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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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meine Stimme kann sie nicht erreichen, und meine Worte würden selbst dann nicht zu ihr durchdringen, wenn ich direkt neben ihr stünde.
    » Kannst du mir versprechen, dass du versuchen wirst, den Schaden, den wir anrichten werden, so gering wie möglich zu halten? « , sagt Johanna vorsichtig.
    » Natürlich. «
    Sie nickt abermals, aber diesmal sieht es so aus, als gelte das Nicken ihr selbst.
    » Es gibt Zeiten, da muss man für den Frieden kämpfen « , sagt sie und sieht dabei das Pflaster und nicht Marcus an. » Ich denke, jetzt ist diese Zeit gekommen. Und ich glaube tatsächlich, dass du helfen könntest, die Menschen zu vereinen. «
    Es ist der Beginn der Rebellion der Getreuen, auf die ich gewartet habe, seit ich zum ersten Mal von dieser Gemeinschaft gehört habe. Obwohl mir klar war, dass es so kommen würde, seit ich erlebt habe, wie Evelyn ihre Macht durchgesetzt hat, wird mir bei dem Gedanken übel. Es scheint, als würden die Rebellionen niemals aufhören – in der Stadt, hier auf dem Gelände, überall. Zwischen diesen Rebellionen sind nur Atemzüge, die wir naiv » Frieden « nennen.
    Ich wende mich vom Bildschirm ab, um den Kontrollraum zu verlassen und irgendwo ein wenig frische Luft zu schnappen.
    Aber noch im Gehen fällt mein Blick auf einen anderen Bildschirm, der eine dunkelhaarige Frau zeigt. Sie geht in einem Büro im Hauptquartier der Ken auf und ab. Evelyn – natürlich laufen die Aufnahmen von Evelyn auf den größten Monitoren im Kontrollraum, das ist nur logisch.
    Evelyn streicht sich mit den Händen durchs Haar und krallt die Finger in ihre dicken Locken. Sie geht in die Knie, der Boden um sie herum ist von Papieren übersät. Bei ihrem Anblick denke ich unwillkürlich: sie weint – ich weiß selbst nicht, wie ich darauf komme, da ich ihre Schultern nicht beben sehe.
    Durch die Bildschirmlautsprecher höre ich ein Klopfen an der Bürotür. Evelyn richtet sich auf, streift sich übers Haar, fährt sich über das Gesicht und ruft: » Herein! «
    Therese betritt das Büro, ihre Fraktionslosen-Armbinde sitzt schief um ihre Schulter. » Ich habe gerade eine Statusmeldung der Patrouillen bekommen – keine Spur von ihm. «
    » Na toll. « Evelyn schüttelt den Kopf. » Ich schicke ihn in die Verbannung, und er bleibt in der Stadt. Das macht er nur, um mich zu ärgern. «
    » Oder er hat sich den Getreuen angeschlossen, und sie lassen ihn bei sich untertauchen. « Therese wirft sich auf einen der Bürostühle und zerstampft die Blätter unter ihren Stiefelsohlen.
    » Tja, das liegt wohl auf der Hand. « Evelyn stützt ihren Arm gegen die Fensterscheibe und lehnt sich nach vorne, lässt ihren Blick über die Stadt und die Sümpfe dahinter schweifen. » Danke für die Meldung. «
    » Wir werden ihn finden « , sagt Therese. » Er kann nicht weit gekommen sein. Wir werden ihn auftreiben, das schwöre ich dir. «
    » Ich will einfach, dass er verschwindet « , erwidert Evelyn. Ihre Stimme klingt gepresst und dünn wie die eines Kindes. Ich frage mich, ob sie immer noch Angst vor ihm hat, so wie ich ihn immer noch fürchte wie einen Albtraum, der tagsüber immer wieder aus der Tiefe der Nacht auftaucht. Ich frage mich, wie sehr meine Mutter und ich uns ähneln – tief im Inneren, wo es wirklich zählt.
    » Ich weiß « , sagt Therese, bevor sie den Raum verlässt.
    Ich bleibe noch eine ganze Weile stehen und beobachte Evelyn, wie sie aus dem Fenster starrt. Ihre zuckenden Finger kommen nicht zur Ruhe.
    Ich habe das Gefühl, als sei ich irgendwo auf halbem Wege zwischen meiner Mutter und meinem Vater hängen geblieben: aufbrausend und impulsiv, verzweifelt und voller Angst. Ich habe das Gefühl, die Kontrolle darüber verloren zu haben, zu wem ich geworden bin.

32. Kapitel
    Tris
    David lässt mich am nächsten Tag in sein Büro rufen. Ich fürchte, er erinnert sich daran, wie ich ihn bei meinem Rückzug aus dem Labor als Schutzschild missbraucht habe oder wie ich die Pistole auf seinen Kopf gerichtet und gesagt habe, dass sein Leben mir nichts bedeutet.
    Zoe erwartet mich in der Hotellobby und führt mich durch den Hauptgang in einen Korridor. Er ist lang und schmal, und die Fenster zu meiner Rechten blicken auf eine kleine Flotte von Flugzeugen, die aufgereiht auf dem Betonplatz bereitstehen. Kleine Schneeflocken legen sich auf das Glas und schmelzen binnen Sekunden – ein früher Vorbote des Winters.
    Im Gehen werfe ich Zoe verstohlene Blicke zu, um herauszufinden, wie sie ist, wenn sie

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