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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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begleiteten, waren normalerweise mit Leichtigkeit in der Lage, das gewöhnliche Diebesgesindel, das man auf dem Weg über die Nehrung antreffen konnte, in die Flucht zu schlagen. Es war auch keineswegs das erste Mal, dass Barbara diesen Weg nahm. Schon früher hatte sie ihren Vater auf Geschäftsreisen in den südlichen Teil des Ordensterritoriums bis in die nach Unabhängigkeit von der Oberhoheit der Kreuzritter strebenden Hansestädte wie Danzig, Elbing oder Thorn begleitet. Sie hatte geglaubt, das Risiko abschätzen zu können, zumal das gewöhnliche Diebesgesindel meistens schon Reißaus nahm, wenn es bemerkte, dass der Wagen von gut bewaffneten Söldnern begleitet wurde. Diejenigen, die sich auf der Nehrung auf die Lauer nach leichter Beute legten, waren in der Regel schlecht bewaffnete arme Hunde, die davor zurückscheuten, sich auf einen Kampf einzulassen. Wenn sie mit Widerstand zu rechnen hatten, zogen sie sich schnell zurück. Ein Schwert zu ziehen reichte oft, um sie zu vertreiben. Spätestens der Knall einer Hakenbüchse scheuchte sie davon und jagte ihnen einen derart großen Schrecken ein, dass man nicht damit zu rechnen brauchte, denselben Halunken auf der Reise noch einmal an anderer Stelle zu begegnen.

    Aber die Männer, denen Barbara an diesem Unglückstag in die Hände gefallen war, gehörten ganz offensichtlich nicht in diese Kategorie. Allein ihre gute Bewaffnung sprach dagegen und hob sie von dem gewöhnlichen Gesindel ab.
    Der Mann mit dem Loch in der Wange betrachtete erneut kurz das Amulett und steckte es dann unter sein Lederwams. Er drehte sich zu seinen Männern um. »Holt die Pferde! Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden …«
    Â»Geht es Euch um Lösegeld?«, fragte Barbara, und ihre Stimme hatte dabei einen so sicheren, festen Klang, dass die Verwunderung darüber dem Gezeichneten ins Gesicht geschrieben stand.
    Er verzog das Gesicht und trat auf Barbara zu. »Was glaubt Ihr denn, worum es uns geht?«, grinste er.
    Barbara wich seinem Blick nicht aus. »Ihr solltet nicht auf ein Lösegeld spekulieren …«
    Â»Da Ihr die Tochter des Bernsteinkönigs seid, würde Euer Vater doch gewiss jeden Preis für Euch bezahlen!«
    Â»Aber Ihr würdet auch bezahlen müssen – und zwar sehr bitter. Denn mein Vater hätte die Macht, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um Eure Bande ausfindig zu machen und Euch Eurer Strafe zuzuführen. Begnügt Euch mit dem Gepäck und verschwindet! Andernfalls werdet Ihr Eure Köpfe schneller auf dem Richtblock wiederfinden, als Ihr es für möglich haltet.«
    Das Gesicht des Gezeichneten verzog sich zu einer spöttischen Grimasse. Ihm schien eine höhnische Bemerkung auf der Zunge zu liegen, doch er verkniff sie sich und wandte sich zur Seite. Plötzlich erschollen Hufschläge.
    Ãœber eine nahe Dünung kam ein Reiter auf einem Apfelschimmel dahergeritten. Er war nach Art eines Ritters gekleidet, trug Wams, Kettenhemd und ein Übergewand, das mit einem weithin sichtbaren Wappen bestickt war. Es bestand aus
einem stilisierten Schwert, das von einer Rose umkränzt wurde. Der Helm wies einige Beulen auf.
    An seiner linken Seite trug er ein Rapier, gleichzeitig steckte ein schwerer Beidhänder in einer links vom Sattelknauf befestigten Lederscheide. Hinten am Sattel waren ein Reflexbogen und ein Köcher mit Pfeilen befestigt.
    Â»Wer kann das sein?«, fragte der Mann, der von hinten auf den Wagen geklettert war.
    Â»Jedenfalls kein Kreuzritter!«, knurrte der Gezeichnete und rief dann: »Los, ladet eure Büchsen!«
    Er trat einen Schritt seitwärts, hob den Lauf seiner Hakenbüchse und blickte zu einem großen, massig wirkenden Mann in einem Gewand aus fleckigem Leinen hinüber, der die Fackel hielt. Ärger spiegelte sich in seinem Gesicht, als er sah, dass der Fackelträger das Feuer bereits im Sand gelöscht hatte und somit keine der Hakenbüchsen zügig feuerbereit gemacht werden konnte, falls der Fremde feindliche Absichten hatte.
    Â»Narr!«, zischte der Gezeichnete den Fackelträger an.
    Der fremde Reiter zügelte seinen Apfelschimmel. Sofort erfasste er die Lage und griff zum Bogen. Ehe der Armbrustschütze unter den Wegelagerern einen neuen Bolzen in seine Waffe einlegen konnte, hatte ein Pfeil des Fremden ihm den Hals durchbohrt, sodass er röchelnd zu Boden fiel.
    Der

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