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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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durchschneidet ihre Adern, schlägt am Ende den Leichnam entzwei und macht aus der einen Hälfte den Himmel und aus der anderen die Erde. Seine göttlichen Mitstreiter belohnt er mit Himmelspalästen, weist jedem eine Aufgabe zu und macht sich schließlich daran, Wesen zu erschaffen, die den Göttern das Leben erleichtern. Dazu braucht Marduk ein zweites Opfer. «Wer hat Tiamat zur Revolte aufgereizt?», fragt er. Und die anderen sagen: Kingu war’s! «Seine Adern durchschnitten sie, aus seinem Blute schuf er die Menschheit.»
     
    Dieses Urmodell eines Schöpfungsmythos wird in ähnlicher Gestalt noch lange das Weltbild der antiken Menschen bestimmen, auch das griechische. Rund ein Jahrtausend nach der ersten Niederschriftdes «Enuma elisch» schreibt der Dichter Hesiod die griechische Variante.
    Die Götter heißen anders, ihre Zahl ist größer, ihr Treiben bunter, aber was immer über sie erzählt wird, es folgt dem vertrauten Muster. Aus einem Urgrund, dem Chaos, entsteht die Ursprungsgöttin Gaia, die Erde, aus deren Schoß Götter wie Tartaros, Eros, Erebos, Nyx, Uranos, Kronos hervorgehen und noch weitere, bis genug Stoff für ein großes Drama beisammen ist. Jetzt kann das große Hassen und Lieben, Morden und Rächen unter den Göttern losgehen. Kronos schlägt dem Uranos mit einer Sichel das Glied vom Leib. Aus den Blutstropfen, die in die Erde rinnen, gebiert Gaia die wilden Erinnyen, die Rachegöttinnen, und die Giganten. Um das ins Meer geworfene Glied des Uranos bildet sich Schaum, und diesem entsteigt die wunderschöne Aphrodite.
    Am Ende bezwingt Zeus, der jüngste Sohn des Kronos, die Titanen und schleudert sie in den Tartaros. Damit ist Zeus der Herr der Götter, er herrscht über den Himmel und teilt seinen Brüdern die anderen Räume zu: Poseidon das Meer, Hades das Totenreich.
    Solche Geschichten waren in der gesamten antiken Welt im Umlauf, als das junge Volk der Juden vor 2500   Jahren seine eigene Version dagegensetzte, den großen Widerspruch eines kleinen Volkes gegen den Glauben der ganzen Welt. Es war ein Donnerschlag der Weltgeschichte.

Schöpfung – die Entrümpelung des Himmels
    In den Schöpfungsmythen jener Völker, welche später von den Juden als Heiden bezeichnet werden, sind Mensch und Welt das Ergebnis gewaltiger Zeugungsorgien und bluttriefender Götterausschweifungen.Diese Götter der Heiden stehen für Himmel und Erde, den Ozean und die Naturgewalten. Mit ihren Fähigkeiten und ihrer Kraft sind sie den Menschen zwar turmhoch überlegen, doch charakterlich zum Verwechseln ähnlich: Hass und Neid, Gier und List – nichts Menschliches ist den Göttern fremd.
    Aber einen Plan für die Welt und ein Ziel für die Menschen haben die Götter nicht. Allenfalls als Sklaven dürfen sie ihnen dienen. So etwas wie Zuneigung oder gar Liebe zu den Menschen ist nicht vorgesehen. Die Götter sind stets nur mit sich selbst beschäftigt, das menschliche Treiben interessiert sie bestenfalls am Rande.
    Wie anders ist das im folgenden Text und allen weiteren, die ihn fortsetzen:
     
    Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, Finsternis lag über dem Urmeer, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Da sprach Gott: Es werde Licht, und es ward Licht. Gott aber sah das Licht, und sah, dass es gut war. Dann schied Gott zwischen dem Licht und der Finsternis. Das Licht nannte Gott Tag, die Finsternis Nacht. So ward Abend und so ward Morgen, der erste Tag.
    Dann sprach Gott: Es entstehe ein Firmament in den Wassern, das bilde eine Scheidewand zwischen den Wassern, und es geschah so. So machte Gott das Firmament und schied zwischen den Wassern unter dem Firmament und dem Wasser über dem Firmament. Und Gott nannte das Firmament Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.
     
    Gott erschafft die Welt, indem er seinen Willen ausspricht und die Dinge voneinander scheidet. Das Wasser trennt er vom Land, die Ozeane und Kontinente sind da, und aus der Erde wachsen Pflanzen. Ins Firmament hängt er Leuchten für den Tag und für die Nacht: Sonne, Mond und Sterne. Die Zeit ist da und kann nun in Tagen, Monaten und Jahren gemessen werden.
    Und Gott sprach: Das Wasser soll wimmeln von einer Fülle lebender Wesen, und es sollen Vögel dahinfliegen über die Erde an der Himmelsausdehnung. Und Gott schuf die großen Meerestiere und alle lebenden Wesen, die sich regen, von denen das Wasser wimmelt, nach ihrer Art, dazu allerlei Vögel mit Flügeln nach ihrer Art.

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