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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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KATIE MACKINNON – 1
     
    Ein paar Purpurherzen rutschten an der Öffnung der Plastiktüte vorbei und prasselten wie getrocknete Erbsen auf den Boden des Lagerhauses.
    »Paß auf, Ossie!« sagte ich.
    »Flasche!« zischte Dave, der die Tüte aufhielt.
    Ossie machte eine Pause, und seine umwölkten grauen Augen starrten mich an. Sein aufgedunsenes Pickelgesicht wirkte im bläulichen Licht der einzelnen Neonröhre noch blasser als sonst. Eine Kleinigkeit genügt, um Ossie zu verwirren. Nun schien er nicht recht zu wissen, ob er weiterschütten oder die Tabletten vom Boden aufheben sollte.
    »Laß die Dinger ruhig liegen«, sagte ich. »Mach weiter!«
    Er nickte und kippte vorsichtig das Glas. Vor lauter Konzentration streckte er die Zungenspitze heraus.
    »Mach schon!« drängte Dave. »Oder sollen wir die ganze Nacht hier herumstehen?«
    »Halt die Luft an, Dave!« meinte ich und holte das nächste Glas vom Regal, um den Deckel abzuschrauben. »Er gibt sich alle Mühe, das siehst du doch!« Ossie war vielleicht keine Leuchte, aber ich wußte, daß ich mich auf ihn verlassen konnte. Bei Dave war ich da nicht so sicher. Er redete zu viel und zu laut, und ich hatte so eine Ahnung, daß er wie ein geölter Blitz abhauen würde, wenn wirklich etwas schiefging. Daß Ossie die Tabletten verschüttet hatte, war auch seine Schuld. Seine Finger zitterten nämlich.
    Ich hatte mit sieben zu klauen begonnen – als ich gerade groß genug war, um die Theke des Süßwarenstands bei Woolworth zu erreichen. Und ich machte rasch die Erfahrung, daß man am besten kleine Mengen nahm. Das erleichterte die Flucht.
    Daves schmale Lippen zuckten vor Zorn, als er mich ansah. Allmählich erkannte ich, daß es ein Fehler war, ihn mitzunehmen. Ossie und ich hätten es auch allein geschafft, wie schon so oft. Als wir das Ding in Doug’s Cafe besprachen, spielte Dave den Charmeur, aber ich hätte schon da aus einigen seiner Bemerkungen schließen können, daß er nicht gern Befehle entgegennahm – und schon gar nicht von einem Mädchen.
    Ein Mädchen… Katie Mackinnon – das bin ich. Sechzehn Jahre alt, knappe einsfünfundfünfzig und ziemlich spillerig. Sweet sixteen – hah! Mich hat noch keiner geküßt … aber das geht andere Leute einen feuchten Staub an.
    »Ich sehe mich unten um«, sagte ich und ging auf die Tür zu. Da war noch etwas, das ich mitnehmen wollte, und vielleicht beruhigte sich Dave während meiner Abwesenheit wieder.
    »Warum – was ist denn los?« Dave machte Augen wie ein abgestochenes Kalb. Soviel zu seiner großen Klappe. Wenn in diesem Augenblick eine Maus vorbeigeflitzt wäre, hätte er vor Schreck in die Hose gepinkelt.
    »Keine Sorge, ich bin gleich wieder da«, beruhigte ich ihn.
    Ich schirmte den schmalen Lichtkegel der Taschenlampe ab und tastete mich die Treppe hinunter ins Erdgeschoß des Drogerielagers.
    Die Etikette auf den Kartons verrieten mir, daß ich meinem Ziel allmählich näherkam. Da gab es Hunderte verschiedener Marken von Enthaarungscremes, Lippenstiften, Nagellack und all dem Kram. Ich öffnete eine der Lippenstiftschachteln und wollte schon eine Handvoll von dem Zeug für Mam mitnehmen, als ich zur Besinnung kam. Komisch, was die Gewohnheit ausmacht – selbst noch nach einem Jahr. Arme Mam! Sie brauchte keinen Lippenstift mehr, und ich schminke mich nicht, weil ich einen blassen Teint raffinierter finde. Anders liegt die Sache bei Parfüm. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, daß ich einen Großteil meiner zarten Jugend in den Sozialwohnungen auf der falschen Seite der Gaswerke verbracht habe. Jedenfalls besitze ich eine Schwäche für schöne Düfte.
    In den Regalen stand eine Menge von dem billigen Zeug, das man für zehn Shilling in jedem Kaufhaus nachgeworfen bekommt; aber darauf ließ ich mich nicht ein. Ich war scharf auf die winzigen Fläschchen, von denen eines fünf Pfund kostet. Endlich entdeckte ich den himmelblauen Karton ganz oben in einem Regal.
    Ich zog mich am Regal hoch und griff nach dem Karton. Sicher waren ein bis zwei Dutzend Fläschchen darin; genug, um jahrelang wie diese verflixte Königin von Saba zu duften. Aber ich wollte nicht habgierig sein. Zwei Fläschchen paßten mühelos in meine Taschen, und Dave brauchte ohnehin nichts davon zu wissen. Ich riß mit dem Fingernagel das Klebeband auf.
    Genau in diesem Augenblick hörte ich ein schleifendes Geräusch. Ich konnte nichts sehen, weil zwischen mir und dem Eingang ein paar Regalreihen waren, aber ich wußte

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