Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
verkauft, damit Rupert einen guten Start hat. Und eigentlich könnten wir uns nicht einmal das leisten.
    Um sich abzulenken, nahm sie die Morning Post und las die Anzeigen auf der ersten Seite.
    Die meisten kannte sie auswendig. Leute, die Kapital suchten, Leute, die welches hatten und es anlegen wollten, Leute, die Zähne kaufen wollten – sie fragte sich jedesmal erneut, warum - Leute, die Pelze und Kleider verkaufen wollten und bezüglich der Preise optimistische Vorstellungen hatten.
    Plötzlich wurde sie hellwach. Wieder und wieder las sie den Text der Anzeige.

    Für Anspruchsvolle! Kleines Haus in Westminster, reizend eingerichtet, an Liebhaber gegen kostendeckende Miete. Keine Makler.

    Eine ganz gewöhnliche Annonce. Sie hatte eine Menge dieser Art gelesen – zumindest ähnliche. Kostendeckende Miete – das war meistens der Haken an der Geschichte.
    Doch da sie so unruhig war und ihren Gedanken entfliehen wollte, setzte sie den Hut auf und nahm den Bus, der in die Richtung der genannten Adresse fuhr.
    Wie sich herausstellte, war es ein Maklerbüro, keine moderne große Firma, eher schäbig und altmodisch. Etwas verlegen holte sie die Anzeige heraus, die sie aus der Zeitung herausgerissen hatte, und fragte nach näheren Einzelheiten.
    Der weißhaarige alte Gentleman, der sie empfangen hatte, strich sich nachdenklich das Kinn.
    «Perfekt! Ja, perfekt, Madam. Es handelt sich um das Haus am Cheviot Place 7. Möchten Sie es mieten?»
    «Ich hätte vorher gern gewußt, wie hoch die Miete ist», antwortete Mrs. St. Vincent.
    «Ach, die Miete! Die genaue Höhe steht noch nicht fest, aber ich kann Ihnen versichern, sie soll nur die Kosten decken.»
    «Darüber, was kostendeckend ist, gehen die Meinungen ziemlich auseinander», sagte Mrs. St. Vincent.
    Der alte Gentleman gestattete sich ein leises Kichern.
    «Ja,das ist ein alter Trick – ein sehr alter Trick. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, daß er in diesem Fall nicht zutrifft. Zwei oder drei Guineas die Woche vielleicht, nicht mehr.»
    Mrs. St Vincent beschloß, sich eine Besichtigungserlaubnis geben zu lassen. Natürlich war es höchst unwahrscheinlich, daß sie sich das Haus leisten konnte. Aber ansehen konnte sie es sich schließlich. Wenn man es so billig hergab, mußte es irgendwelche Nachteile haben.

    Als sie vor Cheviot Place 7 stand, machte ihr Herz einen Satz. Ein Schmuckstück von einem Haus! Im Queen-AnneStil erbaut und sehr gepflegt. Ein Butler öffnete. Er hatte graues Haar und kleine Koteletten und strahlte die Ruhe und Würde eines Erzbischofs aus.
    Mit gütigem Gesicht nahm er den Erlaubnisschein in Empfang.
    «Selbstverständlich, Madam, führe ich Sie herum. Sie könnten sofort einziehen.»
    Er schritt ihr voraus, öffnete Türen, erklärte die Räumlichkeiten.
    «Dies ist das Wohnzimmer, dies das weiße Arbeitszimmer, dann eine Toilette, bitte, hier durch, Madam.»
    Es war vollkommen – ein Traum, alles Stilmöbel, jedes Stück verriet, daß es oft gebraucht worden war, liebevoll gepflegt und gewachst. Die Teppiche hatten gedämpfte alte Farben. In jedem Raum standen Vasen mit frischen Blumen. Die Rückseite des Hauses ging auf den Green Park hinaus. Das Ganze strahlte einen altmodischen Charme aus.
    Mrs. St Vincent traten die Tränen in die Augen, die sie nur mit Mühe zurückhalten konnte. So hatte «Ansteys» aus gesehen, «Ansteys»...
    Sie fragte sich, ob der Butler ihre Rührung bemerkt hatte. Falls ja, war er zu gut erzogen, um es zu zeigen. Sie mochte diese alten Diener, man fühlte sich so geborgen bei ihnen, so sicher.
    Sie waren wie gute Freunde
    «Ein schönes Haus», sagte sie leise «Sehr schön. Ich habe mich gefreut, es ansehen zu dürfen.»
    «Ist es für Sie allein, Madam?»
    «Für meinen Sohn und meine Tochter und für mich. Nur fürchte ich...»
    Sie schwieg. Sie hätte es so gern gemietet – so schrecklich gern!
    Sie spürte instinktiv, daß der Butler sie verstand. Ohne sie anzusehen sagte er in seiner kühlen, unpersönlichen Art: «Zufällig weiß ich, Madam, daß dem Besitzer vor allem an den richtigen Mietern gelegen ist. Die Miete spielt für ihn keine Rolle. Er möchte, daß in dem Haus jemand wohnt, der es wirklich liebt und sich um alles ordentlich kümmert.»
    «Das würde ich tun», sagte Mrs. St Vincent. Dann fügte sie, schon zum Gehen gewandt, hinzu: «Vielen Dank, daß Sie mich herumgeführt haben.»
    «Es war mir ein Vergnügen, Madam.»
    Er stand unter der Haustür, sehr korrekt und aufrecht,

Weitere Kostenlose Bücher