwas Kuchen ist auch noch da.“
Caro blieb stehen und blickte sich um. Sie war erstaunt, wie groß der Raum war. Vor dem Kamin, wo Felix eben noch gesessen hatte, stand eine gemütliche Couchgarnitur. Anschließend öffnete sich der Raum zu einem großzügigen Essbereich, in dem ein riesiger, quadratischer Bauerntisch vor einer sicherlich zwei Mal zwei Meter langen gepolsterten Eckbank stand. Sechs Holzstühle komplettierten die Essecke. An diesem Tisch hatte eine Fußballmannschaft Platz! Daneben hatte man die frühere Tür zur Küche herausgebrochen und einen großen, offenen Durchgang in die modern ausgestattete Küche geschaffen, in der Felix gerade Geschirr, Tee und Kuchen auf ein Tablett packte.
Mit schnellen Handgriffen deckte er den Tisch und forderte Caro noch einmal auf, sich zu setzen. Immer noch zögernd nahm sie Platz, aber die Kuchenplatte hatte ihren Appetit geweckt und sie nahm ein Stück auf ihren Teller. Felix schenkte ihr Tee ein, füllte seine eigene Tasse nach und setzte sich ebenfalls.
„Sie machen hier also zwei Wochen Urlaub?“, fragte er neugierig und blickte sie über den Rand seiner Tasse hinweg an.
„So hatte ich es geplant, aber wenn es Sie stört, dass ich hier bin, kann ich morgen wieder fahren“, entgegnete Caro vorsichtig und stürzte sich auf in ihrem Kuchen.
„Das dürfte schwierig werden, denn die Brücke ist sicher überflutet. Es wird einen Tag dauern, bis der Bach wieder in sein altes Bett zurückgekehrt ist, und dann werde ich die Brücke auf Schäden überprüfen. Der Holzbauer, der drei Kilometer weiter oben seinen Hof hat, repariert sie dann“, meinte Felix und fügte mit einem angedeuteten Lächeln hinzu: „Wir werden uns hier wohl oder übel ein paar Tage lang vertragen müssen. Ich hoffe nur, Sie schaffen es, ihren Widerspruchsgeist solange im Zaum zu halten!“ Seine stahlgrauen Augen hielten ihren Blick fest.
Caro wurde rot bis unter die Haarwurzeln. Sonst wurde sie nicht so schnell verlegen, aber dieser Mann brachte sie mit einer einzigen Bemerkung aus dem inneren Gleichgewicht! Ärger stieg in ihr auf. Mit den besten Vorsätzen gewappnet war sie vorhin die Treppe herunter gekommen, aber das war wirklich zu viel!
Sie stellte ihre Tasse auf den leeren Kuchenteller und stand auf. „Vielen Dank für den Tee und den Kuchen!“, sagte sie eisig und trug das Geschirr in die Küche. Hinter sich hörte sie ein leises Lachen und empört wandte sie sich um. „Es freut mich, dass ich Sie so erheitere!“, schleuderte sie Felix entgegen, der sich vergeblich bemühte, sein Lachen zu unterdrücken.
„Entschuldigen Sie, Caroline, aber der Anblick Ihrer Rückseite ist wirklich zu komisch“, lachte er sie an. „Meine Jeans ist Ihnen meilenweit zu groß!“
Hastig warf Caro einen Blick über ihre Schulter und sah ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. Der Hosenboden
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