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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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niemals dahintergekommen. Ohne Sie wäre für alle Zeiten auf Heidemanns Grab in Starnberg mein Name stehengeblieben.« Er griff wieder nach der Zigarette, zündete sie an und rauchte. »Tja, ich habe es mir angewöhnt. Zu dumm, nicht? Sie auch eine?«
    »Danke, Herr Duklas. Ich bin froh, daß Sie mich nicht enttäuschen.«
    »Enttäuschen? Wieso?«
    »Ich hatte damit gerechnet, daß Sie Format haben, daß Sie keine Szene aufführen werden und daß Sie nicht versuchen, mich jetzt noch umzubringen.«
    Er lachte. Ein kurzes, hartes Lachen.
    »Ich bin doch kein Idiot. Ich kann eine hoffnungslose Lage sehr gut erkennen. Wie sind Sie eigentlich draufgekommen?«
    »Das war einfach«, sagte ich, »nachdem es durch Frau Heidemann ein Damenspiel geworden war. Die Münchener Kripo zeigte mir ein paar Fotos von Peter Heidemann, den ich bis dahin wie eine Stecknadel suchte. Aber in diesem Augenblick wußte ich, wo er sich zur Zeit aufhält. Auf dem Friedhof in Starnberg. Er war der Tote im Zug. Na, bitte: Wenn Heidemann tot und begraben war, wer mußte dann noch am Leben sein? Sie, Herr Duklas.«
    »Gut«, sagte er, und mir schien, er freue sich fast darüber. »Und was hat Sie dann ausgerechnet nach Reichenhall geführt? Wie kamen Sie auf Jakob Bernrieder?«
    Ich lachte.
    »Da fällt mir leider keine imponierende Erklärung ein. Es war höchstens Ihr Fehler, auch diesen Jakob Bernrieder als Gläubiger des Hotels >Seeadler< aufzuführen. Andrea in Reichenhall, Jakob Bernrieder in Reichenhall, es war von mir ein Schuß auf einen Busch. Zufällig saß der Hase drin.«
    Er legte seine Fingerspitzen gegeneinander und sah mich an. Unter anderen Umständen würde ich gesagt haben, er sah mich wohlwollend an.
    »Haben Sie schon einmal einen Roman geschrieben?« fragte er.
    »Nein.«
    »Dann könnten Sie es jetzt tun. Mein Leben ist ein Roman gewesen, wenn auch literarisch betrachtet nicht viel dran sein mag.«
    »Ich bin nicht gekommen, um mir einen Roman anzuhören, ich möchte die Wahrheit wissen.«
    Er nickte.
    »Genau das meine ich.« Er schaute mich nachdenklich, fast verträumt an. »Merkwürdig, ich hatte vom ersten Augenblick an eine Schwäche für Sie. Sie waren mir sympathisch.«
    Ich grinste.
    »Das habe ich zu spüren bekommen.«
    Er machte eine kurze, ärgerliche Handbewegung.
    »Das ist eine ganz andere Sache. Ich habe Abitur gemacht, das war in den zwanziger Jahren. Der Saustall in Deutschland hat mich angekotzt. Ich wurde Offizier in der Reichswehr. War noch was, damals. Herrenmenschen, wissen Sie. Heute natürlich unmodern, aber wir waren es wirklich.«
    »Aha!« machte ich. »Und dieses Herrentum ist jetzt wohl Ihre Entschuldigung für einen kaltblütigen Mord?«
    Wieder diese abgehackte, tyrannische Handbewegung, als radiere er etwas in der Luft aus.
    »Unsinn. Ich habe mich nicht zu entschuldigen und werde es nie tun. Im Krieg habe ich Menschen getötet, die ich nicht kannte und die mir nichts getan hatten und deren Tod mir nichts nützte. Ich habe im Kollektiv gemordet und bin dafür mit Orden und Rang belohnt worden. Hinterher galt mir ein Menschenleben nichts mehr, nicht einmal meins. Und...«
    »Verzeihung«, unterbrach ich ihn. »Warum leben Sie dann noch? Kommen Sie mir doch nicht mit diesen abgedroschenen Phrasen von Entwurzelung und so. Ich verstehe, ehrlich gesagt, überhaupt nicht, wie ein Berufsoffizier die Pleite seiner Firma überleben konnte.«
    Als habe er diesen Effekt durch einen Knopfdruck ausgelöst, heulte draußen ein Düsenflugzeug tief durch das Tal. Paul Duklas deutete lächelnd zum offenen Fenster.
    »Da haben Sie die Antwort, junger Mann. Diese Firma ist niemals pleite, solange die Menschen so dumm sind, wie ich sie einschätze. Übrigens bin ich so nach und nach zu der Überzeugung gekommen, daß alle Staaten der Welt heute nur noch von Kriminellen regiert werden, die jederzeit unbedenklich morden, wenn es für ihre Handelsbilanz nützlich erscheint.« Sein Lächeln wurde penetrant ironisch. »Nun, ich habe mir Vater Staat zum Vorbild genommen. Auch meine Handelsbilanz bedurfte der Aufbesserung.«
    »Herrgott!« schrie ich ihn an. »Ihre Philosophie interessiert mich einen Dreck! Sie können das im Zuchthaus mit sich ausmachen! Ich will die Wahrheit wissen und ich will wissen, warum Sie ausgerechnet aus mir einen Mörder machen wollten!«
    Er zerdrückte die halb gerauchte Zigarette, blickte eine Weile schweigend zum Fenster hinaus, dann sah er mich wieder an und sagte: »Das war einfach

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