Die Blutmafia
B EHÖRDEN I NFORMATIONEN GEGEBEN HABEN , DIE ZUR V ERHAFTUNG ZWEIER DEUTSCHER S TAATSANGEHÖRIGER , DES G ESCHÄFTSFÜHRERS DER F IRMA ›B IO -P LASMA ‹, J OCHEN H OCHSTETT , UND DES BERUFSLOSEN , POLIZEIGESUCHTEN R ENÉ H ONOLKA GEFÜHRT HABEN .«
Rio schaltete ab.
Er ging zum Tisch, sackte dort auf dem Stuhl zusammen. Er sah sich in der fremden Küche um – und dachte nur Veras Namen. Er mußte ihre Stimme hören, wissen, erfahren, daß es sie gab …
Mein Gott! Ludwig! Ludwig, das verstehst du sicher … Ludwig, sieh doch, ich hab' eine Frau, und die ist doch schwanger …
Er ging in den großen, lichten bunten Raum, in dem das Telefon stand, und wählte seine Münchner Nummer. Vera war sofort am Apparat.
»Ich bin's«, sagte er. Schweigen. Dann vernahm er ein unterdrücktes, fassungsloses Schluchzen. »Vera, Kleines«, flüsterte er. »Weißt du, gerade habe ich im Fernsehen gesehen, daß …«
Er sprach nicht weiter. Ihm fiel ein, daß Vera Ludwig ja gar nicht kannte.
»Vera«, flüsterte er hilflos, »es ist so viel passiert … Und ich habe Probleme.«
»Du? Nein … nicht mehr.«
»Probleme mit der Polizei.«
»O lieber Gott, na gut! Jetzt, wo du dich endlich gemeldet hast, Rio, ist auch das bald vorbei. Rio, du hast doch nicht irgendwelchen Blödsinn gemacht?«
»Nein – ich meine, was heißt schon Blödsinn?«
»Nichts Schlimmes?«
»Nein.«
»Rio – o Rio, ich muß dir was sagen. Sitzt du? Hast du was zu trinken in der Nähe? Rio, es ist so unglaublich … Rio, ich bin so glücklich …«
»So? – Dann sag's endlich.«
Und sie sagte es ihm.
Er holte tief Luft, sein Arm wischte durch die Luft, riß eine Vase von einem niedrigen Plexiglastisch. Die Vase lag auf dem Boden, Wasser lief heraus, er merkte es nicht einmal.
»O Gott, Vera! – Nein!! – Du, ich muß dich sofort sehen!«
»Na sicher.«
»Aber die Polizei …«
»Das hast du jetzt schon mal gesagt. Ich ruf Paul an, dann hat sich das. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Die haben dich gesucht, weil sie dich für verrückt hielten. Aber jetzt lassen sie dich in Frieden. Fahr zum Flughafen, hörst du, Rio? Fahr sofort … Fahr zum Flughafen und nimm die nächste Maschine. Wir warten auf dich, hörst du? Wir holen dich ab. Wir haben solche Sehnsucht nach dir.«
»Wir? Wer – wir?«
»Deine Tochter und ich, du hirnrissiger Idiot!« sagte Vera und lachte.
Er aber preßte den Hörer ans Ohr, lauschte diesem glücklichen Lachen und wünschte sich, es würde nie ein Ende nehmen …
Weitere Kostenlose Bücher