Die Bismarcks
Zorn einen Bediensteten erstach und sich nach Ostpreußen absetzte. Der Geheime Kriegsrat begnadigte ihn zwar, bei Beförderungen wurde Ludolf August vom König aber fortan übergangen. Er trat daher 1732 in den Dienst des russischen Zarenreiches über. Im Range eines Generalleutnants wurde er 1747 Oberkommandierender einer in der Ukraine stationierten russischen Armee.
Die militärische Karriere von August Friedrich, dem ältesten Sohn von August von Bismarck, verlief unterdessen verhaltener. Unter Friedrich Wilhelm I. brachte er es bis zum Oberstleutnant. Unter dem Nachfolger Friedrich II. wurde dieser Bismarck, ein Kamerad des späteren berühmten Husarengenerals Hans Joachim von Zieten, rasch Regimentskommandeur. Der »Alte Fritz« gewährte Bismarck außerdem Privilegien, die seinem ältesten Sohn zugutekommen sollten. Im ersten Schlesischen Krieg war August Friedrich, ein baumlanger Mann und Draufgänger, dem der spätere Reichskanzler stark ähnelte, maßgeblich am siegreichen Ausgang der Schlacht von Mollwitz beteiligt. Der König verlieh ihm dafür den erst ein Jahr zuvor gestifteten Orden »Pour le Mérite«. Ein Jahr später wurde August Friedrich in der Schlacht bei Tschaslau, die den Krieg entschied, schwer verwundet und während des Abtransports bei einem Überfall österreichischer Husaren erschossen.
Der drittälteste Sohn von August Friedrich von Bismarck – seine beiden älteren Brüder starben früh – war Karl Alexander von Bismarck. Er war der Großvater des späteren Reichskanzlers. Karl Alexander nahm als Leutnant am Siebenjährigen Krieg teil. Der Offizier kämpfte bei Kollin, Leuthen und Hochkirch. Nach einer schweren Verwundung im Jahre 1758 verließ er die Armee und zog sich auf seine Güter zurück. Bis 1775 residierte er in der Nähe von Stendal. Den Rest seiner Lebensjahre verbrachte er im Schönhausener Schloss, das einen Anbau für eine Bibliothek und ein Musikzimmer erhielt. Karl Alexander von Bismarck starb dort 1797.
Diese Bismarck-Linie spielte fortan in der preußischen Geschichte für längere Zeit keine besondere Rolle. Anders sah es in einem anderen Familienzweig aus. Diese Bismarcks, frühe Bildungsbürger, möchte man meinen, konzentrierten sich nicht nur auf ihren Besitz, beschränkten sich nicht auf die Verwaltung und stellten auch nicht nur Soldaten für den König ab. Unter Friedrich dem Großen brachte es einer von ihnen sogar zu Ministerehren. Levin Friedrich von Bismarck, aus dem Hause Krevese-Briest stammend, wurde zum Geheimen Staats- und Justizminister sowie zum Präsidenten des Kammergerichts ernannt. Zum ersten Mal war in der Zeit Friedrich des Großen übrigens eine Besoldung mit diesen Staatsämtern verbunden.
In einer zeitgenössischen Darstellung von Levin Friedrich von Bismarck heißt es: »Er pflegte sehr früh aufzustehen und mit dem Glockenschlag acht auf dem Kammergericht an den Sessionstagen zu erscheinen. Vor dem späten Nachmittag sah ihn seine Familie nicht wieder. Eine Stund zu Mittag und zu Abend an der Tafel war die einzige Erholung, welche er den Tag über sich gönnte.« 6 Ganz so begeistert scheint der König von Levin Friedrich von Bismarck aber nicht gewesen zu sein. In einem Kabinettsordre stellte er im Juli 1748 fest: »Er ist ordentlich und gut geschult und incorruptible, aber sehr timide und zu Zeiten in seinen idées sehr borniert …« 7 Wegen einer Augenschwäche, die später zur vollständigen Erblindung führte, musste Levin Friedrich seine Ämter aufgeben. Sein Sohn August Friedrich brachte es schon mit 27 Jahren zum Gesandten am dänischen Hof und wurde später Etatminister von Friedrich dem Großen. Er beaufsichtigte einen Schlüsselbereich: die Manufakturen und ersten Fabriken des Landes. Dort ging es um die wirtschaftliche Zukunft Preußens.
Von der Schönhausener Bismarck-Linie, die schließlich zu Otto von Bismarck führte, dienten zur Zeit der Französischen Revolution die vier Söhne von Karl Alexander von Bismarck beim Militär. Im Frieden von Basel verzichtete Preußen auf seine linksrheinischen Gebiete und verschaffte sich dadurch eine mehrjährige Atempause. Zur Enttäuschung der Bismarck-Söhne wurden die preußischen Regimenter fern der Heimat in Alarmbereitschaft gehalten. Es kam zu massenhaften Desertionen. Der preußische Kompaniechef und Regimentskommandeur war zu dieser Zeit einerseits ein Untergebener des Königs, andererseits ein Unternehmer. Der militärische Vorgesetzte erhielt einen Pauschalbetrag
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