Verbotene Geliebte des Scheichs
1. KAPITEL
Wieder hielt ihn der Albtraum in seinen Fängen. Ein nicht zu stoppender Ansturm verdrängter Gefühle und Erinnerungen. Ein Wirrwarr bedrückender Bilder, von greifenden Händen, einer aufgewühlten See …
Aarif Al’Farisi schlief mit fest zusammengepressten Lidern, die Hände auf dem Bettlaken zu Fäusten geballt. Auf seiner Stirn glänzte kalter Schweiß.
Helft mir …! Hilfe … Aarif!
Der verzweifelte Schrei hallte in seinem Kopf wider. Ein nicht enden wollendes Echo, durch die dunklen Korridore von Zeit und Erinnerung.
Abrupt wachte er auf, öffnete die Augen und versuchte, sich in der Dunkelheit seines Schlafzimmers zu orientieren. Ein fahler Mond warf schwaches silbriges Licht auf den kühlen Marmorboden. Aarif holte mühsam Luft, kam hoch und schwang die Beine über die Bettkante.
Er wartete einen Moment, bis sich sein Herzschlag beruhigte. Jeder tiefe Atemzug half ihm dabei, sich zu regenerieren und die dunklen Schatten der Vergangenheit zu verdrängen. Wenigstens für den Moment. Mit der Hand fuhr er sich durch das vom Schlaf zerzauste Haar und erhob sich von der Bettkante.
Auf dem Balkon des königlichen Palastes atmete er tief durch und schaute auf die mondbeschienene Wüste hinab. Sie erstreckte sich bis zum Ufer des Flusses mit seinen kostbaren Diamanten. Sorgsam verborgen unter trügerischem Schlick und Schlamm, waren sie Calistas Lebensblut.
Langsam normalisierte sich Aarifs Atem, und der kühle Wüstenwind trocknete den Schweiß auf seiner bronzenen Haut.
Er hasste diese Albträume. Selbst heute noch, zwanzig Jahre später, ließen sie ihn nach einer Nacht voller Qual und Schmerz erschüttert, angsterfüllt und hilflos zurück.
Instinktiv schüttelte er den Kopf, als könne er den Traum damit ungeschehen machen. Oder besser gesagt, die grausame Realität. Denn Tatsache war, dass er damals seinen kleinen Bruder im Stich ließ und nicht hatte retten können. Und deshalb war es ihm bestimmt, die schrecklichen Geschehnisse in seinen Träumen immer und immer wieder zu erleben.
Seit Monaten war er davon verschont geblieben und hatte deshalb angefangen, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Sicher heit! Die würde es nie wieder für ihn geben! Wie konnte man seiner selbst oder vor sich selbst sicher sein? Oder vor den Folgen seiner Fehler, die man immer wieder aufs Neue beging?
Aarif stieß einen frustrierten Seufzer aus, kehrte in sein Schlafzimmer zurück und griff nach seinem Laptop, der in Bettnähe auf dem Schreibtisch stand. In dieser Nacht würde er keinen Schlaf mehr finden, das stand für ihn fest. Und anstatt weiter nutzlos zu grübeln, wollte er die Zeit lieber mit konstruktiver Arbeit verbringen.
Er ließ das Notebook hochfahren und zog sich bequem geschnittene, leichte Baumwollhosen über. Brust und Füße blieben nackt. Als er flüchtig sein Konterfei im Spiegel über dem antiken Schreibtisch sah und darin immer noch die Spuren von Angst und Schrecken des Albtraums, die die harten Linien seines Gesichts noch zu vertiefen schienen, schnitt er eine angewiderte Grimasse.
Angst! Immer noch! Und das nach all den Jahren!
Wieder schüttelte er den Kopf und wandte sich dem Computer zu. Als Erstes checkte er seine E-Mails. Die meisten kannte er bereits. Sie waren von Klienten, mit denen er in der nächsten Woche verabredet war. Sie zu beantworten erforderte Fingerspitzengefühl und vollste Konzentration. Calistas Diamanten gehörten zu den exquisitesten und kostbarsten der Welt, doch das kleine Inselkönigreich verfügte nicht über so reichhaltige Ressourcen wie Afrika oder Australien. Deshalb galt es, die potenziellen Käufer sorgfältig auszusuchen … und zu behandeln!
Offenbar war inzwischen nur eine neue E-Mail gekommen. Und zwar von seinem Bruder Zakari, dem König von Calista. Aarif schob die dunklen Brauen zusammen, während er die Nachricht las.
Ich muss unerwartet das Land verlassen, um einer neuen, viel versprechenden Spur, den verschwundenen Diamanten aus Ari sto betreffend, nachzugehen. Deshalb musst Du für mich nach Zaraq reisen und Kalila nach Calista holen. Auf ewig Dein Bru der … Zakari.
Das verschwundene Juwel … der Stefani-Diamant!
Er war das Herzstück der Krone von Adamas, dem damals noch ungeteilten Reich unter König Christos, wurde aber ebenso wie Adamas geteilt, weil der König seinen zerstrittenen Kindern, Aegeus und Anya, je eine Insel und einen halben Diamanten als Vermächtnis hinterlassen wollte.
Nach Aegeus’ Tod stellte sich
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