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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Köpfen. Am rechten Oberarm trugen sie die roten Armbinden ihres Wohnblocks.
    Keine einzige blaue war dabei.
    Und selbst wenn sich eine an diesem Abend auf den Hof verirrt hätte, wäre es doch nicht die gewesen, die er sich zu sehen wünschte.
    Blue March 35.11 war nicht hier.
    Sie hatte die Farm verlassen, um einem Vampir zu folgen. Und darum würde auch Red gehen. Er würde sie nicht einen Tag länger dort draußen alleinlassen. Dieser Gedanke besiegte die Angst. Jedes Mal.
    Der Aufseher, der den Transporterführern ebenfalls nachgesehen hatte, wandte sich wieder zu den wartenden Menschen um und klatschte dreimal laut in die Hände.
    »Also, ihr wisst, was zu tun ist. An die Arbeit!«
    Mit dumpfem Grollen hob sich das Tor zum Blutlager, und Red reihte sich in den Tross ein, der in die Halle strömte. Wie all die Male zuvor nahm er seinen Platz neben einer der großen Kisten ein und wartete darauf, dass sich die Transportschienen unter der Decke zu den Ladeflächen der OASIS-Fahrzeugeausfuhren. Die Arbeitsschritte waren einfach und immer gleich: Die Karabinerhaken der Tragevorrichtung in die dafür vorgesehenen Ösen einhängen, per Knopfdruck den Hebemechanismus aktivieren und die so in der Schwebe hängende Kiste bis zu den Transportern schieben. Dort nahm sie ein zweiter Arbeiter in Empfang, um sie nach Ladevorschrift zu stapeln.
    Red spürte, wie sein Mund austrocknete und seine Lippen spröde wurden. Da half es auch nichts, dass er versuchte, sie mit der Zunge zu befeuchten. Es würde alles gutgehen, wiederholte er in Gedanken. Es
musste
gutgehen. Er hatte es so genau geplant. Es konnte nicht schiefgehen.
    Während seine Kameraden mit der Arbeit begannen, bewegte sich Red vorsichtig an der Kistenreihe entlang und zählte stumm. Fünf Kisten pro Stapel. Immer fünf. Im Gedränge des ersten Arbeitsgangs würde niemand bemerken, wie er in den hinteren Teil der Halle verschwand. Dorthin, wo die Schatten dichter waren …
    Atemlos drückte Red sich in die Dunkelheit und beobachtete das Gewimmel in der Nähe des Tors. Ständig erwartete er, den Aufseher vor sich auftauchen zu sehen. Doch nichts geschah. Red hatte das Gefühl, dass Tausende winziger Käfer durch seinen Körper krabbelten. Er hatte nicht viel Zeit. Jetzt oder nie.
    Seine Finger zitterten trotz des Relacins, als er sich am Verschluss einer Kiste zu schaffen machte, die von dem spärlichen Licht unberührt war. Er fühlte mehr, was er tat, als dass er es sah, und es dauerte eine quälende Ewigkeit, bis das Schloss aufsprang.
    Schwarz glänzten ihm die Blutbeutel entgegen, als er den Deckel anhob.
    Red warf einen hektischen Blick zum Tor hinüber. Vermisste man ihn mittlerweile? Nein. Alle waren vollauf damit beschäftigt, die anstrengende Beladung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Der Eingangsbereich war schon fast leer. Bald würden die Arbeiten im hinteren Teil der Lagerhalle fortgesetzt werden.
    Hastig griff Red mit beiden Händen nach den Beuteln und schob die oberste Lage so weit wie möglich an den Kistenrand, bis eine schmale Mulde entstanden war. Ein allerletztes Mal sah er zum Eingangsbereich hinüber und vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete.
    Dann atmete er tief durch und stieg in die Kiste. Unter ihm wölbten und spannten sich die Blutbeutel. Das kleine Heizelement, das die Luft in der Kiste auf siebenunddreißig Grad erwärmte, drückte sich schmerzhaft gegen seine Hüfte. Red biss die Zähne zusammen. Es würde eng werden. Aber es würde gehen. Vorsichtig schob er eins der Bonbonpapiere aus seiner Hosentasche zwischen die Verschlusshaken und hoffte, dass es ausreichen würde, um ihm ein Entkommen zu ermöglichen.
    Dann schloss sich die Dunkelheit um ihn.
     
    Eine ganze Weile geschah nichts. Er konnte nichts hören und erst recht nichts sehen. In der Wärme klebten Reds Hose und sein T-Shirt schon nach kurzer Zeit schweißnass an seinem Körper. Die Luft war so schwer, dass er sie kaum einatmen konnte, und beinahe hätte Red dem Drang nachgegeben, den Deckel noch einmal einen Spaltbreit anzuheben.
    Doch dann drang ein Geräusch an seine Ohren, das ihn mitten in der Bewegung erstarren ließ: Mit scharfem Klacken wurden die Karabinerhaken in die Ösen seiner Kisteeingehängt. Red hielt den Atem an. Ein Ruck ging durch die Schwärze. Dann begann die Kiste sacht zu schaukeln. Ganz in seiner Nähe, nur durch den Kunststoff gedämpft, hörte er angestrengtes Schnaufen. Jemand schob die Kiste vorwärts. Die Blutbeutel

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