Die Bernsteinhandlerin
nicht, dass Ihr meine Zustimmung bekommt!«
»Auch das spielt keine Rolle. Das Einzige, was Ihr zu tun habt, ist, ein schönes Kleid zu tragen, das ich Euch eigens aus Lübeck habe mitbringen lassen. Die Danziger Schneider haben einen lausigen Ruf, und diese halbe Nonnentracht hängt Euch, mit Verlaub, wie ein Sack vom Körper und vermag sogar eine hübsche Frau noch hässlich wirken zu lassen!«
»Ihr versteht es, einer Frau Komplimente zu machen! Für wann habt Ihr diese Gaukelei vor dem Altar geplant?«
»Unser Trauzeuge müsste stündlich eintreffen. Ihr kennt ihn: Der Name Gunter SpieÃlauf dürfte Euch ein Begriff sein! Er war so freundlich, uns diesen verschwiegenen Ort zur Verfügung zu stellen!«
»Ein Nonnenkloster, das ein Schmugglernest tarnt!«
»Die Gemeinschaft, die hier lebte, ist aufgelöst und mit einem anderen Konvent zusammengelegt worden. Gunter SpieÃlauf hat dieses Anwesen erworben, und dafür genieÃen ein paar Schwestern, die den Konventswechsel nicht mitmachen wollten, lebenslanges Wohn- und Versorgungsrecht. Aber es stimmt schon, kaum jemand würde dieses Gut für verdächtig
halten. So dient es uns als perfekter Ausgangsort für unsere Unternehmungen im Ordensland.« Er lächelte wieder.
»Ich verstehe nicht, wie sich Frauen, die das Gelübde abgelegt und sich Gott geweiht haben, für so etwas hergeben können!«
»Ihr seht das vielleicht nicht ganz richtig. Kann Gott gewollt haben, dass nur wenige vom Bernsteinhandel profitieren? Leute wie Ihr und Euer Vater zum Beispiel oder die Tressler des Ordens? Die Schwestern erhalten bloà ihre Gemeinschaft, die sonst nicht mehr zu unterhalten wäre. Sie tun ein gutes Werk und führen ein gottgefälliges Leben â und zeitweilig sind sie auch unserer Bruderschaft vom Ring der schwarzen Kreuze dienstbar. Mögen sie nun in uns die Werkzeuge Gottes sehen oder einfach ihrem eigenen Vorteil folgen â das soll mir gleich sein.«
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In Danzig gingen Johannes und seine Begleiter von Bord. Erich von Belden war mehr als froh, dass die Seereise zu Ende war. Gott sei Dank war das Wetter gröÃtenteils freundlich gewesen. Die Schar der Ritter verlor keine Zeit. Noch an der Anlegestelle bestiegen sie die Pferde und preschten durch die Gassen der Stadt über den Königsweg, der vom Hohen Tor zum Goldenen Tor durch die Danziger Rechtstadt führte â also jenen Bereich, der zuerst das lübische Stadtrecht erhalten hatte. Hier besaà Gunter SpieÃlauf ein groÃes Haus. Die Männer saÃen ab und drangen sofort durch die Tür. Ein paar Hausbedienstete begegneten ihnen, dann eine Schwester sowie die Mutter des Kaufmanns und schlieÃlich Gunter SpieÃlauf selbst.
Alle drei SpieÃlaufs hatten ihre Festgarderobe angelegt, und im Innenhof des Patrizierhauses wartete bereits ein Gespann samt Kutscher. AuÃerdem befanden sich noch zwei Waffenknechte
bei der vornehm herausgeputzten Familie, aber diese Männer waren klug genug, mit der Ãbermacht der Ritterbrüder keinen Kampf zu suchen.
»Was fällt Euch ein, in mein Haus einzudringen!«, ereiferte sich Gunter. »Ihr verletzt die Rechte, wie sie innerhalb der Danziger Mauern gelten! Wundert Euch nicht, wenn sich ein Bund gegen Gewalt gegen Euch und Euresgleichen erhebt!« Aber Johannes von Werndorf lieà sich von Gunters Worten nicht abschrecken. Er hatte die weitestgehenden Vollmachten des Hochmeisters, die man sich nur denken konnte.
Einige der Ritter durchsuchten das ganze Haus, andere hielten den Fuhrmann fest und befragten ihn.
SchlieÃlich trat Erich auf Gunter zu und riss dessen Kragen ein Stück herunter. Ein Amulett mit drei schwarz emaillierten Kreuzen in einem ebenso schwarzen Kreis kam zum Vorschein. Der Kaufmann trug es an einem geflochtenen Lederband. »Sieh an!«, sagte Erich. »Das Zeichen Eurer Schande!«
»Niemand kann etwas gegen mich vorbringen.«
»Wir haben nicht die Zeit, Euch lange zu foltern«, lieà Erich den Ringler wissen. »Aber um Euch zu töten, wird ein Augenblick reichen!«
»Ihr werdet das bitter bereuen!«, rief Gunter. »Wer seid Ihr überhaupt? Ihr tragt nicht den Kreuzler-Mantel, also stehen Euch überhaupt keine Befugnisse zu!«
»Nein, Ihr werdet es bitter bereuen, wenn Ihr nicht unsere Fragen beantwortet!«
»Wir sind friedliche Bürger und wollten lediglich zu einer
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