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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Prolog
    Toskana, im späten 15. Jahrhundert
     
    »Wenn ein Käuzchen ruft, stirbt ein Mensch.« Die Magd starrte angstvoll aus der Küchentür hinaus auf den dunklen Burghof und bekreuzigte sich.
    »Halt den Mund, dummes Ding. Sieh lieber zu, dass das Wasser im Kessel heiß wird. Und bring Tücher herbei, weiße Leinentücher. Könnte sein, dass wir sie bald brauchen.«
    Die alte Hebamme versetzte der Magd, die noch immer wie erstarrt dastand, einen Klaps auf die Schulter, schüttelte den Kopf und lauschte nun selbst dem Ruf des Käuzchens.
    »Kju-wick, kju-wick«, drang der Schrei des Totenvogels klagend durch die dicken Wände der Burg. Die Hebamme zog die Schultern hoch und flüsterte einige Worte, die in den Ohren der Magd wie magische Beschwörungen klangen; dann lief sie, so schnell ihre alten Beine es vermochten, nach oben in das Gebärzimmer.
    Leise betrat sie den Raum, der nur von einigen Talglichtern erhellt war, die gespenstische Schatten an die Wand malten. Der Mondschein, der durch die Fensteröffnung fiel, tauchte die Szenerie in ein kaltes Licht, das die Stimmung in dem Raum noch hoffnungsloser erscheinen ließ.
    Ein Raum des Lebens, der den Atem des Todes und der Verzweiflung beherbergt, dachte die Hebamme und seufzte. Nicht einmal die spärlichen, doch überaus kostbaren Möbel konnten daran etwas ändern, nicht das Bett mit den kunstvollen Schnitzereien aus einer florentinischen Werkstatt, nicht die Vorhänge aus dunkelblauem Samt, nicht einmal der Kamin, in dem einige Zedernholzscheite schwach glommen.
    Die alte Rosalba, die seit Jahrzehnten auf der Burg der di Algaris half, die Kinder zur Welt zu bringen, fröstelte, obwohl die Nacht warm und voller Duft war, der aus den Oleanderbüschen des Burggartens in die Kammer drang und vom nahenden toskanischen Sommer mit blühenden Feldern und heißen Sonnentagen erste Kunde brachte.
    Sie trat an die Bettstatt der Burgherrin und sah mitleidig auf die gebärende Frau hinab. Contessa Donatella di Algari wand sich in Schmerzen. Das Haar hing ihr in nassen Strähnen ins Gesicht, die Stirn war schweißgebadet, die Augen gerötet, die Lippen geschwollen und blutig gebissen. Das zarte, schmale Gesicht mit den großen dunklen Augen, das noch vor wenigen Jahren für seine Schönheit berühmt gewesen war, war leichenblass und vorzeitig gealtert. Nicht einmal 26 Jahre zählte die Contessa, und doch sah sie nun wie eine alte Frau aus, der sich Kummer und Sorgen tief ins Antlitz gegraben hatten. Selbst das Haar, rot und lockig einst, war von einzelnen grauen Strähnen durchzogen.
    Wieder drang ein qualvolles Stöhnen aus dem Mund der Contessa, dann folgte ein heiseres Flüstern: »Rosalba, wird es ein Junge werden?«
    Die Hebamme zuckte die Schultern. »Ich bete darum, mein Kind. Gleich wirst du es überstanden haben.«
    Die Contessa schloss erschöpft die Augen, während Rosalba ihr mit einem essiggetränkten Tuch die Stirn abtupfte.
    Wieder kam eine Wehe, die so heftig war, dass sich die Contessa schreiend auf dem Lager herumwarf und sich schließlich in einem der Kissen verbiss. Beruhigend strich die Hebamme ihr über den aufgetriebenen Leib und hielt ihre Hand.
    »Wenn es ein Mädchen wird, Rosalba ...« Ein erneutes Stöhnen unterbrach die Rede der Contessa. »Wenn es ein Mädchen wird, dann wünschte ich, ich würde mit ihm im Kindbett sterben.«
    »Rede nicht so. Du versündigst dich«, erwiderte die Alte und konnte doch den Wunsch ihrer Herrin nachfühlen. Sie hatte es schwer auf dieser Burg, die junge, zarte Frau. So schwer, dass sich seit Jahren ein Ausdruck in ihre Züge gegraben hatte, der an Todessehnsucht gemahnte.
    »Doch, Rosalba, ich meine es ernst. Versprich mir, dass du mir sterben hilfst, wenn ich wieder nur ein Mädchen zur Welt bringe. Und bitte, Rosalba, gib das Mädchen zu guten Leuten. Zu guten Leuten und weit weg von der Burg.«
    »Nein, Contessa Donatella, nein!« Die Hebamme wurde ärgerlich. So ärgerlich, dass sie die Contessa, die sie seit ihrer Geburt kannte, offiziell anredete. »Ihr werdet leben und Euer Kind auch. Vergeudet Eure Kraft nicht mit unnützen Worten.«
    Die Contessa winkte müde ab, ihre Augen verloren sich ins Weite. Rosalba wusste genau, woran die Contessa dachte.
    Conte Giovanni di Algari, Burgherr und Ehemann der Contessa Donatella, hatte verkündet, dass er seine Frau verstoßen würde, wenn diese wieder ein Mädchen, das dritte nun, zur Welt brächte.
    »Ich brauche einen Erben, einen kräftigen Burschen will

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