Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
fieberhaft – ich bin die Frage, die ich ihm stellen wollte, noch nicht losgeworden. Ich wollte auf die passende Gelegenheit warten, aber die hat es nicht gegeben.
Jetzt ist es ohnehin zu spät. Ich stehe auf und gehe zur Tür, da sagt er plötzlich: » Tris, ich denke, dass ich offen zu dir sein sollte, wenn wir einander vertrauen wollen. «
Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, wirkt David beinahe … ängstlich. Seine Augen sind groß wie die eines Kindes. Eine Sekunde später ist der Ausdruck verschwunden.
» Auch wenn ich gestern unter dem Einfluss eines Serumcocktails stand … « , fährt er fort, » ich weiß, was du zu ihnen gesagt hast, um sie daran zu hindern, auf uns zu schießen. Mir ist bewusst, dass du gesagt hast, du würdest mich töten, um das Waffenlabor zu schützen. «
Meine Kehle ist so eng, dass ich kaum atmen kann.
» Keine Sorge « , fährt er fort. » Das ist einer der Gründe, weswegen ich dir diese Aufstiegschance angeboten habe. «
» W-warum? «
» Du hast eine Eigenschaft gezeigt, auf die ich mich bei meinen Beratern verlassen können muss « , sagt er. » Nämlich die Fähigkeit, Opfer für das große Ganze zu bringen. Wenn wir unseren Kampf gegen den Gendefekt gewinnen wollen – wenn wir verhindern wollen, dass die Experimente ein vorzeitiges Ende finden –, werden wir Opfer bringen müssen. Das verstehst du doch, oder? «
Ich spüre, wie mich der Zorn packt, aber ich zwinge mich zu einem Nicken. Nita hat ja bereits angedeutet, dass die Experimente kurz vor dem Aus stehen, daher überraschen mich seine Worte nicht. Aber Davids verzweifelter Wille, sein Lebenswerk zu retten, rechtfertigt nicht den Mord an einer ganzen Fraktion – meiner Fraktion.
Für einen Moment stehe ich da, die Hand am Türknauf, und versuche mich zu sammeln. Dann beschließe ich, das Risiko einzugehen.
» Was wäre passiert, wenn sie sich mit einer weiteren Explosion Zugang zum Waffenlabor verschafft hätten? « , frage ich. » Nita sagte etwas von Sicherheitsmaßnahmen für den Notfall. «
» Es wäre ein Serum freigesetzt worden … eines, vor dem die Masken sie nicht geschützt hätten, da es über die Haut aufgenommen wird « , antwortet David. » Ein Serum, dem nicht einmal die genetisch Perfekten etwas entgegenzusetzen haben. Ich frage mich, woher Nita davon wusste, da es eigentlich nicht an die Öffentlichkeit hätte gelangen dürfen, aber ich nehme an, das werden wir ein andermal herausfinden. «
» Was bewirkt dieses Serum? «
Sein Lächeln wird zur Grimasse. » Sagen wir es so – es ist schlimm genug, dass Nita lieber den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringt, als damit in Kontakt zu kommen. «
Er hat recht. Mehr braucht er nicht zu sagen.
3 3 . Kapitel
Tobias
» Seht mal, wer da ist « , sagt Peter, als ich in den Schlafsaal komme. » Der Verräter. «
Auf seiner Pritsche und auf der daneben sind Karten ausgebreitet. Sie sind weiß und hellblau und sumpfgrün und üben eine seltsame Anziehungskraft aus. Auf jede Karte hat Peter einen wackligen Kreis gezeichnet – um die Stadt herum, um Chicago herum. Er markiert die Grenzen der Orte, an denen er gewesen ist.
Mit jeder neuen Karte schrumpft der Kreis, bis er nur noch ein leuchtend roter Punkt ist und aussieht wie ein Blutstropfen.
Dass ich so klein sein soll, passt mir nicht und macht mich nervös.
» Wenn du glaubst, dass du moralisch über mir stehst, hast du falsch gedacht « , sage ich zu Peter. » Wozu all die Karten? «
» Die Größe der Welt will mir einfach nicht in den Kopf gehen « , antwortet er. » Einige Leute vom Amt haben mir alles erklärt. Planeten und Sterne und Gewässer und solche Sachen. «
Er sagt es beiläufig, aber die hektischen Kritzeleien auf den Karten verraten mir, dass sein Interesse nicht beiläufig ist, sondern zwanghaft. Früher war ich selbst genauso zwanghaft in Bezug auf meine Ängste; immer habe ich versucht, sie zu verstehen, immer und immer wieder.
» Hilft es? « , frage ich. Mir fällt auf, dass ich nie ein Gespräch mit Peter geführt habe, bei dem nicht gebrüllt wurde. Nicht dass er es nicht verdient hätte, aber ich weiß so gut wie nichts über ihn. Ich erinnere mich kaum an seinen Nachnamen. Hace, so stand es auf der Initiationsliste. Peter Hace.
» Irgendwie schon. « Er nimmt eine der größeren Karten. Sie zeigt den ganzen Globus, flach gepresst wie gekneteter Teig. Ich starre sie an, bis sich die Umrisse allmählich als blaue Gewässer und vielfarbige Landflächen
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