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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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um sicherzugehen, dass er nicht
Opfer einer Sinnestäuschung geworden war.
    War er nicht.
    Der Inhalt war immer noch
der Gleiche. Er schloss den Koffer, trug ihn zum Geländewagen und legte ihn auf
die Rückbank.
    »Bereit zur Abfahrt?«,
fragte er, als er auf den Fahrersitz kletterte.
    »Ich war noch nie so bereit
wie jetzt«, sagte Karla und hinter ihren Augen brannten starke Taschenlampen,
so sehr strahlten sie.

Epilog
     
    Daniel klopfte an die graue,
überbreite Tür und wartete. Karla lächelte ihm zu, drückte seine Hand. Ihre
linke Gesichtshälfte war immer noch geschwollen, und ein hässlicher Bluterguss
zierte ihre Wange. Er selbst sah keinen Deut besser aus. Die Gesichtsmassagen,
die Marco und Xerxes ihm verabreicht hatten, hatten sich in grüne, blaue und
gelbe Flecke auf dem gesamten Körper manifestiert.
    Daniel war nervös. Vier Tage
war es her, seit er und Karla von der Villa geflohen waren. Er erinnerte sich
noch an den Moment, als sie den Wald hinter sich ließen und auf die Landstraße
einbogen. Es war ein Gefühl gewesen, als hätte er seit langer Zeit das erste
Mal frei durchatmen können.
    »Herein«, kam es von der
anderen Seite, so undeutlich, als hätte der Sprecher den Mund voll.
    Daniel öffnete die Tür und
betrat das Krankenzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen, und der Fernseher lief.
Er hatte Thomas schon früher besuchen wollen, doch die ersten beiden Tage war
er fast komplett im Polizeirevier gewesen, hatte Aussage um Aussage gemacht.
Dann war er mit den Ermittlern das Video durchgegangen, um wieder auszusagen.
Karla war es ähnlich ergangen, auch wenn man ihr das Video erspart hatte.
Außerdem hatten sie beide mit verschiedenen Psychiatern gesprochen, die ihnen
helfen sollten, das Erlebte zu verarbeiten. Soweit er wusste, hatten sie bei
den Gesprächen recht gut abgeschnitten. Natürlich waren solche Erlebnisse nicht
von heute auf morgen aus der Welt zu schaffen, doch wie es aussah, würden sie
ihr normales Leben weiterführen können. Doch nur die Zeit würde zeigen, ob das
der Wahrheit entsprach.
    Und geschlafen hatte er. Er
hatte einiges an Schlaf nachzuholen gehabt. Als er dann entlassen worden war,
hatte er seinen Freund noch nicht besuchen dürfen. Bis heute. Er lag zwar immer
noch auf der Intensivstation, aber endlich hatte sich sein Zustand so weit
verbessert und stabilisiert, dass er Gäste empfangen konnte.
    Daniel hatte natürlich
gehört, wie schlimm es seinen besten Freund erwischt hatte, doch Thomas jetzt so
zu sehen, versetzte ihm einen Stich in die Herzgegend. Er musste sich
zusammenreißen, dass man ihm seinen Schock nicht im Gesicht ablesen konnte.
    Beide Beine und ein Arm
hingen eingegipst in Schlaufen. Unzählige Schläuche liefen über seinen Körper,
endeten in Nadeln in seinem freien Arm und am Hals. Auch in seine Nase führten
Röhren, die aus einem grünen, summenden Gerät entsprangen.
    Andere Apparaturen, die an
Ständern und auf Aufbauten angebracht waren, piepten und zeichneten
wellenförmige Bewegungen auf einem schwarz-grünen Display ab.
    Thomas‘ Gesicht war ein
Flickenteppich aus Schürf- und Fleischwunden, aus Verbänden und Nähten und
Schwellungen. Daniel hatte befürchtet, dass Thomas unter Narkose- oder
Schmerzmitteln stehen würde, doch seine Augen blickten klar und ohne jeden
Hauch von Vernebelung aus dem zerstörten Gesicht. Als er Daniel erkannte,
lächelte er und zuckte zusammen.
    »Scheiße, das tut weh«,
sagte er mit einer Stimme, die so gar nicht nach ihm klang. »Schön, dass du da
bist, Alter. Mir fällt der Sack ab vor Langeweile.« Das wiederum hörte sich
doch ganz nach Thomas an.
    In diesem Moment trat Karla
hinter Daniel durch die Tür.
    »Oh«, sagte Thomas und es
war nicht zu erkennen, ob er aufgrund seiner verbalen Entgleisung unter dem
Schorf in seinem Gesicht rot wurde. Wahrscheinlich nicht. »Du musst Karla sein.
Ich kenne dich bisher nur von hinten, deswegen kann ich nicht sicher sein.«
    Karla lachte und drehte sich
um.
    »Ja«, sagte Thomas. »Du bist
Karla. Ich würde dich unter tausenden von Frauen wiedererkennen.«
    Karla knuffte Daniel in die
Seite.
    »Du hast mir gar nicht
erzählt, was für ein Charmeur dein Freund ist.«
    Daniel setzte zu einer
Erwiderung an, doch Thomas war schneller.
    »Wenn er dich langweilt,
dann komm doch einfach zu mir. Du darfst auch auf einem Gips unterschreiben.
Vielleicht sogar auf allen.«
    »Ui«, sagte Karla in
gespielter Ergriffenheit. »Wenn das nicht ein verlockendes Angebot

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